Fernsehen Ronald Schill in der nächsten Reality-Show: Wie "Richter gnadenlos" zum TV-Sternchen wurde

Mit dem Titel „Kampf der Realitystars“ hat RTLZWEI den Mund ziemlich voll genommen. Richtige A-Promis sind unter den Teilnehmern wieder schwer zu finden. Aber es ist tatsächlich jemand dabei, der für eine Weile zu den bekanntesten Politikern Deutschlands gehörte.

Kampf der Realitystars: Was macht "Richter gnadenlos" in der Promi-Show?
Foto: obs/PARIS TSITSOS

Man könnte die nächste große Show auf RTLZWEI beinahe ignorieren, wäre da nicht ein einzelner Mann, bei dem so einige Zuschauer hellhörig werden dürften. Bei „Kampf der Realitystars“ 2022 (ab dem 13. April immer mittwochs um 20.15 Uhr) lässt er sich mit anderen Promis einsperren, um in lustigen Spielen gegen sie anzutreten, bis jemand die Show als Sieger verlässt. Wie ist es so weit gekommen?

Warum Ronald Schill heute bei „Kampf der Realitystars“ dabei ist

In den frühen 2000er Jahren trat in Hamburg ein Mann auf die politische Bühne, den man irgendwann auch bundesweit nicht mehr ignorieren konnte. Sein Ruf als „Richter gnadenlos“ eilte dem Juristen bald auch jenseits der Stadtgrenzen voraus. Sein politisches Motto hätte man überschreiben können mit einem Slogan wie „härtere Strafen für mehr Recht und Ordnung“.

Das kam an. Schon im ersten Anlauf hatte Ronald Schill mit seiner neuen Partei Erfolg. Er wurde Innensenator der Hansestadt Hamburg. Er wirbelte die Polit-Talkshows durcheinander. Er sprach im Bundestag. Er konnte auf Wahlerfolge in ganz Deutschland hoffen. Ronald Schill ging zu „Promi Big Brother“. Er nahm an der Datingshow „Adam und Eva“ teil und setzte seine Reise durchs deutsche Reality-TV schließlich bei „Promis unter Palmen“ fort.

Selbst jemand, der noch nichts von Schill gehört hat, wird wohl erkennen, wo der Punkt ist, an dem auf der Karriereleiter etwas schief gelaufen ist.

Schneller Aufstieg und schneller Abstieg in der Politik

Als Richter hatte Ronald Schill sich einen Ruf erworben, gerne zum härteren Strafmaß zu greifen. Im Jahr 2000 gründete er die Partei Rechtsstaatlicher Offensive. 2001 erreichte sie 19,4 % der Wählerstimmen bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg. Als Innensenator und Zweiter Bürgermeister stand Schill im Rampenlicht, machte sich aber sogar in der eigenen Koalition politische Feinde. Besondere Aufmerksamkeit erhielten im Jahr 2002 die Vorwürfe des Kokainkonsums gegen den Innensenator.

Im August 2003 kam es zum Zerwürfnis mit dem Regierenden Oberbürgermeister Ole von Beust. Schill war seinen Posten in der Landesregierung los. Kurz darauf kam es zum Bruch zwischen Schill und seiner „Schill-Partei“. Eine weitere Partei-Neugründung floppte. Es waren Geschichten voller Anschuldigungen und juristischer Auseinandersetzungen.

Und danach wurde es bald sehr, sehr still um ihn. Ronald Schill verschwand lange Jahre fast völlig aus der Öffentlichkeit, nachdem er sich in Rio de Janeiro niedergelassen hatte. Bis eines Tages etwas passierte, dias ihn jetzt in die RTLZWEI-Show „Kampf der Realitystars“ führt.

Was kann man von Ronald Schill bei „Kampf der Realitystars“ 2022 erwarten?

2014 kam die Rückkehr in die Öffentlichkeit. Schill ging zu „Promi Big Brother“. Zur gleichen Zeit kam seine Autobiografie mit dem Titel „Der Provokateur“ in den Handel. Sie wurde vor allem als Ansammlung von Prahlereien wahrgenommen, in denen Schill von zahlreichen Bettgeschichten aus seinen besten Tagen berichtete. Sogar am Gericht sei es ziemlich rund gegangen. Für das Fernsehpublikum war genau dieses Thema offenbar viel spannender als für die Leser. „Richter gnadenlos“ hatte bei seinem ersten Auftritt schon das Rezept gefunden, mit dem er im Reality-TV Erfolg haben kann. Auch bei den folgenden Sendungen ging es bei seinen Gesprächen oft um das gleiche Thema.

Für „Kampf der Realitystars“ 2022 kann man also einmal mehr mit einigen pikanten Storys aus dem Leben eines Hamburger Erfolgstypen rechnen. Und womöglich auch wieder mit einigen Annäherungsversuchen an die neuen Mitbewohnerinnen.

Eine Fußnote der Geschichte ist es übrigens, wer Schills Vorgänger im Amt des Hamburger Innensenators war. Es war ein gewisser Sozialdemokrat namens Olaf Scholz. Sein heutiger Posten ist ganz sicher weniger spaßig als Ronald Schills Gelegenheitsjob: Das öffentliche Tratschen über die wilden Jahre.

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