Neue Folgen Die seltsame Sache, über die man bei „Lecker an Bord“ von der Mosel mal kurz reden sollte

Trier · Es ist eine Sendung ohne Sorgen. Irgendwie geht alles ganz leicht von der Hand, wenn die WDR-Köche unterwegs sind. Damit es so aussieht, muss „Lecker an Bord“ auf eigenwillige Weise von der Moselreise erzählen.

 Frank Buchholz (links) und Björn Freitag sind mit Skipperin Mia Licht auf der Mosel unterwegs.

Frank Buchholz (links) und Björn Freitag sind mit Skipperin Mia Licht auf der Mosel unterwegs.

Foto: obs/WDR Westdeutscher Rundfunk

Schöne Landschaft, entspannte Menschen, leckeres Essen und viel Sonnenschein: Das alles zeigen die Bilder, die Zuschauer bei „Lecker an Bord“ aus der Mosel-Region zu sehen bekommen. Soweit so gut, denn es ist ja wirklich schön hier. Außerdem ist toll, diese Werbung zu bekommen. Für den Tourismus kann so eine positive Darstellung großartig sein.

Neben der Fahrt von Hafen zu Hafen sind die Köche Björn Freitag und Frank Buchholz vor allem mit dem Rad unterwegs. Das passt zum strahlenden Sommerwetter, mit dem die Dreharbeiten gesegnet waren. Diese Darstellung bei „Lecker an Bord“ bringt aber auch ein Problemchen mit sich. Das Bild von der Region wird dadurch nämlich sehr verzerrt.

Um das zu bemerken, braucht man eine gewisse Ortskenntnis oder einen Blick auf die Karte. Ein Beispiel dafür liefert auch die dritte Folge von der Mosel (Erstausstrahlung am Montag, 25. September, 20.15 Uhr im SWR und WDR). Es wird niemals so ausdrücklich gesagt, aber die Bilder sprechen in der Sendung eine ganz klare Sprache. Selbst Orte, die wirklich nicht an der Mosel liegen, sind scheinbar immer gleich nebenan.

Bei „Lecker an Bord“ spielt die Mosel nicht immer eine Rolle

In Folge 3 geht es zunächst mit dem Hausboot von Schweich nach Neumagen-Dhron. Vom neuen Ankerplatz aus muss Björn Freitag mal eben nach Wittlich und dort eine ausgedehnte Hoftour machen. Anschließend geht es zurück, natürlich mit neuen Zutaten im Gepäck, um gemütlich für die Kameras zu kochen, damit noch genügend Zeit für das spätere Abendessen ist. Sein Fortbewegungsmittel der Wahl ist das E-Bike – so als hätte er eigentlich keinen dringenden Zeitplan für den Tag. Mit dem Auto kennen sicher viele in der Region die Strecke. Abhängig vom genauen Ziel zeigt der Routenplaner rund 25 Kilometer an. Mit dem Auto kann das in weniger als einer halben Stunde für die einfache Fahrt klappen. Da muss man aber auch nicht strampeln.

Natürlich gelten in einer Fernsehsendung andere Gesetze. Vor allem soll die Darstellung schön sein. Die Fakten werden dabei aber ganz böse verbogen. Man erinnere sich für ein noch deutlicheres Beispiel an Folge 2, als sich ebenfalls Björn Freitag aufs Rad geschwungen hat, um mal eben von Schweich nach Burtscheid in den Hunsrück zu gelangen. Ganz ohne Stress, so als wäre der Fernsehkoch nur mal kurz zum Einkaufen die Straße hinunter gerollt. Der Routenplaner zeigt mit dem Auto mehr als 30 Kilometer an. Wer über die A 1 fährt, ist vielleicht in einer halben Stunde da.

Es ist eine schräge Geschichte, wenn man sie so präsentiert bekommt, wie sie bei „Lecker an Bord“ aussieht. Für den unbedarften Zuschauer bleibt der Eindruck zurück, hier an der Mosel sei alles ungefähr gleich weit voneinander entfernt. Es ist einfach jeder Ort quasi nebenan. Selbst wenn die Reise, wie in Folge 1, eigentlich schon ein gutes Stück weit die Saar hinauf geht. So genau interessiert das doch eh niemanden, lautet das gefühlte Motto.

Das hätte man alles auch anders zeigen können

Eigentlich schade, dass die Sendung es nicht sagen möchte, wenn sie interessante Plätze besucht, die ein bisschen weiter weg sind. Es bleibt ein Rätsel, warum „Lecker an Bord“ sich davor scheut. Vielleicht weil der Fluss dann plötzlich keine große Rolle mehr spielt. Aber seien wir mal ehrlich, für Schweich oder Neumagen-Dhron hat sich die WDR-Produktion in Wahrheit nicht besonders interessiert. Von den Anlegeplätzen aus geht es ganz schnell irgendwo anders hin.

Die schönen Geschichten aus der Region hätte man jedenfalls ohne falsche Fahrradromantik erzählen können. Dann hätten die Zuschauer sogar sehen können, dass sich längere Ausflüge rund um Mosel, Hunsrück und Eifel wirklich lohnen.

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