Günther Kaufmann gestorben - Herz-Tod beim Spaziergang

Berlin/München (dpa) · Der weiße Neger vom Hasenbergl“ wurde nur 64 Jahre alt: Nach einer Herzattacke ist der Schauspieler Günther Kaufmann in Berlin überraschend gestorben. Wie erst am späten Freitagabend bekannt wurde, war der gebürtige Münchner bereits am Donnerstag bei einem Spaziergang im Grunewald zusammengebrochen.

Medienberichten zufolge kämpften Notärzte noch zwei Stunden lang um Kaufmanns Leben, doch sie konnten dem populären Mimen nicht mehr helfen.

Schon im Februar war der Schauspieler wegen einer Herzmuskelentzündung ins Krankenhaus gekommen. Sein Tod kam trotzdem völlig überraschend. Über den Beisetzungstermin wird voraussichtlich am Dienstag entschieden. Unklar blieb am Wochenende, ob Kaufmann in seiner Heimatstadt München beerdigt wird oder in Berlin, wo er seit einigen Jahren lebte.

Aufgewachsen war Kaufmann in Münchens Problemviertel Hasenbergl als Sohn eines US-Soldaten und einer Deutschen. Daher stammt auch der Spitzname „Der weiße Neger vom Hasenbergl“, mit dem er später seine Autobiografie betitelte.

Bekannt wurde er in den 70er Jahren, als er in zahlreichen Filmen von Rainer Werner Fassbinder mitspielte. Mit dem legendären Regisseur drehte Kaufmann 16 Filme wie „Berlin Alexanderplatz“, „Die Ehe der Maria Braun“ und „Querelle“. In den 90er Jahren folgten Rollen in TV-Serien wie „Derrick“ oder „Der Alte“, ehe er im Jahr 2009 als Kandidat im RTL-Dschungelcamp („Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“) auf den Bildschirm zurückkehrte.

Zuvor hatte Kaufmann mehrere Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen: Aus Liebe zu seiner todkranken Frau hatte er ein falsches Geständnis abgelegt und sich 2002 für den Mord an seinem Steuerberater zu 15 Jahren Haft verurteilen lassen. In Wahrheit soll Kaufmanns inzwischen verstorbene Ehefrau den Steuerberater um mehr als 500 000 Euro betrogen und die eigentlichen Täter zu dem Mord angestiftet haben.

„Ich kam mir vor wie ein Schauspieler, der vor der Kamera steht und eine Rolle spielt“, erzählte Kaufmann in einer ARD-Dokumentation, die eigentlich erst im Juni Premiere feiern sollte, jetzt aber schon an diesem Montag um 23.30 Uhr ausgestrahlt wird. Fast drei Jahre saß Kaufmann damals ab - bis die wahren Täter überraschend dingfest gemacht wurden. Der Schauspieler widerrief daraufhin sein Geständnis und wurde in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.

Kaufmann - der auch Vater von zwei erwachsenen Kindern ist - war in den letzten Jahren auch wieder des öfteren auf der Leinwand zu sehen. Als „Schrecklicher Sven“ in der jüngsten Wickie-Verfilmung trat er ebenso auf wie im Kino-Hit „Türkisch für Anfänger“. Unter dem Titel „Die zweite Garnitur Gottes“ sollte im kommenden Jahr sogar ein Spielfilm über sein Leben ins Kino kommen, in dem Kaufmann selbst die Hauptrolle spielen wollte - doch dazu kam es nicht mehr.

Einen so frühen Tod habe er nicht verdient, sagte die Co-Autorin von Kaufmanns Autobiografie, Gabriele Droste, der Nachrichtenagentur dpa. „Er hatte noch so große Pläne und war in unserem letzten Telefonat vor einigen Tagen richtig gut drauf.“

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