EUROPA Brüssel bastelt an einem „Batterie-Airbus“

Brüssel · Die EU-Kommission plant mit der Industrie den ganz großen Wurf in der Zell-Produktion für die E-Mobilität.

Wenn es um Batterien für E-Autos geht, steht Europa auf Entwicklungsland-Niveau. 88 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten für Batterie-Zellen sind in Fernost angesiedelt: China, Japan und Korea. Und die USA holen auf. Die Europäer haben verstanden, dass die nahezu komplette Abhängigkeit der in der EU ansässigen Industrie von Herstellern auf anderen Kontinenten ein großer Wettbewerbsnachteil ist. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die EU-Kommission die Elektromobilität stark fördert und nach ihren Szenarien 2025 schon 15 Prozent aller neuzugelassenen PKW und Transporter E-Mobile und Niedrig-Emissionsfahrzeuge sind.

 EU-Vize-Präsident Maros Sefcovic will nun die EU in Sachen Batterie-Technik auf Augenhöhe mit Asien bringen. Dafür will er viel Steuergeld als Subventionen in die Hand nehmen und die Industrie zu einem Mega-Gemeinschaftsprojekt an einen Tisch bringen. Das Vorhaben ist so ambitioniert, dass es in Brüssel schon unter dem Stichwort „Batterie-Airbus“ firmiert. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, an ersten Gesprächsrunden haben auch Bosch und BASF teilgenommen. Bosch wird in Brüssel am ehesten zugetraut, das nötige finanzielle Stehvermögen mitzubringen. BASF könnte die Chemie für die Batterien liefern. Am 22. Februar will Sefcovic seinen Fahrplan für die Batterie-Allianz vorstellen. Fliegt das Projekt „Batterie-Airbus“? Und: Kann es der europäischen Industrie in einem Gemeinschaftsunternehmen dann auch noch gelingen, den Platzhirschen in Fernost Konkurrenz zu machen so wie vor Jahrzehnten Airbus dem US-Unternehmen Boeing? Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Klar ist so weit: Die EU nimmt Maß an der Groß-Batterie-Fabrik, die Tesla-Gründer Elon Musk für fünf  Milliarden US-Dollar in Zusammenarbeit mit Panasonic in der Wüste von Nevada bauen lässt. In Brüssel rechnet man damit, dass das Finanzvolumen des EU-Projektes deutlich kleiner ausfallen würde. Wie man hört, wird in Brüssel über Beträge wesentlich unter 2,5 Milliarden Euro gesprochen. Die Idee ist, dass sich an dem Batterie-Airbus möglichst Unternehmen von der gesamten Wertschöpfungskette beteiligen, vom ­Chemieunternehmen bis zu Herstellern von E-Autos.

Allerdings stößt Sefcovic bei den Unternehmen auf große Skepsis. Ihre Wachstumserwartungen sind überaus verhalten. Sie stellen sich die Frage: Wann ist der Bedarf an Batterien für E-Autos so hoch, dass sich das Investment für sie auszahlt? Ein Kenner der Szene: „In der Automobilindustrie glauben sie selbst nicht daran, dass es bis 2025 den Bedarf an nennenswerten Stückzahlen gibt.“ Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2022 nur zwei Prozent des weltweiten Autoabsatzes auf das Segment reine E-Autos entfallen. Der einzige Markt mit hohen Stückzahlen dürfte China sein. Die chinesischen Hersteller bedienen sich aber schon jetzt aus heimischer Produktion. Da wird für Europäer nicht viel Geschäft zu machen sein.

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