Katholische Kirche Ich sehe was, was du nicht siehst

Trier · Trierer Bischof erprobt das neue Präventionsspiel gegen sexuellen Missbrauch - ein Brettspiel, das sensibilisieren soll.

 Bischof Stephan Ackermann und Bistumssprecherin Judith Rupp mit dem neuen Präventionsspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“.

Bischof Stephan Ackermann und Bistumssprecherin Judith Rupp mit dem neuen Präventionsspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“.

Foto: Katja Bernardy

Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche hat die gesamte Gesellschaft erschüttert und dazu geführt, dass auch der Prävention mehr Beachtung geschenkt wird.

Im Bistum Trier wurde 2012 die Fachstelle Kinder- und Jugendschutz ins Leben gerufen. Vorbeugung hat dort viele Gesichter: Auf der Internetseite wird etwa über das Thema sexualisierte Gewalt informiert – oder Mitarbeitende werden geschult. Jetzt soll auch ein neues Spiel dazu beitragen, Gefahren aufzudecken und Gewalt zu unterbinden.

Drei Jahre lang haben sich Mitarbeiterinnen der Fachstelle unter der Leitung von Birgit Wald mit Studierenden der Hochschule Trier ausgetauscht und ein Spiel kreiert. Die Masterstudenten gehören zum Fachbereich Gestaltung, Fachrichtung Kommunikationsdesign, unter Leitung von Professor Babak Asbagholmodjahedin. Angehende Erzieherinnen der katholischen Fachschule St. Helena haben das Spiel getestet.

Die Herausforderung sei gewesen, das schwierige Thema in ein Spiel zu packen, sagte der Professor. Denn Missbrauch und Spiel sei ein Widerspruch an sich.

Das Ergebnis unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von bekannten Gesellschaftsspielen: ein Spielbrett, Figuren, ein Würfel, fünf Stapel Aktionskarten. Es ist für Leute von 16 bis 99 und für Gruppen von 4 bis 16 Personen konzipiert.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier und Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche, war zur Präsentation und zum offiziellen Testspiel in die Hochschule gekommen. An mehreren Tischen wurde gespielt.

Mit dem Bischof spielten Mitarbeiterinnen der Fachstelle, Professor Asbagholmodjahedin, Studierende und Ackermanns Sprecherin Judith Rupp.

Nach wenigen Minuten waren die Mitmachenden ins Spiel versunken. Die Teams würfelten, bewegten je nach Punktzahl die Figuren und zogen Aktionskarten aus den Sparten Konfrontation, Gefühle, Achtsamkeit, Fallbeispiele und Bilder. Sie stuften auf den Karten etwa beschriebene Situationen als angemessen oder unangemessen ein, diskutierten über Fallbeispiele. Ist der beschriebene Fall grenzverletzend? Liegt eine Straftat vor?

Oder die Spieler spürten in ihre Körper hinein. Neben Achtsamkeitsübungen wurde auch die Wahrnehmung nach außen erprobt: Was bleibt hängen, wenn man zwei Sekunden Zeit hat, ein Bild zu betrachten?

„Spielerisch werden Informationen weitergegeben, die auch während der Präventionsschulung vermittelt werden“, sagte Birgit Wald. Laut Bischof Ackermann ist immer noch zu spüren, dass es Abwehrmechanismen gegen Präventionsmaßnahmen gibt.

Dieses Spiel zu spielen heiße nicht, jemandem etwas zu unterstellen, sondern die Achtsamkeit zu erhöhen, sagte der Bischof.

Ein dickes Lob richtete der Bischof an die Macher von „Ich sehe was, was du nicht siehst“: „Ich werde als Werbehändler unterwegs sein, weil das Spiel gut ist.“ Denn man komme gut miteinander ins Gespräch, resümierte der Missbrauchsbeauftrage der katholischen Kirche, bevor er sein Team weiter unterstützte. Spiel und Prävention scheinen durchaus zu passen, wenn es hilft, Gefahren und Gewalt zu verhindern oder aufzudecken.

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