Porträt Aus der Punkband auf die Europaliste

Frankenthal · David Schwarzendahl ist rheinland-pfälzischer Spitzenkandidat der Linken.

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Schon mit zwölf Jahren hat er an seiner ersten Demonstration teilgenommen – als Schlagzeuger einer Punkband. „Ich mache schon immer Politik“, sagt David Schwarzendahl (36) aus Frankenthal, der bei der nahenden Europawahl als Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Partei Die Linke antritt. Auf Listenplatz 18 der Bundesliste stehen seine Chancen für einen Einzug ins Parlament zwar schlecht, doch war es ihm wichtig, dass überhaupt ein Rheinland-Pfälzer dabei ist.

„Ich habe ein dringendes Bedürfnis etwas zu verändern“, sagt der dreifache Vater, ein gelernter Buchbinder, der seit 2016 Sachbearbeiter im Wahlkreisbüro des Linkenbundestagsabgeordneten Alexander Ulrich ist.

Wegen dieses Bedürfnisses engagiert er sich als Lokalpolitiker – unter anderem im Stadtrat Frankenthal. „In der Kommunalpolitik kann man deutlich sehen, dass sich etwas tut“, sagt er. Als stellvertretender Landesvorsitzender der Linken blickt Schwarzendahl allerdings auch auf ganz Rheinland-Pfalz.

In dieser Funktion fordert er immer wieder den Abzug der US-Atombomben, die auf dem Fliegerhorst Büchel lagern sollen. Ebenso wie den schrittweisen  Abzug „an Kriegsgerät und Truppen“ der in Ramstein und Spangdahlem stationierten Amerikaner. Das Gelände solle renaturiert werden. „Wir sind nicht anti-amerikanisch“, sagt der Pfälzer. Er selbst sei großer Football-Fan. Ihm gehe es um den Frieden. „Wenn ein Präsident über Twitter Weltpolitik macht …“

Für Europa sind ihm folgende Veränderungen besonders wichtig: Er fordert die Einführung eines EU-weiten Mindestlohns. „Wir müssen Dumpinglöhne einschränken“, sagt er. Auch will er offene Grenzen. „Es wäre ein sinnvoller Anfang, Leute im Mittelmeer nicht mehr ertrinken zu lassen.“ Flüchtlinge gelte es EU-weit so zu verteilen, dass jedes Land gleich viele aufnimmt. Und jenen Nationen, die sich weigern, müsse man Subventionen streichen. Auch sei es wichtig, Flüchtlingscamps zu humanisieren. „Die Gewalt gegenüber Frauen und Kindern ist unbeschreiblich“, sagt Schwarzendahl.

Zudem fordert er auch für das EU-Parlament ein Initiativrecht – also das Recht, Gesetzesvorschläge auszuarbeiten und einzubringen. Aktuell hat nur die EU-Kommission dieses Recht. Eine deutliche Absage erteilt er der Idee einer Europa-Armee und wünscht sich allgemein „mehr Europa, weniger Bürokratie“.

In der Landwirtschaft will er weg vom Gießkannenprinzip, das auch Bodenspekulanten subventioniere und er will Qualität statt Quantität. Klimaschutz ist ihm ebenfalls wichtig. „Ich finde es super, dass junge Leute uns daran erinnern, dass wir nur eine Welt haben“, sagt er.

Weit oben auf seiner Agenda steht auch der Kampf gegen rechts. Das ist schon so, seit er mit zwölf in einer Punkband auf seiner ersten Demo spielte.

 David Schwarzendahl aus Frankenthal geht als Spitzenkandidat der Linken in Rheinland-Pfalz in den Europawahlkampf.

David Schwarzendahl aus Frankenthal geht als Spitzenkandidat der Linken in Rheinland-Pfalz in den Europawahlkampf.

Foto: Privat

Und nun fordert er alle auf, am 26. Mai wählen zu gehen. Denn wählen sei wie Zähne putzen. „Wenn man es nicht macht, wird es braun.“

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