Gesundheit Ein Krisenstab gegen das Coronavirus

Berlin · Die Fallzahlen in Deutschland steigen und Berlin reagiert. Die Bundesregierung stellt Maßnahmen gegen Seuche vor.

 Zum Schutz vor Coronavirus wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten.

Zum Schutz vor Coronavirus wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten.

Foto: dpa/Christian Charisius

In Deutschland sind bislang nur wenige Infektionen mit dem neuen Coronavirus bekannt. Zuletzt gab es jedoch zehn neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Auch in anderen europäischen Ländern steigt die Zahl der Infizierten deutlich.

Die Bundesregierung richtete jetzt einen Krisenstab ein, um die Bevölkerung besser zu schützen.

Nach Einschätzung von Innenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich die „Lage deutlich verschärft“. Man spreche derzeit bewusst von einem „Beginn der Epidemie“. Das bedeute, es werde bei den Corona-Fällen eine „weitere Entwicklung nach oben geben“, so Seehofer. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stimmte die Bevölkerung auf eine Ausbreitung des Virus ein.

Gemeinsam gingen die beiden Ressortchefs am Donnerstag vor die Presse, um ihre Pläne zur Bekämpfung der Seuche vorzustellen. Bereits am Tag davor hatten beide Minister dazu einen Krisenstab eingerichtet.

Er soll sich vor allem mit der Frage beschäftigen, wie man die „Infektionskette“ in und auf dem Weg nach Deutschland in den Griff bekommen kann. Denn beim Coronavirus besteht die „neue Qualität“ (Spahn) darin, dass es inzwischen nicht mehr so einfach ist, sämtliche persönlichen Kontakte von Infizierten zurückzuverfolgen, um die entsprechenden Verdachtsfälle unter Quarantäne zu stellen. So hatte zum Beispiel ein Paar aus Nordrhein-Westfalen an einer Karnevalsveranstaltung teilgenommen, bevor das Virus bei beiden Partnern entdeckt wurde. Nachfolgend die wichtigsten Gegenmaßnahmen der Bundesregierung:

PANDEMIEPLÄNE In Deutschland gibt es einen nationalen Pandemieplan. Die Länder haben jeweils eigene Pläne. Sie sind eigentlich für das verstärkte Auftreten einer Grippe gedacht. Nun sollen diese Pläne aktualisiert werden. Der Bund hat dabei eine koordinierende Funktion. Die Länder entscheiden zum Beispiel, in welchen Krankenhäusern Infizierte schwerpunktmäßig behandelt werden. Auch die Frage, ob Großveranstaltungen stattfinden oder nicht, ist Sache der örtlichen Behörden. Der Bund kann hier nur Empfehlungen geben.


AUSSTEIGERKARTEN Bislang wurden nur die persönlichen Daten von Fluggästen erfasst, die aus China nach Deutschland kommen. Künftig soll das auch für Passagiere gelten, die in anderen Ländern mit hohen Fallzahlen gestartet sind. Dazu zählen Italien, der Iran, Südkorea und Japan. Der Schiffsverkehr wird ebenfalls in die Datenerfassung einbezogen.

Auch Reisende im grenzüberschreitenden Zug- und Busverkehr sollen Aussteigerkarten ausfüllen. Dadurch können sie schnell ausfindig gemacht werden, sollten Mitreisende in den jeweiligen Verkehrsmitteln bereits infiziert gewesen sein. Für das Unterbrechen von Infektionsketten sei dies unverzichtbar, meinte Seehofer.


TESTS Spahn versicherte, dass alle Tests auf das Coronavirus von den Krankenkassen übernommen würden. Im Zweifel sei es auch besser, mehr zu testen als einmal zu wenig. „Es darf nicht am Geld scheitern“, betonte Spahn. Die Entscheidung obliege einzig dem Arzt. Die Tests erfolgen mittels Speichelproben. Nach Angaben Spahns sind „fast alle Labore“ zur gesundheitlichen Versorgung in Deutschland in der Lage, sie auszuwerten. Auch Asylbewerber werden laut Seehofer auf das Coronavirus getestet. Grund seien vorbelastete Länder wie der Irak oder Afghanistan, über die viele Flüchtlinge einreisen würden.


INFORMATIONEN Spahn betonte, dass Bund und Länder Hotlines zum Thema Coronavirus geschaltet haben. Auch über die Nummer 116 117 zur Vergabe von Arztterminen seien entsprechende Informationen abrufbar. Zuletzt war die Website des Robert-Koch-Instituts, der Bundesbehörde für Infektionskrankheiten, offenbar wegen des großen Informationsbedarfs zeitweilig nur eingeschränkt zu erreichen. Am Donnerstag funktionierte sie wieder. Der Verunsicherung in der Bevölkerung könne man am besten begegnen, wenn die Menschen fundierte Antworten bekämen, sagte Spahn.

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