Kino Die gruselige Geburtsstunde des Sommer-Blockbusters

Die aktuelle Situation kann auch etwas Gutes haben. So finden einige Menschen Zeit für Kinoklassiker. In einer Serie stellen wir die schönsten vor. Heute: Steven Spielbergs Meilenstein „Der weiße Hai“.

 Richard Dreyfuss als Matt Hooper in einer Szene von „Der weiße Hai“.

Richard Dreyfuss als Matt Hooper in einer Szene von „Der weiße Hai“.

Foto: picture alliance/dpa/dpa

Lange bevor Steven Spielberg die Kinozuschauer mit spektakulären Filmhits wie „Jäger des verlorenen Schatzes“, „E.T.“ oder „Jurassic Park“ begeisterte und mit Dramen wie „Schindlers Liste“ oder „Der Soldat James Ryan“ zu Tränen rührte, schockte er als junger Regisseur im Sommer 1975 mit seinem Thriller „Der weiße Hai“. „Jaws“, so der Originaltitel, war damals der bis dato erfolgreichste Kinofilm und gilt als Geburtsstunde des Sommer-Blockbusters. Er taucht regelmäßig in Listen der besten Filme aller Zeiten auf. Die Oscar-prämierte Filmmusik von Komponist John Williams mit dem alarmierenden „Da-dam-da-dam-da-dam“-Thema ist legendär.

Auch 45 Jahre später hat Spielbergs Frühwerk nichts von seiner angsteinflößenden Wirkung verloren. Das wird schon in den ersten Minuten klar, wenn eine nächtliche Schwimmerin brutal durchs Wasser gezerrt wird und in Todesangst panisch schreit. Sie hat keine Chance.

Sheriff Brody (Roy Scheider) hat seinen Job in dem Badeort Amity gerade erst angetreten, schon muss er sich mit einer übel zugerichteten Leiche befassen und mitten in der Hochsaison ähnliche Entscheidungen treffen wie Politiker während der Corona-Krise: Sicherheit oder wirtschaftliche Interessen – was hat Vorrang?

Dass Brody den Strand sperren lässt, erzürnt die Insulaner, die auf das Geld von Touristen angewiesen sind. Doch kaum sind die ersten wieder im Wasser, schlägt das Ungetüm erneut zu.

Zimperlich war Spielberg nicht – auch ein Kind fällt dem Hai zum Opfer. Schließlich geht Sheriff Brody mit dem Meeresforscher Hooper (Richard Dreyfuss) und dem knorrigen Kriegsveteranen Quint (Robert Shaw) auf die Jagd.

Zugegeben, in manchen Momenten sieht der Fisch etwas künstlich aus. Doch der Spannung schadet das kein bisschen. Zumal er lange kaum zu sehen ist und dadurch nur noch bedrohlicher wirkt. Das Finale zwischen Mensch und Hai auf dem offenen Meer ist absolut packend.

Die vielleicht stärkste Szene ist dabei ein Gespräch der Männer, das auf einem realen Drama beruht. Quint erzählt vom Überlebenskampf nach dem Untergang der USS Indianapolis. Bis die Schiffbrüchigen nach Tagen gerettet wurden, waren sie ständigen Hai-Angriffen ausgesetzt. Bei Quints Erzählungen jagt es einem Schauer über den Rücken.

Wenn an diesem Meisterwerk überhaupt etwas zu kritisieren ist, dann nur, dass Spielberg dem Ruf der Haie nachhaltig geschadet hat. „Der weiße Hai“ schuf die Grundlage für drei Fortsetzungen und zahlreiche Nachahmer wie „Deep Blue Sea“ oder „The Meg“, die das Image des Hais als seelenloser Killer manifestierten. Dabei ist es in Wahrheit wie in Spielbergs Film: Am Ende ist der Mensch für den Hai gefährlicher. Philip Dethlefs, dpa

Anlässlich des 45. Jubiläums erscheint der Film am 18. Juni bei Universal Pictures in neuen Fan-Editionen auf DVD und Blu-ray.  Zum ersten Mal erscheint „Der weiße Hai“ als 4K Ultra HD im limitierten Steelbook, außerdem gibt es alle vier „Der Weiße Hai“-Teile als limitierte Mediabooks (inklusive Blu-ray und DVD) mit 28-seitigem Booklet.

(dpa)
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