Sinfoniekonzerte An Engagement mangelte es nicht

Trier  · Im 3. Sinfoniekonzert unter Dirigent Wolfgang Katschner gab es etliche Probleme.

 Blumen zum Dank: Das Städtische Orchester, Solisten und Dirigent Wolfgang Katschner nach dem Sinfoniekonzert.

Blumen zum Dank: Das Städtische Orchester, Solisten und Dirigent Wolfgang Katschner nach dem Sinfoniekonzert.

Foto: Christoph Traxel

Dass ein Trierer Sinfoniekonzert so abrupt enden würde – wer hätte das gedacht! In den letzten Takten von Telemanns „Wassermusik“ gab es am Donnerstagabend im Publikum einen Notfall, der ärztliche Behandlung und den Einsatz des Rettungswagens erforderlich machte. Das Orchester brach ab, Dirigent Wolfgang Katschner drehte sich zum Publikum, wünschte „schöne Weihnachten“  und verließ rasch das Dirigierpodium.

An Engagement mangelte es im 3. Sinfoniekonzert gewiss nicht. Die Trierer Philharmoniker musizierten in kleiner Besetzung hochkonzentriert. Gastdirigent Wolfgang Katschner dirigierte mir runder, ausgreifender und dabei präziser  Gestik. Bachs C-Dur-Ouvertüre (BWV 1066) hatte Klarheit und Klangkonturen, und die Bläser, vor allem das Fagott mit seiner anspruchsvollen Partie, hielten sich achtbar. Kleine Instrumentations-Retuschen und der Austausch von zwei Sätzen fallen dabei zweifellos in die Rubrik „künstlerische Freiheit“.

Und Telemanns „Wassermusik“ entfaltete bei Katschner und den Philharmonikern viel von ihrer bildkräftigen Anschaulichkeit.

Und doch fiel das künstlerische Ergebnis nicht optimal aus. Wolfgang Katschner und die Philharmoniker zogen die Musik durch – ordentlich und mit einer gewissen Solidität, aber ohne den Reiz leuchtender Klangfarben und bewegter Rhythmen. Viel zu selten schwingt diese Musik freudig oder gelassen aus. Viel zu selten lädt sie den Hörer ein in ihre Klangwelt. Zum Problemfall entwickelte sich Antonio Vivaldis Sopran-Solokantate „Laudate pueri“.

Eva-Maria Amann stellt sich den Schwierigkeiten dieser ausgedehnten Komposition. Sie stellt sich den Koloraturen, den Sprüngen, der stellenweise höchst komplexen Harmonik. Und sie steht diese große Partie, die für sie auf weite Strecken recht tief liegt, mit  enormer Energie durch. Alle Achtung!

Vom Orchester freilich erhält sie wenig Rückhalt. Bei Katschner und den Philharmonikern klingt der Instrumentalsatz blass, neutral, kaum einmal rhetorisch geschärft. Nicht auszuschließen, dass die Zeit vom Probenbeginn am Montagabend bis zum Konzert am Donnerstag einfach nicht reichte. Bei Bachs Kantate 61 „Nun komm, der Heiden Heiland“ indessen stand es anders. Vielleicht hatte man für dieses Werk mehr Probenzeit investiert. Jedenfalls fiel die einleitende Ouvertüre mit ihren gezackten Rhythmen energisch, deutlich, präzise und festglänzend aus.

In der Tenor-Arie „Komm Jesu. komm“  kultiviert das Orchester einen hinreißend lebhaften Gigue-Tanzrhythmus. Tenor Derek Rue freilich, und auch Bass Karsten Schröter im folgenden Rezitativ, sie singen ihre Partien schlecht und recht, vermitteln aber von einem echten, textbezogenen Bach-Gesang kaum mehr als eine Ahnung.

Aber dann Eva-Maria Amann!   In der Sopran-Arie „Öffne dich, mein ganzes Herze“  leuchtet ihre Stimme, strahlt zu Cello und Laute einen wunderbar warmen Glanz aus. Und die  Ensembles im ersten und letzten Satz mit Silvia Lefringhausen, Derek Rue und Karsten Schröter führt sie so sicher und entschieden an, dass die klar und präsent geraten und sicherlich niemand einen Chor vermisste.

Vielleicht benötigt ein  Barockprogramm bei den Philharmonikern mehr Probenzeit. Vielleicht ist das allzu nüchterne Trierer Theater ganz einfach der falsche Ort dafür gewesen. Jedenfalls gibt es gute Gründe, mit den Trierer Philharmonikern und Experten wie Wolfgang Katschner weiter vorklassische Musik zu erarbeiten. Und Ausschau zu halten nach einem Raum, der für diese Musik geeigneter ist.

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