Unterm Stich – Die Kulturwoche 39 Haselnüsse und zwei Oscars

Früher, ganz früher, als das Wünschen noch geholfen hat und es im Fernsehen nur drei Tasten fürs Erste, Zweite und Dritte Programm gab, da stand in den Fernsehzeitschriften unter manchen Sendungen „Wiederholung vom …“, und dann folgte ein Datum oder manchmal auch mehrere, um dem Zuschauer einen dezenten Hinweis darauf zu geben, dass er seine kostbare Zeit nicht mit Zwei-mal-das-Gleiche-Gucken verschwenden sollte.

Abgesehen davon, dass der Hinweis auf die Wiederholungen heute nicht selten den zur Verfügung stehenden Platz sprengen würde, gibt es andererseits auch manches, das man gern noch mal anschaut – sei es, weil es einem gefallen hat, sei es, weil man einiges beim ersten Mal nicht mitbekommen hat oder weil man sowieso alles immer vergisst.

Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen, genauer gesagt, zwei, bei denen die Wiederholung  systemisch angelegt ist: „Dinner for One“, das Original, wird am 31. Dezember auf allen Dritten Programmen rauf und runter gesendet, und die mundartlichen Nachschöpfungen (ganz miese Kopien im Grunde) füllen auch so manche Viertelstunde am letzten Tag des Jahres. Und dann ist da noch der „Silvesterpunsch“ von Ekel Alfred (Heinz Schubert) und seiner kuhdummen und -treuen Gattin Else (Elisabeth Wiedemann), der – zumindest im WDR – schon seit Jahren aufgeköchelt wird.

Konkurrenz erwächst den Wiederholungstätern nun auch noch aus dem Ausland. „Tri orísky pro Popelku“ heißt der Film, und wenn Sie den Titel möglicherweise auch noch nie gehört haben – was sich dahinter verbirgt, dürfte vielen, vor allem vielen Kindern, bekannt sein. Alle Jahre wieder der Prinz im Schnee, der Schuh auf der Treppe zum Schloss, die Eule Rosalie und die Musik von Karel Svoboda:

Der Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ von 1973 - eine Koproduktion der damaligen CSSR und DDR - ist zur Weihnachtszeit immer schon Kult gewesen. In diesem Jahr allerdings sind die geballten Wiederholungen rekordverdächtig: 13 (!) Mal – und damit einmal mehr als „Dinner for One“ im vergangenen Jahr (ohne die regionalen Versionen) kann der Film angeschaut werden – zum ersten Mal am 24. Dezember um 12.05 Uhr, zum letzten Mal am 26. Dezember um 16.10 Uhr. Und wem das noch immer nicht genügt: Dank Streaming-Diensten wie Amazon Prime, Netflix und Maxdome kann der Film natürlich auch das ganze Jahr - wann immer gewünscht - angeschaut werden. Eine gute Nachricht: Da kann der Fernseher an den Weihnachtstagen kalt bleiben.

Keine Wiederholung dagegen ist ein Film, den Arte am 18. Dezember um 22.30 Uhr zeigt: „Bette Davis – Der dunkle Blick“ heißt die Dokumentation von Sabine Carbon über die amerikanische Schauspielerin, deren Augen die Sängerin Kim Carnes in den 80er Jahren ein musikalisches Denkmal setzte („Bette Davis‘ Eyes“). In Hollywood galt sie als die Frau, die im Film am Ende keiner haben will – vermutlich, weil sie einfach zu intelligent oder selbstbewusst war, um sich weinsteinmäßig vernaschen zu lassen. Selbst ihrem Produzenten Jack Warner zeigte sie, was eine Harke ist: Auf dem Höhepunkt ihrer Hollywood-Karriere 1936 wehrte sie sich gegen das Studio-System und verklagte Warner, um mehr Mitspracherecht und bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen. Den Prozess verlor sie zwar; das war aber kein Grund für sie, das Kriegsbeil zu begraben.

Auf den Spuren dieser ebenso außergewöhnlichen wie umstrittenen Frau wandelt die einstündige Doku, der einer ihrer besten Filme vorausgeht: In „Alles über Eva“, 1950 entstanden, spielt die elf Mal für den Oscar Nominierte und zweimalige Oscar-Gewinnerin den Theaterstar Margo Channing, der eiskalt abserviert wird – nicht von einem Mann, sondern von einer Konkurrentin. Dafür legt ihr der Drehbuchautor und Regisseur Joseph L. Mankiewicz einen der besten Sprüche ihrer Filmlaufbahn in den Mund: Als sie einen deftigen Kampf heraufziehen sieht, verkündet sie den anwesenden Gästen: „Fasten your seatbelts – it’s going to be a bumpy night.“ no/dpa

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