Mosel Musikfestival Amarcord-Konzert: Statt Mythos Wellness fürs Ohr

Bernkastel-Wehlen · (er) Eigentlich denkt man  bei „Amarcord“ nicht an Wien, sondern an Federico Fellinis großartigen gleichnamigen Film. Das Wort aus dem italienischen Dialekt heißt so viel wie „ich erinnere mich“.

In Sachen Erinnerung waren auch die vier Musiker, die sich Amarcord Wien nennen, zum Mosel Musikfestival ins Kloster Machern gekommen. Um den Mythos der österreichischen  Hauptstadt ging es, die bekanntlich mal eine europäische Musikmetropole war.

Was als heitere musikalische Mythologie angekündigt war, entpuppte sich allerdings als eine mühsam aufpolierte alte Geschichte. Daran konnten auch die Pfeifeinlagen und die bemühte Wiener Schmäh von Moderator Tommaso Huber, nach  bewährter Nestroy-Methode „Einen Jux will er sich machen“, nichts ändern. Dabei war die Mischung aus Stücken von Richard Heuberger, Franz Léhar, Eric Satie  und  Zeitgenossen wie Marcus Davy blumig. Mit Aleksey Igudesman kam noch ein Schuss Anatevka hinzu. Und auch die Formation aus Geige, Cello, Bass und Akkordeon hätte spannend werden können. Stattdessen klang alles so ziemlich gleich: Wellness fürs Ohr mit rasanten Geigeneinlagen fürs Feurige und Streicher-Schmalz fürs Betrübliche. Überraschendes bot da nur das bisweilen chaotische Zusammenspiel.

Dass so manche Bearbeitung  eher eine „Verschlimmbesserung“ ist, war am Beispiel Eric Saties zu erleben. Als Zugabe gab es dann aber doch noch ein schönes Betthupferl mit Schostakowitschs berühmten Walzer No.2. Den 170 Zuhörern gefiel es – ah geh.

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