Rheinland-Pfalz Auf Marx folgt Heimat: Kultursommer in Rheinland-Pfalz

Trier/Daun/Mainz · Das Land setzt 2019 auf erfolgreiche Regionalkrimis in der Eifel, moderne Filme im Hunsrück und mehr Kapital.

 Enthüllte Marx Statue am simeonstiftplatz

Enthüllte Marx Statue am simeonstiftplatz

Foto: Friedemann Vetter

Jacques Berndorf bahnte regionalen Krimis mit Nervenkitzel aus der Eifel den Weg, der Morbacher Edgar Reitz verfilmte den Hunsrück in einer bekannten Trilogie. Beide Größen eint, die Region weit über den Tellerrand hinaus bekanntgemacht zu haben. So ist es kein Wunder, dass der Eifeler und der Hunsrücker eine gewichtige Rolle beim Kultursommer 2019 einnehmen, der sich voll und ganz um Heimat dreht. Das verriet Kulturminister Konrad Wolf (SPD) in Mainz. Während sich Tatort Eifel vom 13. bis 21. September dem Regionalkrimi widmet, hat Produzent Edgar Reitz die Patenschaft eines neuen Hunsrück-Filmfestivals übernommen, das erstmals in Simmern ausgetragen wird und bislang nicht terminiert ist. Geht es nach Kultursommer-Geschäftsführer Jürgen Hardeck, steht dabei nicht die bekannte Heimat-Trilogie von Reitz im Mittelpunkt des Geschehens. „Es geht um den jungen, europäischen Heimatfilm, für den wir Regisseure aus vielen Ländern einladen werden“, kündigt er an.

Warum aber greift das Land für den Kultursommer überhaupt die Heimat auf? Minister Wolf sagt, der Begriff werde wieder diskutiert, verknüpft mit Landlust und Landflucht, könne Geborgenheit und Enge bedeuten. „Mit Sicherheit kann man sagen, dass Heimat nie etwas Statisches war, gerade in einem wegen Rhein und Mosel seit Jahrhunderten klassischen Durchgangsland wie Rheinland-Pfalz“, sagt der SPD-Politiker. Die Veranstaltungen sollen zeigen, was in der Heimat steckt. Und bei den Kulturschaffenden kommt der Slogan an. „Bei mir stapeln sich weit mehr als 300 Anfragen“, sagt Hardeck.

Das seien weit mehr Förderanträge als zu diesem Jahr, wo das Land auf Industrialisierung setzte. Dabei dominierte bei den Kulturschaffenden – natürlich – Karl Marx zu seinem 200. Geburtstag. „Alleine in Trier und dem Umland gab es jede Woche mindestens eine Veranstaltung, die sich mit Marx beschäftigt hat“, sagt Wolf. Das Jubiläum bezeichnet der SPD-Politiker als Erfolg. „Besucher und Journalisten aus aller Welt haben die Region besucht. Wir haben uns Marx aus seiner Zeit heraus angesehen, seine philosophischen Aufarbeitungen zu sozialen Verwerfungen beleuchtet und über die verschiedenen Standpunkte zu seiner Rolle eine Debatte erlebt.“

Landesweit besuchten 700 000 Besucher gut 200 Projekte, die der Kultursommer in diesem Jahr gefördert hat. Während Freiluft-Veranstaltungen vom heißen Sommer profitierten, hätten andere Events Einbußen hinnehmen müssen, sagt Wolf. In der Region Trier fielen die Bilanzen bei großen Veranstaltungen des Kultursommers gemischt aus.

Während das Mosel Musikfestival mit 11 000 Besuchern 33 Prozent weniger Gäste als 2017 meldete und die Hoffnung auf professionelleres Marketing auch nach Mainz durchgedrungen sein dürfte, waren beim Eifel-Literatur-Festival 15 von 24 Veranstaltungen bei mehr als 14 000 Gästen ausverkauft. Organisator Josef Zierden hatte den 50 000-Euro-Zuschuss von Rheinland-Pfalz bei einem Blick auf andere Festivals jedoch nur als „Schnäppchen“ bezeichnet.

Geht es nach Minister Wolf, könnte künftig mehr Geld in die Projekte fließen. Bis 2020 will das Land den Kulturhaushalt um 11,5 Millionen Euro auf dann 123 Millionen Euro erhöhen. Heimat, so viel ist klar, darf halt auch nicht zu billig sein.

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