Jüdisches Leben Zwischen Sicherheit und Offenheit

Trier · Der Anschlag von Halle beeinflusste die Eröffnung der Ausstellung „Jüdisches Trier“.

 Dieter Burgard, Thomas Linnertz, Jeanne Bakal und Avadislav Avadiev (von links) sprachen über das jüdische Leben in Deutschland.

Dieter Burgard, Thomas Linnertz, Jeanne Bakal und Avadislav Avadiev (von links) sprachen über das jüdische Leben in Deutschland.

Foto: Thomas Roth

(tr) Das Dilemma zeigt sich an diesem Tag schon von außen: Drei Polizeiwagen stehen vor dem Kurfürstlichen Palais. Zeichen für eine besondere Veranstaltung. Zeichen, dass Schutz angebracht ist.

Der Hausherr und Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, Thomas Linnertz, weist auf die Scham hin. Die Scham, dass sich manche Menschen in Deutschland nicht mehr sicher fühlen. Zur Eröffnung der Ausstellung „Jüdisches Trier“ diskutiert Linnertz mit Vertretern der jüdischen Gemeinden. Er und die etwa 100 Besucher bekommen manches zu hören, was Sorge bereitet – und das nicht nur wenige Tage nach dem Terroranschlag von Halle, bei dem der Täter zwei Menschen tötete und in eine Synagoge eindringen wollte.

Avadislav Avadiev, Vorsitzender des Landesverbandes der Gemeinden, geht davon aus, dass in Rheinland-Pfalz nicht nur 3000, sondern mehr als 10 000 Deutsche jüdischen Glaubens sind. Viele von ihnen würden dies allerdings aus Angst nicht angeben. Er betont, dass jüdische Gemeinden Schutz benötigten, sich aber nicht abschotten dürften. Denn das sei genau, was Antisemiten wollten. Stattdessen sei der Dialog notwendig – in der ganzen Gesellschaft, vor allem in Kirchen, Synagogen und Moscheen.

Auf interreligiöse Verständigung setzt auch Jeanne Bakal, Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde in Trier. Sie bedankte sich für die Soldarität nach dem Anschlag. „Das ist ein Zeichen, dass wir Teil der Trierer Gesellschaft sind.“ Bakal will auch die „sonnigen Seiten“ der jüdischen Kultur betonen. Wie schwierig das ist, darauf weist Dieter Burgard hin, Beauftragter des Landes für Antisemitismus-Fragen. Juden würden fast immer nur als Opfer, mit Blick auf die Shoah, oder als Täter, mit Blick auf den Konflikt mit den Palästinsern, dargestellt. Gerade bei letzterem spielten aber auch Vorurteile und Hetze oft eine Rolle. Nicht zuletzt deshalb sei es wichtig, die Sicherheit der Juden immer im Blick zu haben.

Die Ausstellung „Jüdisches Leben“ (Kurator und Ausstellungsmacher: Ralf Kotschka) ist in der ADD bis zum 22. November von Montag bis Donnerstag jeweils von 8.30 bis 16.30 Uhr zu sehen, freitags von 8.30 bis 15 Uhr.

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