Neue Premiere im Trierer Theater Ein Fest der Vielfältigkeit

Trier · Als Charakter einzigartig, im Ensemble großartig: Mit dem Musical „Cats for Kids“ reißen die Kinder- und Jugendchöre am Theater Trier ihre Zuhörer mit. Die meisten Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

 Der Nachtexpress rast vorüber, vornweg Skimble, der Eisenbahnkater (Tayo Scholz).

Der Nachtexpress rast vorüber, vornweg Skimble, der Eisenbahnkater (Tayo Scholz).

Foto: Marco Piecuch

Elegant tanzen Bombalurina und Demeter (­Héloíse Neuberg, Clara Folz) über die Bühne. Die schwarzen Charlestonkleidchen harmonieren zum Song „Macavity“, der im leichten Swing daherkommt. Die Choreographie stimmig, die Stimmen klar. Da sitzt jeder Schritt, jeder Ton. Eine Einheit und doch zwei komplett unterschiedliche Charaktere. Wie jeder der 64 Darsteller  auf der Bühne – mit Doppelbesetzungen sind es 81.

Bombalurina, Demeter, Macavity? Hellhörig geworden? Genau, an nichts Geringeres als das weltberühmte Musical „Cats“ wagen sich die Kinder- und Jugendchöre des Theaters Trier unter der musikalischen Leitung von Martin Folz. Die Version ist zwar „for Kids“ gekürzt, aber 100 Prozent Andrew Lloyd Webber. Mit all den gesanglichen Schwierigkeiten, die die jungen Sänger mit Bravour meistern, ob Ballade, Rocksong, Poppiges oder der mystische Song von Mr. Mistopholees (Malte Halm). Dazu – und das ist neu für die Chorsänger – Tanz und Schauspiel. Und erstmals singen sie als Solisten – und das richtig stark. Das wirkt routiniert und überzeugt wie Runa Marx als Gastgeber und Moderator Munkustrap.

Anders als in Webbers Original spielt die Handlung in einer verlassenen Fabrik. Dort türmen sich 140 Ölfässer, mit denen Georg & Paul verschiedene Elemente für einen Ballsaal geschaffen haben: eine Treppe, Balkone, Eingänge, Bänke, Fenster, Lampen. Und eine Plattform für die fünfköpfige Band Fred Boden (Drums), Martin Folz (Klavier), Christoph Haupers (Gitarre), Peter Kasper (Bass), Marco Lehnertz (Keys).

Schwer sympathisch: Theaterkater Leonardo hat als Gus ein Gastspiel – auf der Leinwand (Video: Gideon Rapp). Als Growltiger (Stephan Baumbach) erlebt er seine erfolgreichste Bühnenrolle noch einmal und taucht ein in ein Meer aus Menschenleibern.

Keine Katzen, die über die Bühne schleichen, keine Schnurrhaare. Luiza Braz Batista und Paul Hess, die auch die Choreographien einstudiert haben, inszenieren ihr Musical als rauschenden Maskenball. Die Jellical-Gesellschaft ist gezeichnet von Loosern, die sich an ihre ganz persönliche „goldene Zeit“ erinnern, als sie noch Abenteuer erlebt haben, schön, geliebt, reich und/oder angesehen waren, an rauschende Bälle. Das versuchen sie nachzuzeichnen und präsentieren sich von ihrer besten Seite auf diesem Fest der Vielfältigkeit: Historische Katzen tummeln sich da – von ägyptischen und griechischen Katzen bis hin zur Shakespeare-Zeit mit weißen Kragen und dem Barock, uniformierte, mystische, Raub-, Gangster-, Glamour- und Retrokatzen sowie einfache Stubentiger. Und hochmoderne Katzen wie Rum Tum Tugger (Lucia Tittizer), die mit silbernen Shorts, Plateauschuhen und bunter Perücke an die extravagante Lady Gaga erinnert.

Die Kostüme (Georg & Paul) unterstreichen die Individualität der Personen. Das einzig Gemeinsame: die goldene Katzenmaske, die sie sich geschlossen vors Gesicht ziehen, als Grizabella (Maja Stölzel) – einst gefeierter Star der Jellicales – erscheint. Von dem bunten Treiben ausgeschlossen, steht sie abseits im Zuschauerraum und denkt an vergangene Zeiten. Ergreifend ihr Song „Erinnerung“.

Besonders stark: die Chorgesänge. Hier zeigt sich, dass die Einzigartigkeit der Sänger auch im Ensemble funktioniert, ja erst die Basis dazu bildet. Denn die unterschiedlichen Charaktere verstärken sich gegenseitig. Ihre Belohnung: brausender Beifall, rund 600 Menschen springen Beifall klatschend von ihren Sitzen, jubeln den jungen Darstellern zu. Wer die Premiere verpasst hat, kann vielleicht eine zweite Besetzung sehen – mit wieder anderen Persönlichkeiten.

Von den fünf weiteren Vorstellungen sind vier bereits ausverkauft. Karten gibt es noch für Dienstag, 7. Mai, 19.30 Uhr, an der Theaterkasse, unter www.theater-trier.de, unter der Mailadresse theaterkasse@trier.de sowie unter Telefon 0651/718-1818.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort