Kulturerbe Ada-Evangeliar: Auf dem Weg zur Weltkultur aus der Schatzkammer in Trier

Trier · Das Ada-Evangeliar, eine Handschrift aus dem 9. Jahrhundert, liegt in der Schatzkammer in Trier. Es soll als Unesco-Welterbe anerkannt werden. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Im Herbst soll die nächste Hürde genommen werden.

 Der Leiter der Trierer Stadtbibliothek, Michael Embach (dritter von links), zeigt das in der Schatzkammer ausgestellte Ada-Evangeliar. Claudine Moulin von der Universität Trier, Kulturdezernent Thomas Schmitt und Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro (von links) lauschen seinen Erklärungen.

Der Leiter der Trierer Stadtbibliothek, Michael Embach (dritter von links), zeigt das in der Schatzkammer ausgestellte Ada-Evangeliar. Claudine Moulin von der Universität Trier, Kulturdezernent Thomas Schmitt und Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro (von links) lauschen seinen Erklärungen.

Foto: TV/David Falkner

Die Begeisterung ist groß in dem dunklen, streng klimatisierten Raum der Schatzkammer der Trierer Stadtbibliothek, als deren Leiter Michael Embach den Besuchern das Ada-Evangeliar zeigt. Mehr als 1200 Jahre alt ist die Handschrift mit goldenen Lettern, die unter Kaiser Karl dem Großen entstand. Schon seit 2016 werkeln die Verantwortlichen auf Anregung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer an der Anerkennung des Evangeliars als Unesco-Weltdokumentenerbe (siehe Info, der TV berichtete mehrfach).

„Das Ada-Evangeliar ist ein herausragendes Kunst- und Kulturobjekt der frühen mittelalterlichen Buchkunst“, sagte der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Salvatore Barbaro bei seinem Besuch in Trier am Samstag. Er informierte sich vor Ort über den Status der Nominierung.

Die Handschrift wird gemeinsam mit neun anderen Schriften, die über ganz Europa verteilt unter anderem im Pariser Louvre, in London, Wien und in Rumänien liegen, zur Anerkennung als Unesco-Welterbe eingereicht.

Die verschiedenen Dokumente werden als „Ada-Gruppe“ bezeichnet – nach dem Schatz, der in Trier liegt. „Das zeigt den Stellenwert, den das Trierer Dokument international hat“, meinte Barbaro.

Der Antrag durch die Stadtbibliothek Trier wird gemeinsam mit fünf internationalen Einrichtungen vorbereitet, darunter die britische, die rumänische und die französische Nationalbibliothek. Bis zum 31. Mai muss der Antrag abgegeben werden, im Herbst entscheidet dann das deutsche Nationalkomitee über die Weitergabe des Antrags an das internationale Komitee. Ein weiter Weg ist es also noch, aber Barbaro zeigte sich zuversichtlich: „Der Antrag ist auf einem guten Weg, und wir können uns zu Recht große Chancen ausrechnen, am Ende erfolgreich zu sein.“

Zur Begleitung des Antrags veranstaltet die Stadtbibliothek  vom 11. bis 13. Oktober eine internationale Fachtagung – „hier in Trier, man möchte fast sagen: ,wo sonst’?“, wie Barbaro kokettierte. Zahlreiche Experten aus den USA, aus Israel, Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Großbritannien kommen dann in die Moselstadt. „Wie wurden die Handschriften zu ihrer Zeit wahrgenommen und rezipiert – solche Themen sollen weiter und tiefer erforscht werden“, sagt Claudine Moulin, Professorin für Ältere deutsche Philologie im Fach Germanistik an der Universität Trier.

Zu der Tagung gehört auch ein Abendvortrag, der sich ausdrücklich an die Öffentlichkeit und nicht nur an Experten richtet.

Bibliotheksleiter Michael Embach, Kulturdezernent Thomas Schmitt und Kulturstaatssekretär Barbaro waren sich bei dem Treffen einig, dass die Trierer Schätze auch abseits der römischen Bauten mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdienen.

 Das Ada-Evangeliar entstand zwischen 790 und 810 nach Christus. Die aufgeschlagene Seite zeigt den Beginn des Johannes-Evangeliums. Die Schrift ist mit goldener Tinte geschrieben.

Das Ada-Evangeliar entstand zwischen 790 und 810 nach Christus. Die aufgeschlagene Seite zeigt den Beginn des Johannes-Evangeliums. Die Schrift ist mit goldener Tinte geschrieben.

Foto: TV/David Falkner

Kulturdezernent Schmitt brachte es so auf den Punkt: „Unser Pech ist, dass Trier so reich an Kultur ist, dass man gar nicht mehr alles wahrnehmen kann.“

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