Kunst Symphonien aus Farben auf Formen
Bernkastel-Wehlen · Das Ikonenmuseum im Kloster Machern bei Bernkastel-Kues zeigt Arbeiten von Peter Bregulla.
„Ich bin Symphoniker“, sagt Peter Bregulla. Eine Aussage, die sich im Schaffen des 1949 geborenen Künstlers vielfältig deuten lässt und vielgestaltig erfahrbar ist. Im multimedialen Werk des gebürtigen Schlesiers, der heute im Hunsrück lebt und dem das Ikonenmuseum im Kloster Machern derzeit eine Einzelausstellung widmet, hat jedes Medium sein eigenes Gewicht und ist dabei doch organisches Teil einer eng vernetzten künstlerischen Bilderwelt.
Mit der Fotografie hat sich der Absolvent der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und der renommierten Städelschule in Frankfurt ebenso auseinandergesetzt wie mit dem Film. Beim angesehenen Komponisten Ulrich Engelmann kam er mit zeitgenössischen Partituren und der grafischen Qualität der Notation zeitgenössischer Musik in Berührung. Nicht zu vergessen Bregullas Malerei, die gleichermaßen Destillat wie Synthese ist und in der sich die Eindrücke und Erfahrungen der Innen- und Außenschau des Künstlers verdichten. Die Ausstellung im Kloster Machern verweist erhellend auf solche Zusammenhänge. Gerade die gezeigten Videos sind – obgleich eigenständige Werksgruppen – in ihrer durchdachten Gestaltung und Ästhetik leicht als wichtige Schritte im Entwicklungs- und Schaffensprozess des Künstlers zu erkennen. Überhaupt ist der hochgewachsene schmale Mann mit dem aufmerksamen Blick einer, für den bei aller Emotionalität das Geistige in der Kunst und ihre Reflexion eine Grundbedingung künstlerischen Schaffens ist. Das mag auf den ersten Blick angesichts mancher seiner gestischen Arbeiten seltsam erscheinen. Ganz allgemein verweisen alle seine ungegenständlichen Bilder auf die informelle Malerei.
Dennoch ist diese Zuschreibung nur sehr bedingt treffend. Tatsächlich spielt auch für Bregulla im Schaffensprozess Spontaneität eine wichtige Rolle. Auch für ihn entsteht das Bild im schöpferischen Prozess. Sein Malen hat dennoch nichts mit jener „Écriture automatique“ (dem Von-Selbst-Schreiben) der Informellen zu tun, bei der die Pinsel führende Hand lediglich willenlose Erfüllungsgehilfin der Seele und ihrer Regungen ist. Bregulla bleibt stets Herr seines malerischen Verfahrens, das er permanent überdenkt und dessen Entscheidungen er immer wieder auf Gültigkeit überprüft. Deutlich wird das nicht zuletzt in den langwierigen Arbeitsprozessen. Es kann Monate dauern und mit langen Unterbrechungen einhergehen, bis ein Gemälde zum Abschluss kommt.
Da liegt es auf der Hand, dass die in Machern gezeigten gestischen Arbeiten mit ihren wenigen heftigen Pinselstrichen eigentlich erst Auftakt und Ouvertüre sind zu jenen anderen großformatigen Gemälden, die den Maler eben als jenen Symphoniker ausweisen, als der er sich versteht. In ihnen fließen vielfältige Farbklänge, Rhythmen und Formen als Thema mit zahllosen Variationen zum in sich geschlossenen Klangbild zusammen. Dabei reicht die Geste des Pinsels von zarten lyrischen Einwirkungen über weit atmende Bögen bis hin zur dramatischen Äußerung. Bregullas fein nuancierte und strukturierte Farbkosmen mit ihrer vielfältigen Binnenstruktur führen ein lebendiges nach innen gerichtetes Leben, in dem manifest wird und Gestalt annimmt, was geistiger und seelischer Ertrag ist und als ebensolche Energie den Künstler umtreibt.
Bregullas Gemälde sind auf Dialog angelegt. Wer sich darauf einlässt, wird beredte Gesprächspartner finden, die dennoch ihre eigenständige Position nicht aufgeben.
Die Ausstellung läuft bis 31. Oktober. Geöffnet ist sie täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, freitags von 11 bis 17 Uhr. Weitere Infos: www.klostermachern.de