Kultursommer in Rheinland-Pfalz Wenn die Heimat rei(t)zt ...
Trier/Mainz · Der Kultursommer liefert Filme im Hunsrück und Krimis in der Eifel. Beim Mosel Musikfestival hofft das Land auf eine Umkehr.
Der Kultursommer in Rheinland-Pfalz dreht sich in diesem Jahr rund um die Heimaten. Und ein wenig schwingt bei dem Wort der Wunsch mit, den Begriff nicht rechten Populisten überlassen zu wollen, gestand Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) in Mainz zu. „Heimat als Ausgrenzungsbegriff zu verstehen, ist absurd und völlig fehl am Platze. Wir setzen dagegen ein Signal, weil Heimat vielfältig ist“, sagte der Minister.
Eine enge Heimatverbundenheit gehört daher zu vielen der 200 Projekte, die zwischen Mai und Oktober in Rheinland-Pfalz laufen. Wie beim „Tatort Eifel“, der Krimifans aus ganz Deutschland vom 13. bis 21. September lockt und den Heimatkrimi bewirbt. Denn vor 30 Jahren brachte Jacques Berndorf mit „Eifelblues“ seinen ersten lokalen Krimi auf den Markt. „Berndorf hat mit dem alten Dogma gebrochen, dass der Krimi Urbanität braucht“, schwärmte Jürgen Hardeck, Geschäftsführer des Kultursommers. Der Heimatkrimi ist hip, egal, ob er aus der Eifel oder Ostfriesland kommt. Apropos Heimat: So hieß die Trilogie des Regisseurs Edgar Reitz über den Hunsrück. Mit dem Autor als Schirmherr gibt es in Simmern im Juli und August moderne Heimatfilme zu sehen. Die Veranstalter strahlen dabei den Film „Gundermann“ aus, der sich mit dem Liedermacher Gerhard Gundermann beschäftigt. Hauptdarsteller Alexander Scheer und Regisseur Dresen kommen dabei in den Hunsrück.
Das Mosel Musikfestival bedient sich dagegen vom 12. Juli bis 3. Oktober Melodien aus dem 19. Jahrhundert, die literarische Texte zur Heimat aufgegriffen haben. Und nicht nur das: Volksmusik treffe auf Orient, Barock auf Blues, spirituelle Gesänge Afrikas auf geistliche Chorliteratur, sagte Hardeck. Heimat habe halt viele Seiten. Der Kultursommer-Geschäftsführer hofft dabei auf mehr Besucher beim Festival, das im vergangenen Jahr ein Minus von mehr als 80 000 Euro schrieb. Hardeck führte das auf den Rekordsommer zurück, sagte aber auch, dass der neue Intendant Tobias Scharfenberger erst einmal ein neues Publikum erobern müsse.
Vorgänger Hermann Lewen habe neben Weltstars aus der Szene der klassischen Musik immer mal „ein paar Schoko-Crossies“ aus der populären Kultur eingeladen. Ein Künstler wie Götz Alsmann habe einen Veranstaltungsort alleine mit 800 bis 1000 Besuchern gefüllt. „Ein paar Seitensprünge müssen sein, hat Hermann Lewen das immer genannt“, sagte Hardeck schmunzelnd und folgerte: „Tobias Scharfenberger hat seine Lektion gelernt. Ich bin überzeugt, dass er der absolut Richtige ist.“ Hardeck lobte, dass das Mosel Musikfestival seine Eigenvermarktung gestärkt habe. Mehr Geld bahnt sich auch vom Land an, das das Festival bislang mit 185 000 Euro fördere. Der Zuschlag könnte nach TV-Informationen bei rund 28 000 Euro liegen.