Rap Der Schöne und die Beats

Sorgt die kürzlich herausgekommene Biografie "Der Schöne und die Beats" von Shindy für Zündstoff? Der erfolgreiche Deutsch-Rapper selber warnt davor, dass das Buch mit rechtlichen Problemen rechnen müsse. Shindy und Bushido waren vor Jahren in einen undurchsichtigen Skandal verwickelt, der bis zu Vorwürfen reichte, Bushido habe enge Verbindungen zur Mafia.

Shindy, mit bürgerlichem Namen Michael Schindler, war in der schwäbischen Stadt Bietigheim-Bissingen aufgewachsen und hatte bereits früh als Rapper auf sich aufmerksam gemacht. 2012 hatte er auf dem Album Prince of Belvedair des bekannten deutschen Rappers Kay One mitgewirkt, das es auf Platz 29 der deutschen Charts schaffte. Die Wege der beiden trennten sich nach der Produktion, Shindy schloss einen Vertrag bei Bushidos Plattenfirma ab und machte eine regelrechte Blitzkarriere.

Shindys Debutalbum NWA erreichte im Juli 2013 in Deutschland Spitzenpositionen, wurde wegen Gewaltverherrlichung und Schwulenfeindlichkeit des Songs "Stress ohne Grund" indiziert und vom Markt genommen und als NWA 2.0 neu herausgegeben. Sein zweites Album FVCKB!TCHE$GETMONE¥ schaffte es 2014 ebenfalls auf Platz 1 der Charts und erreichte Goldstatus, ebenso wie die Koproduktion CLA$$IC mit Bushido. Außerdem bekam Shindy die HipHop.de Awards 2013 und 2015 als Bester Newcomer National bzw. Bester Produzent National.

Begleitet wurden die musikalischen Erfolge des Deutschrappers von einem der größten Konflikte der Deutschrap-Geschichte. Die Vorwürfe, die sich die Protagonisten Shindy und Bushido auf der einen und Kay One auf der anderen Seite über die Presse und die in der Rapper-Szene populären Diss-Tracks machten, wirkten in Teilen derart orchestriert, dass einzelne Stimmen von einer PR-Kampagne im Gangsta-Rap-Stil sprachen. Dagegen sprach die Heftigkeit der Angriffe, die bis zum Vorwurf der Pädophälie reichte und schließlich damit endete, dass Kay One wegen Morddrohungen unter Polizeischutz gestellt werden musste.

Neben der Frage, inwieweit Details der Affäre eine biografische Veröffentlichung erschweren würden, empfand Shindy, wie er in einem langen Exklusiv-Interview auf Youtube berichtete, das Problem, dass er selber keine Bücher lese und ebenso wenig schreibe. Der Münchener Riva-Verlag, der sich auf Skandaltitel spezialisiert hat und Biografien von Bushido über Ex-Präsidentengattin Bettina Wulff bis zu einem Bordellbetreiber im Programm hat, übernahm schließlich die Produktion. Hinsichtlich der sprachlichen Gestaltung überzeugte der Verlag Shindy von einer Zusammenarbeit mit dem Journalisten Josip Radovic als Ghostwriter, der den Stil Shindys möglichst authentisch in lesbarer Sprache umsetzen sollte.

Was am 09. Mai auf den Verkaufstresen der Buchläden lag, überzeugt jedenfalls von der Arbeit des Ghostwriters. In dem Youtube-Interview berichtet der Ko-Autor von nächtelangen Skype-Sessions, in denen jeder Satz des Ausgangsmaterials so lange bearbeitet wurde, bis er buchstabengetreu der Sprache des Rappers entsprach. In Monaten gemeinsamer Arbeit entstand so eine Biografie, die Shindy selber in Inhalt und Sprache als authentisch bezeichnet.

Und die Skandale? Shindy winkt ab. Er wolle niemandem zu nahetreten, in der Biografie ginge es vielmehr um seine eigene Geschichte, seine Jugend und seinen Weg zum erfolgreichen Musiker. Eigentlich sei "Der Schöne und die Beats" so etwas wie ein Märchenbuch. Die echten Fans des Gangsta-Rap dürften enttäuscht sein. Kein Gangster weit und breit.

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