Konzerte Kleine Lieder, großer Auftritt

Luxemburg · Die beiden wohl angesagtesten Weltstars der Klassik haben in der Luxemburger Philharmonie 1500 Besucher mit einem extravaganten Liederabend begeistert.

 Zwei deutsche Weltstars in der Philharmonie in Luxemburg: Diana Damrau (Sopran) und Jonas Kaufmann (Tenor) werden am Flügel begleitet von Helmut Deutsch.

Zwei deutsche Weltstars in der Philharmonie in Luxemburg: Diana Damrau (Sopran) und Jonas Kaufmann (Tenor) werden am Flügel begleitet von Helmut Deutsch.

Foto: TV/Philharmonie

Es ist eine prächtige, musikalische Liebesaffäre, die die beiden deutschen Weltstars Diana Damrau (Sopran) und Jonas Kaufmann (Tenor) am Dienstagabend vor über 1500 Zuschauern im vollbesetzten Grand Auditorium der Philharmonie auf dem Luxemburger Kirchberg eingehen. Die Pracht ist in diesem Fall aber nicht mit Opulenz gleichzusetzen, sondern mit einem ganzen Füllhorn an feinsinnigen Petitessen.

Hugo Wolfs Vertonung des „Italienischen Liederbuches“ von 1896 nach Texten von Paul Heyse umfasst 46 kurze Lieder über die Liebe in all ihren Facetten, die von den Interpreten im Wechsel gesungen werden. Die Reihenfolge ist vom Komponisten nicht fixiert, und so erschaffen sich die Künstler ihre eigene Dramaturgie des Ablaufs – und das gelingt ihnen ganz formidabel. Vier Blöcke gibt es zu hören, nach Emotionen getrennt: Verliebtheit und Vertrautheit, (durchaus blasphemisch gemeinte) Anbetung, aber auch Eifersucht und Zwist, ganz wie in einer richtigen Liebesbeziehung eben. Herausragend und von exquisiter Stille ist der dritte Teil um Tod und Vergänglichkeit; hier kann die Musik für sich selbst sprechen, und Kaufmann setzt mit dem hauchfeinen Pianissimo bei „Sterb’ ich, so hüllt in Blumen meine Glieder“ den Glanzpunkt des Abends. Ganz große Sangeskunst, wenn der eigentlich lyrisch-strahlende Tenor flüsternd und mit fast brechender Stimme noch die letzte Reihe des großen Saales erreicht.

Das ist nichts für Freunde der Belcanto-Stimmakrobatik manch populärer Konzerte, darauf muss sich der Zuhörer schon einlassen, das muss man wirklich wollen. Dialog und Interaktion der Sänger unterstützt kongenial der legendäre Liedbegleiter Helmut Deutsch am großen Steinway-Flügel. Dabei glänzt er mit souveräner Zurückhaltung, ab und an ziseliert er feine Vor- und Nachspiele heraus, deren Wirkung leider manchmal durch übermäßiges Husten im Publikum gestört wird. Da wünscht man sich doch etwas mehr Konzentration und Disziplin.

Dem Nimbus der Sänger kann das nichts anhaben, mit souveräner Leichtigkeit intonieren sie die Lieder, die viel komplizierter sind, als sie wirken und schon beim geringsten sängerischen Überdruck ihren zerbrechlichen Charme verlieren würden. Aber Damrau und Kaufmannn beherrschen sich und halten ihr Stimmvolumen im Zaum, setzen die Spitzentöne sparsam ein, hier zeigt sich das wahre Können der beiden. Damraus reifer, fast schon metallischer Sopran überzeugt in Zartheit und Attacke, sie ist auf dem Zenit ihres Könnens. Kaufmann wird zu Recht als neuer „König der Tenöre“ bezeichnet, seine dunkel gefärbte Stimme ist zudem prädestiniert für das italienische Liederbuch. Gemeinsam meistern sie das durchaus als Experiment zu bezeichnende Programm mit Bravour, selten hört man das Liederbuch in Gänze und noch seltener in solcher Qualität.

 Jonas Kaufmann und Diana Damrau in der Philharmonie

Jonas Kaufmann und Diana Damrau in der Philharmonie

Foto: TV/Philharmonie
 Jonas Kaufmann und Diana Damrau in der Philharmonie

Jonas Kaufmann und Diana Damrau in der Philharmonie

Foto: TV/Philharmonie

So wird aus den vielen kleinen Stückchen am Ende doch eine ganz große Oper, die vom Publikum mit dankbaren und jubelnden Ovationen belohnt wird.

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