Die Kulturmacher Bonko Karadjov im Portrait Von Trier wird mich nichts mehr trennen

Opernsänger Bonko Karadjov verlässt in einigen Monaten Trier. Warum er der hiesigen Kulturszene trotzdem erhalten bleiben wird, erzählt er dem TV.

 Zum Interviewtermin hat Bonko Karadjov einen ganz besonderen Blumenstrauß mitgebracht.

Zum Interviewtermin hat Bonko Karadjov einen ganz besonderen Blumenstrauß mitgebracht.

Foto: Karin Pütz

Nur drei Jahre lang war Bonko Karadjov am Theater Trier als Opernsänger angestellt – doch das ist für den 31-Jährigen lang genug, um zu sagen: „Ich habe beschlossen, Trier nicht aufzugeben!“ Als 2018 nach der letzten Vorstellung der „Zauberflöte“ für ihn der Vorhang am Theater Trier fiel, war das für Bonko Karadjov und seine Verlobte, Opernsängerin Eva Maria Amann, ein emotionaler Moment.

„Eva und ich haben zehn Minuten nur geweint“, erzählt er in einem Trierer Restaurant, während ihm die Kellnerin gerade einen Espresso serviert. Sie stutzt und sagt begeistert: „Ich kenne Sie doch! Vielen Dank, dass Sie mir damals wegen meiner Stimme so geholfen haben!“ Und die Melancholie auf Bonko Karadjovs Gesicht weicht einem strahlenden Lächeln. „Ich habe ihr damals ein paar Opernsänger-Tipps gegeben, was man gegen Heiserkeit tun kann“, erklärt er und antwortet der Kellnerin: „Das freut mich sehr, dass es geholfen hat.“

Das Helfen scheint ihm im Blut zu liegen. Obwohl er in Opernhäusern wie Dortmund, Lyon und im Oman die ganz große Gesangskunst zum Besten gibt, hat der „deutsche Bulgare mit sächsischem Migrationshintergrund“, wie er sich selbst nennt, keine Berührungsängste vor Bürgertheater und Schulprojekten. „Die 7 Schneewittchen und 1 Zwerg“ hat er zusammen mit Kindern der Grundschule Pallien erarbeitet. Als Dankeschön haben die Schüler ihm einen Strauß mit selbstgebastelten Papierblumen überreicht. „Das ist der schönste Blumenstrauß, den ich je bekommen habe“, sagt er gerührt und zieht die Bastelei aus seiner Tasche.

Auch bei den Trierer Sängerknaben engagiert sich der Künstler. „Wenn man in der Paulinkirche singt, ist das eine große Bereicherung, da geht mir das Herz auf“, schwärmt er. Eigentlich gibt es nicht viel, für das sich Bonko Karadjov nicht interessiert, auch für karitative Projekte ist er immer wieder zu begeistern. Seitdem er nicht mehr beim Theater Trier angestellt ist, arbeitet er als freiberuflicher Künstler und bringt sich in der Trierer Kulturszene ein, wo immer man ihn haben will. Und das wollen viele: Es hat sich herumgesprochen, dass er sich auf VFX (visuelle Filmeffekte, die am Computer entstehen) besonders spezialisiert hat. Für verschiedene Theaterstücke („Der Feuervogel“, „Top Dogs“, „Hedwig and the angry inch“, „Tod auf dem Nil“) hat er die Videoeinspieler kreiert, auch im integrativen Filmprojekt „Kopf in den Wolken“ sorgte er für die Effekte.

Mit Kirchenmusiker Volker Krebs ist für nächstes Jahr ein größeres Projekt geplant, darüber hinaus führt er bei „Zwei wie Bonnie und Clyde“ des Satiricon Theaters Regie. Obwohl er mit seiner Verlobten im Juni nach Trostberg am Chiemsee zieht, will er Trier treu bleiben. „Diese Stadt ist mir sehr ans Herz gewachsen. Von Trier wird mich nie wieder etwas trennen“, sagt er und fügt hinzu: „Ich habe gleich eine große Verbundenheit mit den Menschen hier gefühlt, und das Trierer Publikum hat großes Vertrauen in mich gesetzt. Das ist ein seelisches Geschenk.“ Doch wenn es ihm gelingt, als freiberuflicher Künstler eine Familie zu ernähren, ohne ständig von zu Hause weg zu sein, will er in einigen Jahren sein wohl wichtigstes Projekt in Angriff nehmen: „Irgendwann will ich ein ­glücklicher Familienvater werden.“

Karin Pütz

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