Die Kulturwoche Raus in die Natur, hinunter in die U-Bahn, hinein ins Kino

Keine Kunstform ist statischer als die bildende. Skulpturen, Plastik, Gemälde – da bewegt sich nichts. Außer dem Betrachter, der vor dem oder um das Kunstobjekt hin und her beziehungsweise herum läuft. Was die Maler mitnichten davon abgehalten hat, das Wandern zum Motiv zu machen. Caspar David Friedrich beispielsweise hat „Wanderer über dem Nebelmeer“ mit dem Pinsel auf der Leinwand festgehalten. Karl Friedrich Schinkel, Gustave Courbet, Ferdinand Hodler, Auguste Renoir, Emil Nolde, Otto Dix und Ernst Barlach, um nur einige zu nennen, haben ebenfalls die Wanderschuhe angezogen und sind, bewaffnet mit Pinsel, Palette und Papier, in die Natur gestiefelt. Inspirierend dürften dafür Rousseaus Aufforderung „Zurück zur Natur!“ oder Goethes „Sturm-und-Drang“-Dichtung gewesen sein, die das Wandern um 1800 zum Ausdruck eines modernen Lebensgefühls machten.

 Gleich geht’s los: Vor der ersten öffentlichen Kinovorführung seit den 1980er Jahren in Saudi-Arabien sind die Besucher sehr gespannt.

Gleich geht’s los: Vor der ersten öffentlichen Kinovorführung seit den 1980er Jahren in Saudi-Arabien sind die Besucher sehr gespannt.

Foto: dpa/Ahmed Yosri

Keine Kunstform ist statischer als die bildende. Skulpturen, Plastik, Gemälde – da bewegt sich nichts. Außer dem Betrachter, der vor dem oder um das Kunstobjekt hin und her beziehungsweise herum läuft. Was die Maler mitnichten davon abgehalten hat, das Wandern zum Motiv zu machen. Caspar David Friedrich beispielsweise hat „Wanderer über dem Nebelmeer“ mit dem Pinsel auf der Leinwand festgehalten. Karl Friedrich Schinkel, Gustave Courbet, Ferdinand Hodler, Auguste Renoir, Emil Nolde, Otto Dix und Ernst Barlach, um nur einige zu nennen, haben ebenfalls die Wanderschuhe angezogen und sind, bewaffnet mit Pinsel, Palette und Papier, in die Natur gestiefelt. Inspirierend dürften dafür Rousseaus Aufforderung „Zurück zur Natur!“ oder Goethes „Sturm-und-Drang“-Dichtung gewesen sein, die das Wandern um 1800 zum Ausdruck eines modernen Lebensgefühls machten.

Natürlich geht es dabei nur vordergründig ums Tapern durch Feld, Wald und Wiesen, sondern um nichts Geringeres als die Lebensreise an sich. „Die selbstbestimmte Fußreise eröffnet eine neue, intensive Art der Naturbegegnung und eine sinnliche wie auch körperliche Form der ­Weltaneignung“, heißt es in der Ausstellungsankündigung. Und ermöglicht „eine neue Form der entschleunigten Selbst- und Welterkenntnis, die bis heute nachwirkt“. Zu spüren möglicherweise auf den Traumschleifen und Seitensprüngen (keine Doppeldeutigkeit beabsichtigt!) in der unmittelbaren Region. Einen Vorteil jedenfalls hat der Wanderer von heute gegenüber seinen historischen Vorbildern: Hühneraugenpflaster. Die waren bei Kirchner & Co. noch kein Thema. Die „Wanderlust“ findet ab 18. Mai in der Alten Nationalgalerie in Berlin statt und dauert nicht ganz so lange wie die eigentliche Wandersaison (bis 16. September).

Dass sich „fast jede beliebige Stätte zum Ausstellungsort eignet“, schrieben wir an dieser Stelle bereits (vgl. TV vom 16. Februar). Dem Ort, der seinerzeit ignoriert wurde, soll heute Gerechtigkeit widerfahren: der New Yorker U-Bahn-Station Broadway-Lafayette. Die Gegend um diesen Bahnhof nannte David Bowie jahrelang sein Zuhause. Nun ist der unterirdische Halteplatz in eine Ausstellung über den Musiker, der 2016 im Alter von 69 Jahren gestorben ist, verwandelt worden. Zu sehen sind Fotos und Zitate, ein Stadtplan zeigt  Studios, in denen Bowie aktiv war. Und es gibt auch – mit etwas Glück – „Bowies-to go“: An Automaten kann man eine begrenze Zahl an Fahrkarten mit Bowie-Motiven ziehen. Bleibt die Frage, auf welche Weise diese Tickets irgendwann mehr wert sein werden: entwertet oder druckfrisch.

Filmfans können sich eine neue Adresse ins Notizbuch schreiben: Riad. In Saudi-Arabien ist nämlich soeben das erste öffentliche Kino seit mehr als 35 Jahren eröffnet worden. In der Hauptstadt feierten zahlreiche geladene Gäste das historische Ereignis – mit einer Vorstellung des Hollywood-Blockbusters „Black Panther“.  Dass sich das Land – nicht nur auf diesem Gebiet – mit atemberaubender Geschwindigkeit aus dem Mittelalter in die Gegenwart katapultiert, ist dem 32-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman zu verdanken. Nun handelt der natürlich nicht nur aus Altruismus, sondern auch aus knallharten wirtschaftlichen Gründen.  Bislang fuhren Saudis nämlich oft stundenlang in die Nachbarstaaten, um Filme anzuschauen. Dieses Geld – mutmaßlich Hunderte Millionen Euro – könnte demnächst also im Königreich bleiben und für einen umfassenden Wirtschaftsumbau genutzt werden. Wenn denn das Kinoprogramm stimmt. Aber bei den Zehntausenden von Filmen, die während der vergangenen Jahrzehnte nicht in Saudi-Arabien gezeigt werden durften, lässt sich bestimmt so manches finden, für das die Zuschauer Schlange stehen werden. no/dpa

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