Die Kulturwoche betrachtet von Rainer Nolden Frauen und Männerbilder

Trier · Die Kulturwoche betrachtet von TV-Mitarbeiter Rainer Nolden

Die Schweizer schrecken vor nichts zurück. Weder vor Nummernkonten noch vor  Steuerhinterziehern, nicht vor Bürgerentscheiden und auch nicht vor der Isolation, die es nun mal mit sich bringt, wenn man partout nicht in die EU will. Aber jetzt setzten sie dem Fass die Krone auf: Das Kunstmuseum Winterthur widmet sich, kühn und furchtlos, den Frauen, und zwar Ansichten von ihnen – mal mit Takt, mal ganz nackt. Entweder hinken die Schweizer, so die obligate Schlussfolgerung, der aktuellen Gesellschaftszwänge um Jahrzehnte hinterher, oder sie sind so was von progressiv, dass es den Rest Europas längst hinter sich gelassen hat. Während an einer Berliner Fassade ein hemmungslos sexistisches Gedicht abgekratzt wird, weil darin die Wörter „Frau“ und „Bewunderer“ vorkommen (TV vom 10. November 2017), zeigen die Schweizer ungerührt Gemälde von Frauen, darunter von Sex-Maniacs wie Anselm Feuerbach, Félix Vallotton oder Henri Toulouse-Lautrec (wobei der jetzt vielleicht kein gutes Beispiel ist, weil er ja auch im Puff gemalt hat). Gut, die Ausstellungsmacher bemühen sich um Schadensbegrenzung, indem sie begütigend darauf hinweisen, dass „Frauenbilder hauptsächlich Projektionen männlicher Künstler“ waren und „das Bild der Frau das Bild des Mannes von der Frau“ war. Aber ob solche Einschmeichelei die militanten Schwestern beruhigen kann? Vielleicht sollte das Museum schon mal seine Fensterfassaden und Glastüren sichern …

Apropos Frauen: Haben Sie auch Mitleid mit Daniel Völz? Kennen Sie nicht? Macht nichts, der Typ ist ungefähr so wichtig wie die meisten Shows, die RTL täglich verstrahlt. Aber dennoch: Er ist der „Bachelor“, um den 22 Frauen buhlen (hallo, Schwestern, für eine dermaßen grenzdebile Zur-Show-Stellung seid ihr euch nicht zu schade, was? Da revoltiert ihr lieber gegen ein Gedicht!). Aber man stelle sich vor: Keine dieser 22 greift sich den Kerl zum Schluss! Da ist der doch für alle Zeiten verbrannt auf dem Balzmarkt. Na ja, vielleicht hat er noch auf Vanuatu oder den Falkland-Inseln eine Chance bei der weiblichen Bevölkerung, denn bis dort reicht der starke Arm von RTL bekanntlich nicht. Und als Immobilienmakler, der der Daniel ja ist, kann er dort vielleicht häusermäßig was aufbauen. Muss ja nicht immer die Liebe zu Frauen sein, die glücklich macht (oh je, schon wieder was Falsches geschrieben …). no/dpa

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