Musik So klingt (es in) Rio

Für Benny Goodman war er „der beste Tenorsaxofonist aller Zeiten“: Stanley Gayetzsky, besser bekannt als Stan Getz. Und sein Instrumentalkollege Bud Shank attestierte: „Er kann alles mit einem Sax machen, was ihm in den Sinn kommt oder wovon er träumt.“ Verwurzelt in der Tradition Lester Youngs, Miterfinder des Cool Jazz, pflegte Stan Getz (1927 – 1991) Zeit seiner Karriere diesen typischen trockenen, vibratolosen, weichen und schwerelos dahin strömenden Sound. Und der passte perfekt zu der Musik, die er Anfang der 1960er Jahre für sich entdeckte: den brasilianischen Pop. Damit wurde Stan Getz zum (wenn nicht einzigen, so doch) bedeutendsten Vertreter der Synthese zwischen dem Jazz Nordamerikas und den Klängen rund um Rio, die unter dem Namen „Bossa nova“ ab 1960 ihren Siegeszug um die Welt antraten.

 Cover der neuen CDs von Stan Getz

Cover der neuen CDs von Stan Getz

Foto: Verlag

Für Benny Goodman war er „der beste Tenorsaxofonist aller Zeiten“: Stanley Gayetzsky, besser bekannt als Stan Getz. Und sein Instrumentalkollege Bud Shank attestierte: „Er kann alles mit einem Sax machen, was ihm in den Sinn kommt oder wovon er träumt.“ Verwurzelt in der Tradition Lester Youngs, Miterfinder des Cool Jazz, pflegte Stan Getz (1927 – 1991) Zeit seiner Karriere diesen typischen trockenen, vibratolosen, weichen und schwerelos dahin strömenden Sound. Und der passte perfekt zu der Musik, die er Anfang der 1960er Jahre für sich entdeckte: den brasilianischen Pop. Damit wurde Stan Getz zum (wenn nicht einzigen, so doch) bedeutendsten Vertreter der Synthese zwischen dem Jazz Nordamerikas und den Klängen rund um Rio, die unter dem Namen „Bossa nova“ ab 1960 ihren Siegeszug um die Welt antraten.Zum ersten Mal seit dem Swing der 1930er Jahre eroberte der Jazz damit wieder breite Schichten eines Publikums, das mit dieser vermeintlich elitären Musik bis dahin nicht viel hatte anfangen können. Mitreiter auf der brasilianischen Welle waren die Sänger, Gitarristen und Komponisten Antonio Carlos Jobim, Luiz Bonfá und João Gilberto sowie dessen damalige Ehefrau Astrud, deren hingehauchtes „Garota da Ipanema“ als „Girl from Ipanema“ zur bekanntesten Nummer des „Brasil Jazz“ wurde.

Fünf Originalalben aus jener Zeit sind jetzt beim Label Verve in einer kompakten Kassette wiederveröffentlicht worden – Gelegenheit, 41 Mal in sonnendurchfluteten Erinnerungen zu schwelgen.

Hier gibt es die Urversionen jener Klassiker, die in der Folge von zahlreichen Interpreten des Jazz und Pop immer wieder neu arrangiert und konserviert wurden (selbst Manfred Krug hat sich, auf durchaus witzige Weise, den „Samba de uma Nota So“, dem „One-Note-Samba“, in einer deutschen Version angeeignet: „Nichts für ungut, momentan wird es ein bisschen monoton, daran schuld ist dieses Lied mit diesem einen langen Ton …“). Aber so filigran die Schöpfer den „Samba triste“, „So Danco Samba“ oder „Corcovado“ interpretieren, so leicht und luftig den „Sambolero“ oder „Desafinado“ gesungen haben diese und andere Ohrwürmer nur die Väter und Mütter dieser Kompositionen und ihnen damit den angemessenen Ton verliehen.

Rainer Nolden

Stan Getz – The Bossa Nova Classics (5 Original Albums), Verve, zu beziehen über Universal Music.

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