Kino Neue Heimat für den Hunsrücker Film

Simmern/Morbach · Die Stadt Simmern will ein Edgar-Reitz-Filmhaus schaffen, das inhaltlich über das Werk des aus Morbach stammenden Regisseurs noch hinausgeht.

Neben dem Kino „Heimat“, das Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal 2019 gemeinsam mit Filmregisseur Edgar Reitz (rechts) eröffnete, soll künftig auch ein Museum in Simmern an den Filmemacher erinnern.

Neben dem Kino „Heimat“, das Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal 2019 gemeinsam mit Filmregisseur Edgar Reitz (rechts) eröffnete, soll künftig auch ein Museum in Simmern an den Filmemacher erinnern.

Foto: Christoph Strouvelle

Kaum eine andere Person hat den Hunsrück so populär gemacht wie der aus Morbach stammende Filmregisseur Edgar Reitz. „Früher hat man als Hunsrücker gesagt, man komme aus der Gegend um Frankfurt“, sagt Dr. Fritz Schellack, Direktor des Hunsrück-Museums in Simmern. Doch mit der Trilogie „Heimat“, mit der Reitz ab Mitte der 1980er Jahre einem breiten Publikum die Existenz des bis dato vielen unbekannten rheinland-pfälzischen Mittelgebirges und seines Dialekts nahebrachte, hat sich das geändert.

In der Ausstellung des Hunsrück-Museums ist der Filmemacher, der sich mit Simmern sehr verbunden fühlt und dort auch Ehrenbürger ist, mit dem Thema Heimat prominent vertreten. Doch Leben und Werk von Edgar Reitz soll noch stärker hervorgehoben werden. Der Simmerner Stadtrat hat im Januar beschlossen, in einem Gebäudekomplex namens Ziegelmayer ein Edgar-Reitz-Filmhaus einzurichten. Es befindet sich am Simmerner Fruchtmarkt gegenüber dem Pro-Winzkino, das mit dem Regisseur sehr verbunden ist. Die derzeitige Kostenschätzung für das Projekt beläuft sich auf rund 300 000 Euro. Die Eröffnung ist für dieses Jahr geplant.

„Das Projekt dient der Bewahrung des filmischen Werkes eines der bedeutendsten Regisseure der Nachkriegszeit“, sagt Projektkoordinatorin Kristina Müller-Bongard. Die Stadt verspricht sich durch das Edgar-Reitz-Filmhaus kulturelle Impulse für die Entwicklung der Innenstadt. Die Filmgeschichte von Heimat und Regisseur Edgar Reitz seien Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses der Region, das in der Verbindung mit weiteren Standorten wie Morbach, Gehlweiler und Oberwesel (Rhein-Hunsrück-Kreis) für die gesamte Region identitätsstiftend wirke. „Insbesondere zahlreiche Cineasten und Heimatfans sind auf den Spuren der Filmgeschichte unterwegs“, sagt sie. Verbindungen zu den genannten Orten gebe es bereits seit Jahren. Im Rahmen der Heimat Europa Filmfestspiele bestehe ein fortwährender Austausch.

Der Ziegelmayer-Komplex gehört zu den ältesten Gebäuden Simmerns und steht unter Denkmalschutz. Vorgesehen für das Edgar-Reitz-Filmhaus ist eine in den 1980er Jahren entstandene Werkstatt hinter den Gebäuden. Auf 60 Quadratmetern Ausstellungsfläche – bei Bedarf stehen im Obergeschoss weitere 45 Quadratmeter zur Verfügung – sollen dort künftig nicht nur Stücke aus der seit 1998 zusammengetragenen Sammlung des Hunsrückmuseums zum Thema Edgar Reitz gezeigt werden, heißt es vonseiten der Stadt Simmern.

„Das gedachte Edgar-Reitz-Filmhaus versteht sich nicht alleine als museale Präsentation eines für den Hunsrück sehr bedeutenden Themas“, sagt Müller-Bongard. Auf der einen Seite stehe die Erinnerung an einen für die gesamte deutsche Filmgeschichte relevanten Abschnitt, auf der anderen Seite die Auseinandersetzung mit dem Medium Film selbst, sagt sie. Edgar Reitz habe selbst immer wieder darauf hingewiesen, dass es in der Breite kaum Vermittlungsebenen gebe, in denen beispielsweise sachliche Handreichungen für eine Filmanalyse geboten würden.

An dieser Stelle soll das Filmhaus über rein auf das Thema Heimat bezogene museale Elemente hinausgehen. „Es wird Raum geschaffen für didaktische und pädagogische Auseinandersetzung mit dem Medium“, sagt Müller-Bongard. Kooperationen und Projekte sind angedacht mit Schulen, dem Pro-Winzkino und den Filmfestspielen. Workshops sollen eine Auseinandersetzung mit Filmen und fachsprachlichen Mitteln in Gang bringen. Darüber hinaus werde das Filmhaus die Vernetzung aller Filmschaffenden und Filminteressierten der Region fördern.

„Wir können das Thema Heimat neu präsentieren“, freut sich Fritz Schellack vom Hunsrückmuseum, wo das Thema seit 2000 aufgegriffen wurde und 2013 mit dem Film „Die andere Heimat“ eine Steigerung erfahren habe. Die Ausstellung solle verlagert werden. „Es gilt, das Wirken eines der bedeutendsten deutschen Regisseure zu würdigen.“

Aber die Ausstellung solle in der neuen Dependance nicht zu einem „Edgar-Reitz-Mausoleum“ mutieren, auch wenn das Thema Heimat ein Schwerpunkt wird. Stattdessen soll ein Paket geschnürt werden, beispielsweise auch mit einer Sammlung privater Filme, die noch auf Super 8-Filmrollen gedreht wurden und zum Teil einmalige Dokumente sind. Schellack: „Mir kommt da alles Mögliche in den Sinn.“

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