Konzerte Brel-Chansons und starke Rührung zum Abschied

Trier · Dominique Horwitz und die Trierer Philharmoniker haben das Publikum mit Liedern von Jacques Brel zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Den größten Applaus bekam jedoch jemand anderes.

 Dominique Horwitz singt und mimt die Chansons von Jacques Brel mit großer Intensität.

Dominique Horwitz singt und mimt die Chansons von Jacques Brel mit großer Intensität.

Foto: Dirk Tenbrock

Einen großartigeren Abschied von seiner Weltmusik-Konzertreihe hätte sich der scheidende Trierer Generalmusikdirektor Victor Puhl nicht wünschen können: 1300 Zuschauer bei zwei Konzerten des Ausnahme-Künstlers Dominique Horwitz mit Chansons von Jacques Brel.

Nach dem Riesenerfolg vor zwei Jahren schrie dieses Programm geradezu nach Wiederholung. Der Belgier Brel (1929-1978) ist für den in Paris geborenen Horwitz der ultimative Liedermacher, seine Interpretationen sind wohl die besten, die es je zu hören gab.

Als Schauspieler stellt Horwitz die abgründigen, traurigen, verliebten, verlebten, versoffenen, tragischen und komischen Geschichten und Typen aus „Ces gens-là“, „Amsterdam“ oder „Quand maman reviendra“ mit aller Eindringlichkeit dar. Als Chansonnier meistert er sowohl die textlichen als auch die musikalischen Hürden ganz meisterhaft. Das klingt mal klassisch nach Akkordeon (Jakob Neugebauer) oder Klavier (Anna Maria Dafova), mal nach Walzer (irre schnell und dynamisch: „La valse à mille temps“) oder  gar nach Ragtime („Comment tuer l’amant de sa femme“).

Besonders glänzt die Kunst in den langsamen und ganz leisen Balladen, unbestritten der Höhepunkt ist da „Quand on a que l’amour“ als erste Zugabe. Horwitz gibt sich hinein, macht sich ganz transparent, zeigt die Leidenschaften. Seine Verärgerung über Störungen und Fotografieren aus dem Publikum kann er da nur schwer verbergen, bleibt aber humorvoll. Das stört ein wenig den Fluss und den Rhythmus des Konzertes, wenn auch nur kurz.

Die Orchestermusiker strahlen, ihre Musik tut das auch, zurückhaltend überwiegend, aber mit dem nötigen Bombast, wo es angebracht ist. Generalmusikdirektor Puhl baut gekonnt die Brücke zwischen kapriziösem Star und Orchester, dirigiert äußerst präzise, die Musik verlangt danach. Er tanzt, er verausgabt sich im letzten Konzert der von ihm kreierten und unvergleichlich erfolgreichen Weltmusik-Reihe. Auffällig waren dabei immer auch die extravaganten Schuhe des GMD, fünf Paar davon kommen daher nach dem Konzert zur – von Dominique Horwitz herrlich humorvoll moderierten – Versteigerung. 750 Euro für die Trierer Lebenshilfe sind der stolze Erlös.

Hatten die Zuschauer schon Horwitz mit frenetischem Applaus bedacht, erhebt sich, als Horwitz nun Victor Puhl für die Weltmusik der vergangenen elf Jahre dankt,  das gesamte Große Haus wie ein Mann und spendet minutenlang donnernden Applaus. Große Rührung auf und vor der Bühne.

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