Essay Fern von der Realität: Wie Netflix-Serien wie „Bridgerton“ die Vergangenheit schönfärben

Die Queen ist schwarz und die Nazis waren im dritten Reich eine Minderheit? Was für Historiker völlig absurd klingt wird heutzutage immer häufiger zum Dreh- und Angelpunkt von TV-Serien gemacht. Warum das so ist und was die Drehbuchautoren damit bewirken wollen.

 Golda Rosheuvel (Mitte) als Königin Charlotte in einer Szene aus der Serie „Bridgerton“. Die Netflix-Serie streamten im Januar weltweit 82 Millionen Haushalte.

Golda Rosheuvel (Mitte) als Königin Charlotte in einer Szene aus der Serie „Bridgerton“. Die Netflix-Serie streamten im Januar weltweit 82 Millionen Haushalte.

Foto: picture alliance/dpa/Netflix/Liam Daniel

Die Geschichte des sogenannten Dritten Reichs muss neu geschrieben werden: Die Deutschen lehnten in der Mehrzahl Hitler ab. Sie bekämpften ihn, sabotierten seine Politik oder gingen in die innere Emigration. Die wenigen Nationalsozialisten, die es gab, waren Karikaturen des Bösen und als solche lächerlich. Mit Kriegsende wurden alle Nazis erschossen oder brachten sich um. Absurder Mumpitz? Nicht wenn man die zweite Staffel der Serie „Charité“, die zwischen 1943 und 1945 in Berlin spielt, für bare Münze nimmt. Sie wirkt wie die filmische Entnazifizierung einer ganzen Nation. Historiker würden dies nicht unterschreiben.