Kultur Hohe Töne und tiefe Gefühle

Trier · Fritz Spengler und die Trierer Philharmoniker werden bei „Klassik um Elf“ gefeiert.

 Fritz Spengler brilliert bei Klassik um 11.

Fritz Spengler brilliert bei Klassik um 11.

Foto: TV/Dirk Tenbrock

Die Reihe „Klassik um Elf“ des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier in der Promotionsaula des Jesuitenkollegs unter dem Bildnis des Kurfürsten Klemens Wenzeslaus erfreut sich großer Beliebtheit; auch diesmal heißt es, trotz schneebedeckter Straßen im Umland, „Ausverkauft!“

Am Sonntagmorgen um elf gibt es für ein knappes Stündchen Musik zwischen Barock und Klassik sowie einen Gesangs- oder Instrumentalsolisten zu hören. Diesmal ist der Countertenor Fritz Spengler vom Theater Trier an der Reihe, sein beachtliches Können zu zeigen. Der junge Künstler präsentiert sich erstaunlich gereift, seine Bühnenpräsenz ist einnehmend und dennoch bescheiden. „Va tacito“ aus Giulio Cesare in Egitto aus 1724 ist eine von Georg Friedrich Händels Meister-Arien, und Spengler singt sie mit Bravour: Dezent, ohne große Forcierung oder Kraftmeierei, mit guter, verständlicher Diktion. Am Solo-Horn brilliert Renate Wege. Als zweites Stück dann Mozarts Sopran-Arie „Ch’io mi scordi do te“ von Ketevan Rukhadze famos am Flügel begleitet. Spengler transportiert hier die großen Gefühle mit ausgefeilter Technik und strahlendem Glanz vor allem in den ganz hohen Lagen, verfällt aber nie in Stimm­akrobatik. Das ist fein ausgewogene Arien-Kultur bei höchsten Schwierigkeitsgraden für eine Männerstimme. Das Orchester unter der dezenten, aber stringenten Leitung von Kapellmeister Wouter Padberg ist mit über zwanzig Musikern in recht üppiger kammermusikalischer Besetzung angetreten und in jeder Phase des Konzertes präsent und spielfreudig. Wie immer bei „Klassik um Elf“ gibt es Entdeckungen zu machen, selten gespielte Komponisten wie in diesem Fall Johann Christian Bach (1735-1782). Der sogenannte Londoner Bach galt als jüngster Spross des großen Johann Sebastian als dessen Lieblingskind und hatte wohl auch großen Einfluss auf den Stil des jungen Mozart. Die Sinfonia B-Dur op.18 Nr. 2 kommt im Andante mit zartem Schmelz daher und wird akzentuiert ausmusiziert. Die Sinfonia g-Moll op. 6 Nr.6 ist im Allegro molto fast schon furios zu nennen. Zwei wunderbare Stücke an der Schwelle des Barock zur Klassik.

Zum Abschluss dann Haydn, einer der Lieblings-Komponisten des Orchesterchefs Victor Puhl. Die Sinfonie Nr. 74 in Es-Dur entlässt das Publikum beschwingt in einen zauberhaften Winternachmittag. Großer Applaus und Bravi für Fritz Spengler, Dirigent, Orchester und Solisten. Spengler darf sogar – bei „Klassik um Elf“ durchaus unüblich – noch eine Zugabe singen.

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