Echternach/Trier Für immer Hippie, für immer jung

Echternach/Trier · Graham Nash hat mit Crosby, Stills, Nash & Young und The Hollies Musikgeschichte geschrieben. Warum er sein Leben mit über 70 komplett änderte und warum er sich besonders auf die Luxemburg-Premiere am 11. Juli in Echternach freut, das sagt der Sänger und Gitarrist im Telefonat mit dem TV.

 Graham Nash spielt am 11. Juli zum ersten Mal in Luxemburg. Er wird in Echternach ein Best-of-Programm spielen – mit Songs von seiner früheren Bands The Hollies und Crosby, Stills, Nash (& Young) sowie von seinen Solo-Alben.

Graham Nash spielt am 11. Juli zum ersten Mal in Luxemburg. Er wird in Echternach ein Best-of-Programm spielen – mit Songs von seiner früheren Bands The Hollies und Crosby, Stills, Nash (& Young) sowie von seinen Solo-Alben.

Foto: picture alliance / Martial Trezz/Martial Trezzini

Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern. Bloß kein Fazit ziehen, nur weil man vielleicht gerade die durchschnittliche Lebenserwartung getoppt hat. Allenfalls eine Zwischenbilanz.

Wer will schon am Lebensabend früh ins Bett? Graham Nash, inzwischen 76 Jahre alt, jedenfalls nicht. Der legendäre Sänger und Gitarrist hat seinem Hier und Jetzt einen kompletten Neustart verpasst: Nach knapp 40 Jahren trennte er sich von seiner Frau, mit der er drei erwachsene Kinder hat. Er ließ Hawaii hinter sich, zog nach New York, wo er mit seiner neuen Freundin zusammenlebt, die ein paar Jahrzehntchen jünger ist als er, aber das ist nun nicht das Thema. Schon eher, dass es Graham Nash richtig gut geht. Daran lässt er im Telefonat mit dem TV-Reporter keinen Zweifel.

Es geht ums Gefühl, nicht ums Alter – das doch nur Zahlen und Furchen. „Ehrlich gesagt: Wenn ich in den Spiegel schaue, erkenne ich den Mann vor mir kaum wieder“, sagt er. „Ich fühle mich immer noch wie mit 30. Ich habe noch die gleiche Leidenschaft, Musik zu machen.“ Und die gleiche Mission: Die Leute nach einem Konzert mit einem Lächeln rausgehen zu sehen.

Er müsse etwas spüren, bevor er einen Song schreiben kann, sagt er. Jahrelang habe er das nicht mehr gekonnt, da war kein Lied, nirgends. Aber nun sind Kopf und Herz voll. „Meine neue Liebe, Amy Grantham, hat mich ins Leben zurückgeholt. Natürlich war ich auch vorher lebendig, aber nicht wirklich glücklich. Es ist schon komisch, das Leben!“

Ein Leben, in dem der im Nordengland der Nachkriegszeit aufgewachsene Nash früh in die Musikspur fand. Dass es dazu überhaupt kam, daran hat ein Land einen Anteil, in dem er noch nie gespielt hat – was sich aber bald ändern wird. „Ich freue mich sehr auf meine Premiere in Luxemburg.“ Am 11. Juli wird Graham Nash im Trifolion Echternach auftreten, mit Gitarrist Shane Fontayne und Keyboarder Todd Caldwell. Er verspricht ein Best-of-Programm im kleinen, feinen Rahmen. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie wichtig Radio Luxemburg in den späten 50ern und frühen 60ern für englische Kinder und Jugendliche war. Da haben wir den amerikanischen Rock’n’Roll entdeckt, die BBC spielte so etwas nicht“, erinnert er sich. „Ich bin heute noch unheimlich dankbar dafür.“ Im Zeitraffer: Nash lernt Gitarre, übt mit Schulfreund Allan Clarke, mit dem er dann in Manchester The Hollies gründet, die in den 60ern reihenweise Pop-Hits in die Charts bringen – Klassiker wie „Bus Stop“, „Carrie Anne“, später auch „The Air that I Breathe“ (1974). Aber da war Nash bereits in den USA, wo er ab 1968 durchstartete. Mit Folkrock, mehrstimmig und harmonieselig wie die Hollies-Popsongs, aber mit Texten, die auch die nötige Tiefe hatten. So wurde Nash zwei Mal in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen. 1999 als Mitglied von Crosby, Stills und Nash und 2010 als Mitglied der Hollies.

„Unser zweites Konzert mit Crosby, Stills, Nash and Young war gleich in Woodstock, Neil Young war gerade erst zu uns gestoßen. Überall Regen, Matsch, zigtausende Leute“, erinnert er sich. „Aber es war komplett faszinierend – und das ist nächstes Jahr auch schon 50 Jahre her.“ Dass es dann noch mal ein CSNY-Revival geben könnte, daran ist aktuell nicht zu denken. David Crosby hat es sich mit dem Rest der Band verscherzt.

Nash ist ein Hippie geblieben, sagt er, im Herzen auf jeden Fall. „Die Philosophie der Hippies gilt doch immer noch. Liebe ist besser als Hass, Frieden besser als Krieg. Und wir müssen uns um einander kümmern – was können wir sonst tun?“ Einfache Weisheiten, die oft an der Umsetzung scheitern. Die aktuelle Entwicklung in den USA schlägt Nash dann doch mal auf die Stimmung. „Was ich von Donald Trump halte?“, antwortet er. „Er ist ein einfach unfassbar armseliger Mensch. Er teilt die Gesellschaft, er spaltet das Land mit den Ängsten, die er schürt. Trump wirft das Land um viele Jahrzehnte zurück.“

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