Tenorsaxophonistin beeindruckt in Trier Warum Jazz für Nubya Garcia Freiheit ist

Trier · Die JTI Trier Jazz Award-Preisträgerin 2021, Tenorsaxophonistin Nubya Garcia, begeistert mit ihrer Band im Trierer Brunnenhof.

 Die Saxophonistin Nubya Garcia beim Spiel in Trier.

Die Saxophonistin Nubya Garcia beim Spiel in Trier.

Foto: tv/Eva-Maria Reuther

 Sie spielt nicht einfach. Nubya Garcia veräußert sich über ihr Instrument und macht ihr Innenleben, ihre „natural vibrations“ zum Klangereignis aus Lyrik und Rhythmus. Einmal mehr war das am Freitag  Abend  beim  „moselmusikfestival“   in  Trier zu erleben. Dort war die  Londoner  Saxophonistin und Komponisten mit ihrer Band zu Gast, um den JTI Trier Jazz Award 2021 entgegenzunehmen und ein Konzert zu geben.

Doch der Reihe nach:  Ein quasi pandemischer Kulturkampf ging dem Event voraus,  den die Kultur für sich entschied. Wie Festival Intendant Tobias Scharfenberger dem im Brunnenhof  wartenden Publikum berichtete, hatten die Behörden zunächst eine fünftägige Quarantäne für die getesteten und geimpften Briten nach der Einreise verlangt. In letzter Minute konnte die  Auflage rückgängig gemacht werden, so dass die  Musiker zum Konzert anreisen konnten.

Umso größer war die Freude der Künstlerin, als  sie endlich mit einer halben Stunde Verspätung auf der Bühne stand. „Ich bin so froh und dankbar, dass ich hier sein kann“, sagte die Saxophonistin und strahlte. Und das zahlreiche Publikum, darunter Oberbürgermeister Wolfram Leibe, strahlte mit.

Zum elften Mal wurde der JTI Trier  Jazz Award in diesem Jahr vergeben. Dazu war JTI-Manager Felix Bethmann aus Berlin angereist. Der Leiter des Hauptstadtbüros  von Japan Tobacco International (kurz JTI), der gemeinsam mit Leibe den Preis überreichte, würdigte die Wirkmacht der Kultur: „Kultur kann uns bereichern, berühren und herausfordern.“  Konzerte wie dieses seien  gerade  in Krisenzeiten wichtig.  „Musik kann uns Kraft und Hoffnung geben“, erklärte Bethmann. Man sei sich in der Jury schnell einig gewesen, den Preis an Garcia zu vergeben, berichteten als Laudatoren die Jurymitglieder Johannes Kloth und Ralf Dombrowski.  Natürlichkeit, Frische und  ihre hohe Musikalität hätten ebenso überzeugt wie Garcias Fähigkeit, auf dem Boden der Tradition ihren eigenen, neuen Weg zu gehen.

Tatsächlich ist die 1991 geborene studierte Tenorsaxophonistin, die es bis in die Royal Albert Hall und ins Programm der BBC Proms geschafft hat, eine herausragende Repräsentantin der jungen, neuen Jazz-und Clubszene der britischen Hauptstadt. Dass sie zudem eine selbstbewusste junge Frau ist, die so wach wie warmherzig über ihre Zeit und ihre Wurzeln nachdenkt, bestätigte der Abend in Trier. Dort begeisterte sie ihr Publikum nicht nur als Musikerin, sondern auch als emphatische und humorvolle Moderatorin.  

Die Künstlerin, die aus einer guyanesisch-karibischen Familie stammt, ist in Camden aufgewachsen, einem Londoner Stadtbezirk, der berühmt ist für seine multi-kulturelle Bevölkerung und seine bunten Märkte.  Vielfarbigkeit, muiti-kulturelle Einflüsse  und Offenheit kennzeichnen auch Garcias Musik. Karibische Musiktradition, afro-amerikanischer Soul, elektronische Musik und  klassischer Jazz verbinden sich in ihrem Spiel.

„Jazz ist Freiheit“, hat sie einmal gesagt. Als spannender Mix aus reflektierter Tradition und Befreiung von ihr  fesselte auch das Konzert im Brunnenhof.  Garcias Debut Album  „Source“, das sie in Trier vorstellte, ist gleichermaßen Spurensuche in eigener Sache wie Gegenwartsreflexion. Mit Vitalität und Sensibilität setzt sich die Künstlerin darin ebenso mit der karibischen Musiktradition ihrer Familie auseinander wie mit den Herausforderungen der Corona-Zeit.

Die bleiben auch in ihrer Moderation hochpräsent. „Die Pandemie war eine wirklich schwierige Zeit für mich“, gesteht Garcia. „Ich bin froh, wieder zurück zu sein“. Das Saxophon der Künstlerin wird an diesem Abend zum Vehikel ihres Seele, ihrer Emotionen und Meditationen. Und es wird zum Botschafter von Mitmenschlichkeit und Gemeinsinn. 

Es  zieht Linien, erregt sich im Staccato,  erzählt lebendig und kann wunderbar grooven. All das auf dem rhythmischen Fundament, das Sam Jones (Schlagzeug), Alistair MacSwain (Piano und Fender Rhodes) und Max Luthert schaffen. Der Kontrabassisst brilliert an diesem Abend mit einem nachdenklichen, geradezu kammermusikalischen Solo.

Mit der klaren musikalischen Ansage „The Message continues“ und  stimmungsvollem Soul beginnt der Abend. Ein musikalischer Appell, in diesen schweren Zeiten zusammenzustehen, ist ihr „Stand with each other“. Ein feinnerviges musikalisches Psychogramm ist Garcias „Inner Game“. Zurück zu den eigenen Wurzeln geht sie im Remix „La Cumbia Me Esta Llamando“. Fazit: Eine hinreißende Künstlerin und packende Musik. Viel Beifall!

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