Eifel-Kulturtage „Lahmt das Pferd, nimm den Esel“

Niederöfflingen · Mit „Träumen und Tabletten“ war die Kabarettistin Carmela de Feo bei den Eifel-Kulturtagen zu Gast – und begeisterte.

  Beeindruckt in vielen Facetten: Carmela de Feo bei den Eifel-Kulturtagen.

Beeindruckt in vielen Facetten: Carmela de Feo bei den Eifel-Kulturtagen.

Foto: Eva-Maria Reuther

Dass sie eine Frau wie Blitz und Donner ist, hat sich hierzulande inzwischen herumgesprochen. Da hätte Petrus nicht  noch nachlegen müssen. Aus allen Rohren feuerte  der Wettergott beim Auftritt von Carmela de Feo am Samstag bei den  Eifel-Kulturtagen in Niederöfflingen. Solch einen ausgerasteten Himmel hatte die Frau, die immerhin aus der Gegend der „schlagenden Wetter“ kommt (für Ortsunkundige: dem Ruhrpott), zuletzt im tiefschwarzen St. Blasien erlebt (schwarz wegen des Schwarzwalds drumherum). Da bekreuzigte sich die „Signora“ doch lieber mal über der hochgeschlossenen Bluse.  Die Kabarettistin mit Haarnetz und dem düsteren Outfit einer italienischen Nonna gehört mittlerweile zu den Stammgästen wie den Publikumslieblingen des Eifeler Kleinkunst-Festivals.

Bereits zum zweiten Mal wurde Carmela de Feo jetzt mit der „Goldenen Berta“ ausgezeichnet, dem Publikumspreis der Eifel-Kulturtage. Auch diesmal hatte sie das lachende Publikum in Niederöfflingen mit ihrem Programm auf ihrer Seite. Also genau genommen lachten die Damen, wenn es um die Herren ging und umgekehrt, bei diesem Mitmachprogramm einschließlich Malbuch für einen männlichen Zuhörer – aber geschenkt. Sowieso gab es noch genug Unisex-Pointen. Zugeknöpft ist die Arbeitertochter aus Oberhausen mit den italienischen Wurzeln und dem Akkordeon nämlich nur rein äußerlich.

Wenn die Frau mit der spitzen Zunge loslegt, geht die Post ab. Frech mit Durchblick ist die „Signora“ und immer für einen Schocker gut. Dazu kann sie giggeln wie ein Teenager, keifen wie ein Waschweib und angeschickert lachen wie nach dem dritten Sektchen. Tanzen kann sie auch noch, und den kreuzdummen Blick muss ihr erst mal einer nachmachen. Die vielseitige „Signora“ ist die Kokette, die Entrüstete, die Betroffene, die Leidende, die Sozialdynamische, Ratgeberin in allen Lebenslagen, besonders den delikat-erotischen. Ihr Insiderwissen aus den oberen und unteren Regionen ist unerschöpflich.

Es empfiehlt sich ohnehin wegen ihrer vielen Merksätze aus dem Schatz italienischer  Volksweisheit, zuzüglich mörderischer Kochrezepte, ein Notizbuch bereitzuhalten. Kann man schließlich immer gebrauchen:  „Lahmt das Pferd, nimm den Esel“ oder „Die Liebe ist wie eine Einbauküche. Nach ein paar Jahren schämst  du dich dafür.“

Ach ja, die Liebe, der alte Dauerbrenner. Da hilft der „Durchlauferhitzer der Liebe“ auch anderen immer gern. Etwa mit dem Rat, sich zwecks männlicher Aufmerksamkeit statt mit Chanel mit Grillanzünder zu parfümieren. Oder mit dem „Wichteltanz“, eine Art ­„Ringelpietz mit Anfassen“ zwecks Frauentausch, in Niederöfflingen exklusiv für Männer in karierten Hemden. Musste die „Signora“ dann allerdings doch mangels Beteiligung als Solo tanzen. Was sie umwerfend schaffte.

Das ewig Menschliche und die ganz alltäglichen Eseleien, darauf versteht sich der weibliche Ruhrgebietsexport meisterlich. in Niederöfflingen ging es um Männer und Frauen, beste Freundinnen, den Horrorladen Ehe, das schöne schreckliche Leben der Mittelschicht und die ländliche Idylle mit ihren umgedrehten Hühnerhälsen. Wobei sich die Frau aus Oberhausen auch jederzeit selbst auf die Schippe nimmt, so wie mit ihrem Escort-Service. Aber auch die höheren Werte kommen nicht zu kurz. Herrlich ihre Version der Schöpfungsgeschichte als Dialog mit Gottvater nach Art eines Ehekrachs im bundesdeutschen Durchschnittshaushalt. Am Ende war der Allerhöchste natürlich beleidigt und muffte. Kennen wir ja.

Keine Frage: Die „Signora“ ist immer einen Abend wert mit ihrem Programm, in dem sie Neues mit Bekanntem vermischte. So wie „Fischers rotes Cabrio“, das im Meer versinkt, oder Neues vom modernen Soft-Mann.

Stürmischer Applaus in der ausverkauften Wilhelm-Hees-Halle in Niederöfflingen.

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