Klassik Die Wärme und Melancholie des Kontrabasses im Rokoko-Saal

Trier · Der Auftakt der „Klassik um Elf“-Konzerte im Jesuitenkolleg Trier gelingt auf das Schönste.

 Maria Krykov mit dem ungewöhnlichen Solo-Instrument Kontrabass und Wouter Padberg mit dem Philharmonischen Orchester überzeugen bei der Matinee am Sonntag.

Maria Krykov mit dem ungewöhnlichen Solo-Instrument Kontrabass und Wouter Padberg mit dem Philharmonischen Orchester überzeugen bei der Matinee am Sonntag.

Foto: Dirk Tenbrock

Alles neu macht der neue Generalmusikdirektor? Nein, vieles, aber nicht alles! Die bei Publikum und Kritik äußerst erfolgreiche Reihe „Klassik um Elf“ in der prachtvollen Promotionsaula des Jesuitenkollegs läuft auch unter der Ägide von Jochem Hochstenbach mit unverändertem Konzept weiter: Eine gute Stunde Musik des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier (in kleiner, kammermusikalischer Besetzung) am Sonntagvormittag, Bekanntes von Mozart bis Haydn im Mix mit unbekannter oder selten gespielter Musik. Dazu interessante Instrumental- oder Gesangssolisten, gerne auch aus den eigenen (Theater Trier-) Reihen.

Am Sonntag hat sich Dirigent und erster Kapellmeister Wouter Padberg die junge Finnin Maria Krykov mit ihrem Kontrabass als Gast eingeladen. Sie spielt das Konzert für Kontrabass und Orchester Nr. 2 in h-Moll von Giovanni Bottesini (1821-1889) der – laut Programmheft – der „Paganini des Kontrabasses“ war. Als einer der Ersten bereiste er mit Eigenkompositionen für dieses seltene Instrument erfolgreich die Konzertsäle Europas und der neuen Welt. Und Krykov zeigt, warum das erfolgreich war: Die Musik ist melodisch und harmonisch, mal der Melancholie des Basses folgend, mal hoch wie ein Cello. Sie versinkt in ihrem Instrument, verschmilzt damit. Ganz eindrucksvoll und schnell die Läufe von Maria Krykovs Bogen, die ganze Bandbreite und das Potenzial des Instrumentes nutzend. Dabei unterstützen Grzegorz Rupik, der mit seinem Bass 2016 selbst schon ein „Klassik um Elf“-Konzert als Solist bestritten hat und die anderen Streicher der Philharmoniker ganz formidabel.

Das ist nicht gefällige, aber herzerwärmende Musik an diesem eiskalten Wintermorgen. Und die Sonnenstrahlen, die durch die hohen Fenster in den Rokoko-Saal fallen, tun ein Übriges.

Zum Auftakt hatte es durchaus Skepsis im Publikum gegeben, mit Blick auf das doch wenig bekannte Programm, doch schon die Sinfonie in c-Moll von François Joseph Gos­sec (1734-1829), einem Vertreter der Vor-Klassik, wusste zu überzeugen: Ideenreich, stilvoll und herrlich balanciert die Komposition, ein wenig erinnernd an Haydn, hervorragend die Hörner im Fugato.

Überhaupt ist das Orchester unter dem feinfühligen Dirigat von Wouter Padberg in Hochform: konzentriert und fit, auf den Punkt genau. Zum Abschluss dann die „Weimarer“ Sinfonie G-Dur von Christoph Willibald Gluck (1714-1787), der eigentlich für seine Opern bekannt ist. So vermag man mit einiger Fantasie im Andante Anklänge an berühmte Themen aus „Orpheus und Euridike“ zu hören, und auch die Allegri transportieren angemessen hehre Gefühle, die in schöne Töne umgesetzt werden. Bravo-Rufe für die Solistin und starker Applaus der 210 Zuschauer für alle Akteure im diesmal nicht ausverkauften Haus.

Das zweite „Klassik um Elf“-Konzert erklingt am Sonntag, 24. Februar, im Jesuitenkolleg. Dirigent ist Jochem Hochstenbach. Gespielt werden Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Antonín Dvorák und Darius Milhaud.

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