Ausstellung Alles neu bis auf die Kunst

Prüm · Mir einer der Unwetterkatastrophe geschuldeten Verspätung von einer Woche konnte am Samstag in Prüm die traditionelle Jahresausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen eröffnet werden.

Zu sehen ist (links) die Arbeit von Florin Soltysiak,  „Les anciennes grandeurs“ und rechts das Werk von Karin Klein-Wassong „Antoine,o.J.“

Zu sehen ist (links) die Arbeit von Florin Soltysiak,  „Les anciennes grandeurs“ und rechts das Werk von Karin Klein-Wassong „Antoine,o.J.“

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Zahlreiche Gäste hatten sich in der schönen Abteikirche in Prüm eingefunden, um die 63. Jahresausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) zu eröffnen und den neuen Kaiser-Lothar-Preisträger Hans-Dieter Ahlert zu ehren. Unter den Gästen: der Prümer Stadtbürgermeister Johannes Reuschen, Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen und die ehemalige Präsidentin der EVBK, Marie-Luise Niewodniczanska. Schirmherrin Katarina Barley musste sich entschuldigen lassen. Trotz Corona habe man die Ausstellung nicht virtuell präsentieren wollen, sagte EVBK Vorsitzender Gerald Keßler. Schließlich sei die EVBK eine Gemeinschaft, „bei der man sich trifft“. Es gehe darum, sich persönlich kennenzulernen und auszutauschen. Zu Zuversicht und Tatkraft rief Stadtchef Reuschen auf: „Wir blicken nach vorn.“ Innovation und Verschlankung waren überhaupt bei dieser neuen Ausgabe des traditionsreichen Events angesagt. So fiel gleichermaßen die übliche Laudatio auf den Gewinner des von der Stadt Prüm vergebenen und mit 3500 Euro dotierten Kaiser-Lothar-Preis weg. Ebenso wie die Laudatio auf Floriane Soltysiak, die mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde. Der von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm gestiftete (und von Vorstand Mark Kaffenberger überreichte) ehemalige „Förderpreis“ heißt jetzt sportlich schick „Youngster-Award“ (Preisgeld 1000 Euro). Verzichtet wurde auch auf das Programm der Eröffnung als Handreichung. Die Vereinigung selbst hat ihr Logo aktualisiert. Zudem hat der Katalog ein repräsentativeres Format bekommen und damit größere Abbildungen. Statt zum Einstieg finden sich die Preisträger darin jetzt zum Ende. Schlüssig sind die Arbeiten des Hauptpreisträgers seiner Vita und dem zugehörigen Text zugeordnet, während man die Werke der Nachwuchs- Preisträgerin erstmal im Katalog suchen muss. Alles neu also – außer der Kunst, trotz, wie verlautete, jüngerer Bewerber für die Jahresschau. Als langjähriges EVBK- Mitglied wurde Hans-Dieter Ahlert für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Das Werk des 1941 geborenen in Herzogenrath lebenden Künstlers ist vielfältig und verweist mit seinen Frottagen, Grattagen und den hier gezeigten reizvollen Assemblagen auf die klassische Moderne. Die Belgierin Floriane Soltysiak erhielt den Youngster-Award für ihre in Prüm präsentierte Master-Arbeit. Die 1996 geborene Künstlerin hat an der Ecole Supérieure des Arts Saint-Luc in Lüttich studiert und bereits mehrfach ausgestellt. „Les anciennes grandeurs“ heißen die beiden großformatigen wandfüllenden Arbeiten, die zwei abgewrackte Schiffe zeigen, denen in der Tat die Patina einstiger Größe und der Charme der Dekadenz anhaftet. Soltysiak verwendet für ihre technisch sehr sorgfältigen Arbeiten die alte Holzstich-Technik. Wobei sie allerdings keine Druckplatten herstellt, von denen anschließend gedruckt wird. Stattdessen verwendet sie, wie auch bereits andere Künstler, die bearbeiteten Holzplatten selbst als Bildteile. Gemälde, Grafiken, Fotografien und bildhauerische Arbeiten von 89 Künstlerinnen und Künstlern werden im stimmungsvollen Ambiente der einstigen Abtei präsentiert. Einmal mehr dominiert die Malerei. Allerdings bleibt sie dabei auffallend schwach und blass. Wenige Arbeiten verströmen Kraft und künstlerische Dringlichkeit. Ein ausdrucksvolles Porträt mit schöner Lichtführung legt Karin Klein-Wassong vor. Die Nase vorn hat diesmal die Bildhauerei. Eine etwas abseitig platzierte, aber sehr feingliedrige, dynamische Keramikarbeit zeigt Maria Spaniol. Feinsinnig stellt sich die formal minimalistische Installation von Bernd Blefferts „Rauschfarben“ dar (leider mit ungünstigem Stellplatz). Klein aber sehr fein und sehenswert präsentiert sich Heike Wichmann-Hopps zarte Porzellan- Plastik „Umwoben“. Als filigrane Grafiken fallen Gudrun Näkels titellose Arbeiten auf Papier auf. Ursula A. Greibs Kleid aus Stacheldraht mit dem Titel „Garder contenance“ könnte man ohne den pathetischen Sockel als witzigen Beitrag zur „Me too“ und Gender-Debatte nehmen. Über die Grenzen zusammenkommen: Das ist das eigentliche Anliegen der EVBK. Die aktuelle Ausstellung ist allerdings eher ein Treffen deutscher Kunstschaffender.

Zudem fehlt es der Ausstellung einmal mehr an Risikofreude, Widerständigkeit und Reibungsflächen. Kunst ist nun mal nicht allein die schöne Aussicht angesichts von Katastrophen, sondern eine von vielen Arten, die gesellschaftliche Gegenwart wie die des Individuums zu reflektieren.

Bleibt noch anzumerken, dass die Preisträger ihr Preisgeld für die Opfer der Flutkatastrophe stifteten und die musikalische Umrahmung das Ensemble „The Three Slides“ besorgte.

Bis 22.8., täglich 13.30-18 Uhr, 22.8. 13.30 Uhr -15.30 Uhr

 Karin Klein-Wassong "Antoine,o.J.“

Karin Klein-Wassong "Antoine,o.J.“

Foto: TV/Eva-Maria Reuther
 Kaiser-Lothar-Preisträger Hans-Dieter Ahlert vor seinem Gemälde.

Kaiser-Lothar-Preisträger Hans-Dieter Ahlert vor seinem Gemälde.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Teile der Ausstellung werden im Haus Metternich in Koblenz und der Tufa Trier zu einem späteren Zeitpunkt zu sehen sein. Infos: www.evbk.eu

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