Kunstwerk der Woche – Suzanne Beujean-Adam Kunst als Weg zur Befreiung
Trier · Und jetzt?“ Nicht nur Suzanne Beaujean-Adam mag sich die Frage beim ersten Lockdown gestellt haben. Plötzlich sei alles anders gewesen, die alltägliche Hektik verschwunden, die Stadt wie leergefegt, erinnert sich die Trierer Künstlerin, wenn sie an jene Zeit denkt.
Aber nicht nur das: „Ich denke, auch der Blick auf das, was man besaß, hat sich mit den Einschränkungen der Pandemie verändert“, sagt die Malerin und Grafikerin. Wo sich der alltägliche scheinbar grenzenlose Konsum notwendigerweise aufs Elementare reduziert hatte, war wieder neue Wertschätzung für das entstanden, was geblieben war, glaubt die Künstlerin. Dazu gehörte auch das neue Naturgefühl, das Beaujean-Adam allenthalben beobachtete. Auch ihre Schüler schickte die studierte Kunsterzieherin, die an einer Berufsbildenden Schule in Trier arbeitet, hinaus in die Natur, um anhand von Fundstücken Farben, Formen und Gestaltungsmöglichkeiten zu reflektieren.
Für die engagierte Künstlerin bot die Zurückgezogenheit des Lockdowns überdies Gelegenheit, sich auf das zu besinnen, was die Welt über die Pandemie hinaus in Atem hielt, wie Armut, Unfreiheit, Klimakatastrophe und Umweltzerstörung. Inzwischen hat sich im Alltag wieder eine Art Normalität eingestellt. Die Eingangsfrage hat sich damit für die Künstlerin deshalb noch längst nicht erledigt. Es gelte jetzt, aus den Erfahrungen zu lernen und mit Zuversicht in die Zukunft zu sehen, sagt die dunkelhaarige, lebhafte Frau, die sich selbst als Optimistin bezeichnet.
Wie schon als junges Mädchen, das in Zeichnungen und Texten seine Ängste und Erlebnisse veräußerte, hat Beaujean-Adam auch diesmal im Bild aufgearbeitet, was sie während der Pandemie bewegte. Was in ihr „brodelte“, wie sie das vor Jahren einmal ausgedrückt hat. Entstanden ist dabei das Diptychon „Was jetzt“, neben einem anderen Gemälde. „Für mich war die Kunst schon immer ein Ventil und ein Weg zur Befreiung.“
Eva-Maria Reuther