Literatur Ein Wunder, auch nach 500 Jahren

Die Renaissance, Italien im 15. und 16. Jahrhundert, reiche Stadtstaaten und -fürsten, dazu Künstler, Architekten, Denker ohne Ende. Blüte der Kultur, Rückbesinnung auf die Antike und zugleich Beginn der Moderne.

 Bernd Roeck: Leonardo. Der Mann, der alles wissen wollte. C.H. Beck, 430 Seiten, Abbildungen, 28,80 Euro.

Bernd Roeck: Leonardo. Der Mann, der alles wissen wollte. C.H. Beck, 430 Seiten, Abbildungen, 28,80 Euro.

Foto: C.H.Beck
 Und so hat er, laut Rekonstruktion, ausgesehen: Leonardo, vor dem Bart.

Und so hat er, laut Rekonstruktion, ausgesehen: Leonardo, vor dem Bart.

Foto: Grit Schüler, Forensisches Institut Zürich/Grit Schüler

Und all diese Namen, viel zu schön und schade, um sie mit einer Tastatur einzutippen: Domenico Ghirlandaio. Andrea del Verrochio. Cecilia Gallerani – und so viele mehr, in deren Aufzählung man sich schwelgend verlieren könnte. Allen voran: Leonardo da Vinci. Dem berühmtesten Künstler jener Zeit, vor 500 Jahren gestorben, hat Bernd ­Roeck, emeritierter Professor für Neuere Geschichte an der Universität Zürich, eine neue Biografie gewidmet. Untertitel: Der Mann, der alles wissen wollte. Der Mann, der sich in allem ausprobierte – auch das hätte gepasst. Allein der Bericht einer „paradiesischen“ Hochzeitsfeier in Mailand, mit Leonardo als Inszenator und Ausstatter, liest sich, als hätte Hollywood alles bei ihm geklaut. Den Geheimnissen um den Mann aus Vinci, auch den falschen Spuren und Klischees (die er kenntnisreich enttarnt), folgt Roeck bis in die finstersten Ecken und navigiert den Leser souverän durch eine ganze Epoche. Und er lässt dabei zugleich die Renaissance, heute oft verklärt, in ebenso finsterem Licht glänzen: Denn es war auch eine brutale Zeit, in der die Fürsten mit ihren Gegnern kurzen und grausamen Prozess machten. Ein großes Panorama, angelegt von einem Autor, der jedes noch so verborgene Detail zu kennen scheint. Und als letzen Kick präsentiert uns Roeck noch eine Rekonstruktion von Leonardos Antlitz, hergestellt im Forensischen Institut Zürich. Leonardo: ein Wunder, noch immer.

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