Musik Lounge-Musik und gute Laune beim Jazz im Brunnenhof

Trier · Moderne Klänge in mittelalterlicher Idylle: Die niederländische Band Tristan hat die 25. Auflage von Jazz im Brunnenhof eröffnet.

 Die Band Tristan begeisterte die Fans im Brunnenhof mit einer Mischung aus Pop, Jazz, Funk, House, Acid und Disco.

Die Band Tristan begeisterte die Fans im Brunnenhof mit einer Mischung aus Pop, Jazz, Funk, House, Acid und Disco.

Foto: Hans Krämer

Ein silbernes Jubiläum steht an in diesem Sommer. Da lassen es sich die Verantwortlichen nicht nehmen, einen kurzen Blick zurück – ganz und gar nicht im Zorn – zu werfen. Nils Thoma, Vorsitzender des Jazzclubs seit 2003, bedankt sich beim relativ neuen Kulturdezernenten Thomas Schmitt mit den Worten, dass es für eine Stadt eben nicht selbstverständlich sei, dem Jazz neben all der anderen Kultur eine solch erfreuliche permanente Unterstützung angedeihen zu lassen. Christof Mann, zweiter Vorsitzender des Vereins, zieht sich diplomatisch aus der Affäre, als er von Norbert Käthler, dem ebenfalls noch nicht allzu langen Geschäftsführer der TTM, die fürs reibungslose Funktionieren der Jazzabende verantwortlich zeichnet, nach seiner Lieblingsband in all den Jahren gefragt wird. Für ihn „waren alle toll“. Was ja auch irgendwie stimmt. Denn das, was die Verantwortlichen in all den Jahren an die Mosel holen konnten, war oder ist oder wird auf den Jazzranglisten früher oder später meistens auf den obersten Plätzen anzutreffen sein. Und damit sind der Worte auch schon genug gewechselt, zumal die Technik herumzickt. „Jetzt ist es ja noch nicht so wichtig“, frotzelt Käthler, als einige seiner Sätze nur lückenhaft das Publikum – rund 400 Zuhörer sind gekommen – erreichen. Dafür klappt es dann beim Konzert, gottseidank, umso besser.

Die niederländische Band Tristan eröffnet den Jubiläumsreigen. Wagners unglücklicher Liebesheld war freilich nicht ausschlaggebend bei der Namenswahl der Band; vielmehr heißt so der Sohn von Schlagzeuger Sebastian Cornelissen, der diesem als erster in den Sinn kam, als er von einem Produzenten gefragte wurde, wie sich das Quartett denn nun nennen wolle. Das ist jetzt gut zehn Jahre her, als sich Cornelissen, der Keyboarder Coen Molenaar, Gitarrist Guy Nikkels und der Bassist Frans Vollink zusammentaten, um ihre ganz spezielle Mischung aus Pop, Jazz, Funk, House, Acid und Disco zu entwickeln. Aber richtig rund und komplett fühlte sich die Band erst, als vor rund fünf Jahren die Schauspielerin und (Musical-)Sängerin Evelyn Kallansee zu ihnen stieß. Ein bisschen Bammel habe sie schon gehabt, gestand sie einem Interview, mit diesen Musikern zusammenzuarbeiten, die ihr als Anleitung nur den Rat gaben: „Let it flow.“

Und das tun sie seitdem und auch an diesem Abend im Brunnenhof: Gute-Laune-Musik zwischen rockig und balladesk, mal übermütig-überbordend und bisweilen auch gedankenschwer-gesellschaftskritisch. Aber das bleibt die Ausnahme. Die aus der Karibik stammende und an der holländischen Nordseeküste lebende Evelyn Kallansee beeindruckt das Publikum mit samtweicher Stimme, der auch das Metallharte nicht fremd ist, sowie mit fulminanter Bühnenpräsenz und lässt immer wieder durchschimmern, welche Sänger und Sängerinnen für sie die größten Vorbilder waren: Anita Baker, Whitney Houston und immer wieder Al Jarreau. Die Texte schreibt sie sich selbst zu den Kompositionen ihrer Kollegen, die sie bisher auf vier Tonträger veröffentlicht haben (für die sie während des Konzerts ausgiebig die Reklametrommel schlägt), die sie in ebenfalls Eigenregie produzieren: „Tristan“ – eine fünfköpfige autarke Musikfabrik.

Während Cornelissen am Schlagzeug und Frans Vollink am Bass den verlässlichen grundierenden Rhythmus liefern, bleiben Coen Molenaar am Keyboard und vor allem dem famosen Gitarristen Guy Nikkels viel Raum für brillante Alleingänge, wobei Nikkels‘ virtuose Spaziergänge auf den Saiten unternimmt, bei denen Jimi Hendrix‘ Geist über dem Instrument zu schweben scheint. Solche Einlagen sorgen immer wieder für spontanen Applaus – aber dennoch mag der Funke zum Publikum, obwohl die Sängerin sich wirklich bemüht, die Menschen zum Mitklatschen und –tanzen zu animieren, nicht so recht überzuspringen. Liegt es daran, dass die Songs alle eine gewisse Ähnlichkeit haben; dass nicht wirkliche Kontraste an diesem Abend aufblitzen? Dass das „let it flow“ ein wenig zu wörtlich genommen wurde? Schließlich sind es Felsen, Stromschnellen und Untiefen in einem Fluss, die für Irritationen und Überraschungen sorgen. Davon gibt es an diesem Abend leider nur wenige.

Aber dann haben sich doch ein paar ganz mutige Zuhörer getraut, Evelyn Kallansees Aufforderung zu folgen, ihre Lieder als Tanzmusik zu nutzen: Vier Frauen bewegen sich selbstvergessen zu den einschmeichelnden Klängen, und irgendwann traut sich sogar ein Mann auf die kopfsteinpflastrige Tanzfläche. Nach zwei Zugaben, vom schlussendlich doch begeisterten Publikum eingefordert, packen die Musiker ihre Utensilien zusammen und machen sich auf zum nächsten Auftritt, der einen Tag später in England stattfindet. Schließlich ist Tristan längst europaweit gefragt.

Nächsten Donnerstag (19. Juli) tritt die Kölner Formation Hornstrom um 20 Uhr im Brunnenhof auf.

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