Konzerte „Wir dachten, wir müssten den großen Durchbruch schaffen“

Trier · Vor der Porta in Trier gibt es für die Band Madsen am Donnerstag so richtig was zu feiern.

 Seit 14 Jahren erfolgreich: Madsen.

Seit 14 Jahren erfolgreich: Madsen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Marco Sensche

Sie kennen Trier aus Kindertagen: Sebastian, Johannes und Sascha Madsen spielen zusammen mit ihrem Bandkollegen Niko Maurer am Donnerstag bei Porta3. Mit TV-Mitarbeiter Clemens Sarholz hat Schlagzeuger Sascha Madsen über Trier und das neue Album gesprochen – aber auch über die psychischen Probleme seines Bruders und wie die Band es geschafft hat, sich dem Erfolgsdruck zu entziehen.

Ihr seid seit 14 Jahren als Madsen unterwegs. Wart ihr schon mal in Trier?

SASCHA Wir haben früher mit der Familie gerne mal Urlaub an der Mosel gemacht. Als Band wird der Auftritt vor der Porta Nigra aber unser Trier-Debüt sein. Wir freuen uns schon riesig auf den Gig. Wir feiern an dem Tag nämlich in unser Albumrelease rein. Am 15. Juni erscheint unser neues Album „Lichtjahre“.

Was wird das Auditorium erwarten?

SASCHA Es wird so laut sein, wie es selten war.

Ihr habt „Rückenwind“, und ihr könnt „überall hin“ – das singt ihr im neuen Album. Wohin soll es mit dem Album „Lichtjahre“ gehen?

SASCHA Wohin uns der Wind auch immer trägt. Bei der letzten Platte haben wir uns selbst ziemlich unter Erfolgsdruck gesetzt, wir dachten damals, dass wir jetzt eigentlich mal den richtig großen Durchbruch schaffen müssten.
Wir haben daraus gelernt, uns selbst nicht ganz so unter Druck zu setzen, und das hat uns gutgetan. Wir hatten bei der Produktion großen Spaß und haben mega Bock auf die Konzerte.

Das letzte Album „Kompass“ wurde ziemlich verrissen.

SASCHA Naja, das kann man so nicht sagen. Es war bei uns immer so, dass es natürlich auch einige gibt, die unsere Sachen nicht so abfeiern wie andere. Viel wichtiger ist uns aber, dass wir mit dem Ergebnis zufrieden sind und wir ein authenthisches ­Madsen-Album aufgenommen haben.
Durch den Druck, den wir uns bei „Kompass“ gemacht haben, ging es uns allerdings eine Zeit lang nicht so gut.

Wie hat sich das geäußert?

SASCHA Der meiste Druck liegt ja auf Sebastian, auf dem Sänger, der vorne steht und die Texte schreibt. Er hat Panikattacken bekommen und Angstzustände.

Das klingt schlimm, wie seid ihr damit umgegangen?

SASCHA Wir haben alles abgesagt und sind mal gescheit auf die Bremse getreten. Wir mussten uns neu finden. Das hat uns sehr geholfen. Es hat perfekt funktioniert, sonst hätten wir kein Album produzieren können. Als es ihm besser ging, lief es beim Texten dann auch wieder gut.

Wie kamt ihr aus dem Loch wieder raus?

SASCHA Natürlich haben wir in der Familie viel miteinander gesprochen, aber auch mit befreundeten Künstlern, auf denen der Erfolgsdruck auch schon lastete. Sebastian hat so viel Zuspruch gefunden. Und so konnte er sich dann wieder sagen: „Ich bin nicht weich, ich muss mir keine Sorgen machen, ich bin nicht der Einzige, dem es so geht.“

Das sind sehr persönliche Informationen. Wieso wollt ihr, dass sie die Öffentlichkeit erreichen?

SASCHA Ganz einfach: Damit jeder versteht, warum wir ein Album wie „Lichtjahre“ genau jetzt machen, so wie wir es machen, und warum „Wenn es einfach passiert“ der Opener von diesem Album ist.

Und deswegen ist das Album ein Plädoyer für Sehnsüchte, Wünsche und Nostalgie, Freundschaft geworden?

SASCHA Ja, wahrscheinlich. Es gab eine Phase, da ist es vielleicht etwas in den Hintergrund gerückt, wie wir angefangen haben, Musik zu machen. Und deswegen ist „Lichtjahre“ für uns ein gedanklicher Neuanfang. Wir haben uns wieder auf unsere ursprünglichen Werte konzentriert.

Im Lied „Kapitän“ singt ihr „Wie ein Schiff ohne Segel, auf dem offenen Meer, treibe ich im Leben meiner Sehnsucht hinterher“. Wie kommt so eine Liedzeile zustande?

SASCHA Sebastian textet sehr aus dem Bauch heraus. Es ist nicht so, dass er sich hinsetzt und ein Lied über Sehnsüchte und Träume schreibt. Er schreibt aus dem alltäglichen Leben, inspiriert durch den Alltag. Meistens checkt er auch erst später, was er da gerade verarbeitet hat.

Sprecht ihr viel über Texte?

SASCHA Das kann ich nicht pauschalisieren. Zum Teil ja, und dann wieder nicht. Sebastian genießt als Texter das Vertrauen der Band. Aber wenn etwas nicht auf Anhieb verständlich ist, kann es sein, dass wir darüber sprechen, welche Situation ihn zu den Zeilen veranlasst hat.

Wie sieht der perfekte Abend in Trier aus?

SASCHA Es reicht uns, wenn alle Spaß haben, uns eingeschlossen natürlich. Wir haben Bock. Wenn es nach uns geht, steht einem guten Abend nichts im Wege. Vielleicht sind wir danach auch noch in der Stadt unterwegs. Wenn der Funke überspringt, dann wollen wir das genießen und gut in unser Albumrelease reinfeiern.

Ihr gehört zu den etabliertesten deutschen Pop-/Rockbands. Was ist euer Verdienst im Musikgeschäft?

SASCHA Ich glaube, unser Verdienst ist, dass es uns noch gibt. Als wir die erste Platte rausgebracht haben,  hörten wir häufig die Stimmen, die sagten, uns würde es nur einen Sommer geben. Jetzt gibt es uns schon 14 Jahre. Interview: Clemens Sarholz

Karten gibt’s im TV-Service-Center Trier, unter der Tickethotline 0651/7199–996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

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