Eifel-Literatur-Festival Mit Fantasie auf der Spur der großen Fragen
Wittlich/Hamburg · Saša Stanišic ist ein Märchenerzähler, ein Wortzauberer. In den Geschichten des bosnisch-stämmigen Autors ist niemals etwas so, wie es scheint. Am 25. Mai liest er beim Eifel-Literatur-Festival in Wittlich.
Fürstenfelde, ein Dorf in der Uckermark. Hier in Brandenburg werden die Bewohner immer weniger, die Ratten und die Keiler aber immer mehr. Ein Fallensteller soll es richten. Er verspricht, dass er jedes Tier fangen kann.
Und schon bei den ersten Sätzen dieser nicht allzu kurzen Kurzgeschichte hat Saša Stanišic auch den Leser eingefangen – mit all der Magie, die in seiner Sprache wohnt. In seinem Erzählband „Fallensteller“ können nicht nur die Tiere sprechen. Fabriken räuspern sich, Träume werden gepflückt und Hemden schweben übers Wasser.
Die Liste der Absurditäten in den Texten des damals 38-Jährigen ist lang. Wann immer der Leser denkt, dass er weiß, in welche Richtung eine Geschichte geht, tritt eine neue, unerwartete Wendung auf. Mal ist es ein entführerischer Taxifahrer, mal eine Turteltaube. Doch der Schriftsteller versteht es wie kein zweiter, diese seltsam anmutenden Erzählstränge zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen. Und dafür heimste Stanišic auch die Anerkennung von Kritikern ein. 2014 wurde der Autor für seinen zweiten Roman „Vor dem Fest“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Und auch seine Kurzgeschichten-Sammlung „Fallensteller“ wurde prämiert. Für den Band erhielt der Schriftsteller den Rheingau- und den Schubart-Literaturpreis.
Nun hat Josef Zierden den 38-Jährigen zum Eifel-Literatur-Festival nach Wittlich eingeladen. Am 25. Mai wird er dort ebenfalls aus seinem Buch „Fallensteller“ lesen. Es ist bereits 2016 erschienen, aber nach wie vor das jüngste Werk des Autors – abgesehen von einem Hörspiel.
In „Fallensteller“ widmet sich Stanišic aber nicht nur dem Fantastischen, sondern auch der eigenen Vergangenheit. Er wurde 1978 in der bosnischen Kleinstadt Višegrad geboren. Als er 14 war, kam der Krieg nach Višegrad. Bosnisch-serbische Truppen besetzten die Kleinstadt und Stanišic und seine Eltern flohen nach Heidelberg.
Genau dieser Jugendliche, der mit den Eltern aus einem Kriegsgebiet flieht, ist der Protagonist der letzten Geschichte im Buch. Auch die anderen handeln – mehr oder weniger im Geheimen – von großen gesellschaftlichen Fragen. So müssen seine Protagonisten immer wieder mit Fremden umgehen – mal in Gestalt der erwähnten Wildschweine, mal in Gestalt von Flüchtlingen.
Klar ist also: Stanišic ist einer, der viel zu erzählen hat und auch genau weiß, wie. Das wird er am Freitag, 25. Mai, in der Wittlicher Synagoge auch den Eifelern beweisen können. Einlass ist ab 19 Uhr.
Karten gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der TV-Tickethotline 0651/7199–996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets