Konzerte Vier Saxofone und ein geglücktes Wagnis

Leiwen · Außergewöhnliche Klänge an einem außergewöhnlichen Ort: Das Saxofonquartett Sonic.art hat beim Mosel Musikfestival in der Turbinenhalle des Dhronkraftwerks in Leiwen gespielt. Die Melodien von George Gerswhin, Leonard Bernstein und Philip Glass beeindruckten das Publikum.

 Voller Energie: Das Saxofonquartett Sonic.art vor der Turbine des Dhronkraftwerks in Leiwen.

Voller Energie: Das Saxofonquartett Sonic.art vor der Turbine des Dhronkraftwerks in Leiwen.

Foto: Christoph Strouvelle

Industriekultur ist das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz. Grund genug für Tobias Scharfenberger, Intendant des Mosel Musikfestivals, lokale Industrie- und Gewerbegebäude als außergewöhnliche Veranstaltungsorte für Konzerte zu nutzen. Obwohl diese Gebäude nicht für diese Zwecke gebaut wurden und gelegentlich auch schwierig zu bespielen sind. Beim ersten Konzert in einem Industriebau ist das Wagnis geglückt – und wie! Denn das Saxofonquartett Sonic.art scheint wie gemacht für die Maschinenhalle des Dhronkraftwerks in Leiwen.

Die vier Saxofone entwickeln einen Klang, der lange in dem hohen Raum nachhallt. Und der Nachklang stört nicht, im Gegenteil. Er unterstützt die Wirkung der Töne, egal, ob diese besinnlich oder lebhaft sind. Beispiel „Summertime“ aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin: Zart erheben sich die Klänge in das Gebäude, hallen nach und nehmen bereits die neuen Töne auf. Ein Klangerlebnis, das die 85 Besucher des ausverkauften Konzerts sichtlich ergreift. Dabei erweisen sich die Musiker des Sonic.art Saxofonquartetts, das sich zusammensetzt aus Adrian Tully, Alexander Droshkevich, Claudia Meures und Annegret Tully, als Meister ihres Fachs. Ganz präzise sind ihre Arrangements aufeinander abgestimmt, was bei den „Three Preludes“ von Gershwin besonders deutlich wird.

Die vier mehrfach ausgezeichneten Musiker zeigen  ein Spielverständnis, das mitreißt. Speziell die Klänge des Sopransaxofons scheinen dabei über der Basis zu schweben, die ihm die tieferen Saxofone legen. Frisch, fröhlich und spielerisch kommen die Klänge aus den goldfarbenen Instrumenten vor dem Hintergrund der riesigen roten Turbine des Dhronkraftwerks. Das ist ganz hohe Spielkunst, die die vier jungen Musiker präsentieren.

Eine Besonderheit zeigen die Bläser bei ihrem Arrangement der Filmmusik „Mishima“ von Philip Glass. Denn diese ist ursprünglich geschrieben für Streichorchester. Das stellt Saxofonisten naturgemäß vor Atemprobleme. Denn sie müssen auch bei langgezogenen Tönen Luft holen. Das lösen die vier Musiker von Sonic.art gekonnt mit Umstellung auf Zirkularatmung während des Stückes. Das Konzert rahmen Sonic.art ein mit Stücken aus Musicals des amerikanischen Komponisten Leonard Bernstein  aus der „West Side Story“ oder die Ouvertüre aus „Candide“. Und auch hier sind die Arrangements gelungen. „I feel pretty“ kommt locker und voller Lebensfreude, die Balcony-Scene mit „Tonight, Tonight“ mit einer verträumten und gefühlvollen Intensität, dass es eine Freude ist.

„Das ist das Schönste, was ich bei einem Konzert bisher erlebt habe“, sagt ein Zuschauer zu Intendant Scharfenberger. Viele andere Besucher dürften ähnlich empfunden haben.

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