Musik Franco Piccolini, Luigi Ferrari & Co.: Musiker trotzen der Corona-Krise im Internet

Trier · Künstler weltweit trotzen der Corona-Krise im Internet mit Kreativität und sind produktiv geblieben. Ihre Stücke machen gute Laune oder begleiten die Hörer gefühlvoll durch die schwere Zeit.

 Der amerikanische Sänger LunchMoney Lewis hat ein Corona-Musikalbum herausgebracht. In seinem Lied "Toilet Paper" dreht sich alles um Toilettenpapier. Foto: privat

Der amerikanische Sänger LunchMoney Lewis hat ein Corona-Musikalbum herausgebracht. In seinem Lied "Toilet Paper" dreht sich alles um Toilettenpapier. Foto: privat

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Mit einem Leben ohne Kneipen, Partys und Auftritte hätten Franco Piccolini und Luigi Ferrari erst in der Frührente gerechnet, schreiben sie unter ihr neues Musikvideo „Bleif dahemm“. Es ist mit mehr als 27 000 Aufrufen das erfolgreichste Video der DJs nach „Trier ist nicht Barcelona“ und „Meine Kneipe“ – und ihre musikalische Antwort auf das Coronavirus. „Wir fühlen uns in der Verantwortung, den Leuten zu sagen, dass es wichtig ist, sich an die Vorschriften zu halten“, erzählt Franco Piccolini im Volksfreund-Interview. Deshalb gehen sie in ihrem Video mit gutem Beispiel und viel Humor voran: Sie bleiben zu Hause, machen Party vom Balkon und spielen Kniffel auf dem Klo. „Wenn Musiker anfangen, in Panik zu geraten, wer soll denn dann noch für gute Laune und Entertainment sorgen?“, so Piccolini.

Grundlage für den Elektro-Remix „Bleif dahemm“ ist Helmut Leiendeckers Video-Appell von vergangenem März. Mit seinem Gebot „Bleif dahemm“ rief er seine Mitbürger auf Trierer Platt zu verantwortungsvollem Verhalten während der Corona-Zeit auf. Jetzt wurde er zum zweiten Mal Gast­interpret in einer Trierer Corona-Songproduktion. Dass die Jungs seine Botschaft aufgegriffen haben, habe ihm gefallen, erzählt das Trierer Mundart-Original dem Volksfreund. „Alter Kopf, neue Musik“, lacht er. Gleichzeitig sieht er in dem Video auch eine große Chance: „Am Anfang wurde der Fehler gemacht, dass gesagt wurde: ‚Das Virus betrifft nur die Alten‘“, sagt er. Durch das Musikvideo könne jetzt vielleicht das Bewusstsein geschärft werden, dass das Virus alle Generationen etwas angeht.

Wie Franco Piccolini und Luigi Ferrari haben Hobby- und Profimusiker weltweit mit Kreativität auf das Coronavirus geantwortet. Inzwischen gibt es bei YouTube eine ganze Reihe „Corona-Songs“, darunter vor allem Parodien, Corona-Tänze und Anleitungen zum richtigen Händewaschen in Liedform. Daneben finden sich jedoch auch ernst gemeinte Produktionen von bekannten Musikern aus der ganzen Welt. Profimusiker, deren Konzerte wie alle Kulturveranstaltungen abgesagt wurden, melden sich über die sozialen Medien aus dem „Homeoffice“. Für Künstler wie sie bedeutet das Corona-Jahr wie für viele andere Berufsgruppen finanzielle Einbußen. Aber auch der Kontakt zu den Fans fehlt. Einige versuchen, die Verbindung durch Livestreams aufrechtzuerhalten und geben kostenlose Internetkonzerte. Andere reagieren auf das Virus mit neuen Kompositionen. Wie zum Beispiel die deutschsprachige Band Die Ärzte: Für ihr Musikvideo „Ein Lied für jetzt“ haben sich die drei Musiker von zu Hause aus beim Singen und Gitarre Spielen gefilmt und die Clips zu einem Musikvideo zusammengebastelt. „Wir würden gern auf Tour gehen, das ist grad nicht erlaubt. Drum haben wir zu Hause ein paar Songs zusamm’geschraubt“, texten sie. Das neue Lied soll nicht die letzte Produktion der Berliner Musikgruppe während der Corona-Zeit bleiben: Wenn die Corona-Krise überstanden ist, wollen sie ein ganzes Album mit neuen Songs aufnehmen. Das versprechen sie zumindest in ihrem Liedtext.

Auch das Rock-Pop-Duo Das Lumpenpack überraschte seine Fans Ende März via YouTube mit einem pfiffigen Corona-Lied. „Die ganze Welt hat jetzt Corona“, singen sie in ihre Handykameras „von Moskau nach Pamplona, nur Hauptsache nicht Oma.“ Denn für die sei diese Vorsicht „sicher nicht verkehrt, damit die alte Umweltsau noch lang Motorrad fährt.“ Gefühlvoll wird es mit Andreas Gabalier und seinem Lied „Neuer Wind“. Passend zur Krise singt er vom „Wind, der uns antreibt“, der „auf einmal von ganz woanders herweht“ und erkennen lässt „worum’s wirklich geht“. Aus den USA gibt es seit Anfang April ein ganzes Carepaket für die Corona-Zeit: Der Sänger und Songwriter LunchMoney Lewis, der mit seiner Debütsingle „Bills“ 26 Wochen lang die Charts stürmte, hat ein neues Album mit vier Liedern herausgebracht. Mit den „Songs in the Key of Quarantine“ (deutsch: Songs in der Tonart „Quarantäne“) besingt er unter anderem Toilettenpapier. Im zugehörigen Video jongliert der füllige Amerikaner mit Klopapier, setzt seiner Schildkröte per Videobearbeitung einen Mundschutz auf und malt die weiße Papierrolle auf Leinwand.

 Die Trierer DJs Franco Piccolini und Luigi Ferrari fordern zusammen mit Helmut Leiendecker als Gastmusiker: „Bleif dahemm“. Der US-Sänger LunchMoney Lewis hat ein komplettes Corona-Musikalbum herausgebracht.

Die Trierer DJs Franco Piccolini und Luigi Ferrari fordern zusammen mit Helmut Leiendecker als Gastmusiker: „Bleif dahemm“. Der US-Sänger LunchMoney Lewis hat ein komplettes Corona-Musikalbum herausgebracht.

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 Franco Piccolini und Luigi Ferrari gehen mit gutem Beispiel voran: In ihrem Musikvideo "Bleif dahemm" mit Helmut Leiendecker als Gastmusiker machen die Trierer DJs von zu Hause aus Party. Foto: Privat

Franco Piccolini und Luigi Ferrari gehen mit gutem Beispiel voran: In ihrem Musikvideo "Bleif dahemm" mit Helmut Leiendecker als Gastmusiker machen die Trierer DJs von zu Hause aus Party. Foto: Privat

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Die Antworten der Musikszene auf die Corona-Pandemie sind vielseitig und begleiten uns musikalisch durch die Zeit der Isolation. Zu sehen, dass die Musiker weitermachen, könne den Menschen Hoffnung geben, sagt Helmut Leiendecker. Der Trierer appelliert daher an seine Musikkollegen, über die sozialen Medien musikalisch aktiv zu bleiben und den Mut nicht zu verlieren. Er selbst war mit seiner Musikgruppe Leiendecker Bloas unter anderem in ein Online-Benefizkonzert involviert. Am Tag des Altstadtfests würde er gern per Livestream für seine Fans musizieren. Das sei zwar nicht dasselbe wie vor Zuschauern zu musizieren. Aber wenn die Kamera auf ihn zeigt, weiß Helmut Leiendecker, dass über das Internet viele Leute zusehen. Dann stellt er sich einfach vor, er spiele vor einem großen Publikum.

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