Konzerte Die Orgel wie ein Orchester! Ein brillanter Auftritt

Trier · (mö) Hat es nach einem Konzert auf der Eule-Orgel schon einmal eine solche Publikumsreaktion gegeben? Kaum war der letzte Akkord von Dvoraks Neunter verhallt, da sprangen die fast 400 Besucher auf von den Bänken in der Trierer Konstantin-Basilika, klatschten mit Vehemenz und wurden für ihre Ausdauer mit Smetanas „Moldau“ belohnt.

In der Tat: Pavel Kohout brillierte in einem Ausmaß, wie man es bislang auf dieser Orgel selten gehört hat. Da strahlt ein Organist eine überwältigende Virtuosität aus und dazu eine Ruhe, Sicherheit und Stabilität, die ihresgleichen suchen. Wie viel Eleganz steckt in den perlenden Klangfiguren der Smetana-Zugabe! Wie viele Lautstärke-Abstufungen, welch reiche Klang-Palette breitet schon der erste Satz bei Dvorak mit seinen markanten, hörner- und posaunenähnlichen Bassfiguren aus!

Die Orgelfassung, die Kohout spielte, stammt von Zsigmond Szamathary – Schüler unter anderem von Helmut Walcha und bis zu seiner Emeritierung Professor an der Musikhochschule Freiburg. In ihr sucht der Bearbeiter ganz offensichtlich die Nähe zu Dvoraks Orchesterpartitur –  durchweg, aber nicht immer mit Erfolg. Der sinfonische Grundklang ist da. Und wenn die große Orgel gewaltig aufbraust, ist das akustische Resultat einfach grandios. Da übertönt der wuchtige Orgelklang bisweilen auch die vorsichtige Frage, wieweit Dvoraks originale Instrumentation mit ihrer Streicher-Bläser-Mischung in der Orgelfassung wiederkehrt. Das freilich muss den Hörer nicht kümmern. Eine wunderbare Orgel, ein Organist, der die Tastaturen beherrscht wie nur wenige, Dvoraks und Smetanas herrlich anschauliche, griffige und doch nie triviale Kompositionskunst – was will man mehr?

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