Musikgeschichte Schlag mich, Elizabeth! Als Paul McCartney zum Ritter wurde

London · Vor 25 Jahren wurde Paul McCartney zum Ritter geschlagen. Er ist nicht der einzige, dem diese Ehre zuteil wurde. Einer scheint es laut der Queen nicht verdient zu haben, einer wenn es nach unserem Autor geht.

 Queen Elizabeth II (hier auf einem Foto von 1996) schlug 1997 Paul McCartney zum Ritter. Sir Paul ist nicht der einzige, dem diese Ehre zu Teil wurde. Einer darf sich zwar „Sir“ nennen, aber die Queen hatte keine Zeit für ihn. Oder keine Lust?

Queen Elizabeth II (hier auf einem Foto von 1996) schlug 1997 Paul McCartney zum Ritter. Sir Paul ist nicht der einzige, dem diese Ehre zu Teil wurde. Einer darf sich zwar „Sir“ nennen, aber die Queen hatte keine Zeit für ihn. Oder keine Lust?

Foto: Files

Er ist ja ein netter, der Paul. Und bei allem, was er erreicht hat, auch irgendwie bodenständig. Wobei die Briten das ja – meistens – so an sich haben. Das kann man ihnen nicht absprechen. So steht er da also, der McCartney Paul. Am Freitag vor 25 Jahren, Schauplatz Buckingham Palace. Hält einen der wichtigsten Orden seiner Heimat in die Luft, scherzt über das Wetter und Tennis: „Das hier ist wie Wimbledon“, sagt er. Hm, Paul. Bisschen weniger Understatement wäre okay gewesen, wenn man zum Ritter geschlagen wird. Immerhin reichen Andy Murrays beide Wimbledon-Siege nur zum Member, nicht zum Knight.

Jetzt werfen wir hier aber mit englischen Begriffen um uns. Erklären wir kurz das Order of the British Empire, einfach gesagt der elitärste Zirkel der Insel. Die Stufen sind: Member (MBE), Office (OBE), Commander (CBE), Knight Commander (KBE) und Knight Grand Cross (GBE). Vor 25 Jahren wird McCartney vom MBE (als Teil der Beatles) zum KBE. Der Grund, Überraschung, seine Dienste an der Musik. Aus Paul wird Sir Paul. Aber er ist nicht der einzige Musik-Sir.

Musiker, die zum Ritter geschlagen wurden: Wieso Bob Geldof kein „Sir“ ist

Und nicht der erste. Vorab: Zwei Musiklegenden müssen wir ausklammern. Bob Geldof und Cliff Richard sind zwar Ritter, aber nicht aufgrund ihrer Dienste an der Musik. Geldof erhielt die Ehre 1986 für seinen Einsatz gegen den Welthunger (unter anderem Live-Aid). Außerdem ist Geldof kein „Sir“ – als Ire darf er „nur“ den Namenszusatz KBE tragen. Auch Cliff Richard, der britische Elvis, wurde 1995 nicht für seine musikalischen Leistungen zum Ritter geschlagen, sondern wegen seiner Wohltätigkeitsarbeit. Wenn Sie mich fragen, ist das übrigens auch der bessere Grund. Aber wer fragt mich schon?

Kommen wir also zu den Briten, die so sehr zur Musikgeschichte beigetragen haben, dass man sie in eine Rüstung packt. Wir hatten angedeutet, dass McCartney nicht der erste war, der wegen seiner Dienste an der Musik die große Ehre erhielt. Hier also die Auflösung: Die Queen ernannte George Martin, am besten bekannt für seine Arbeit mit den Beatles, ein Jahr vor Sir Paul. Was auch vollkommen richtig ist, denn wer weiß, wohin McCartneys Karriere ohne den 2016 verstorbenen Beatles-Produzenten verlaufen wäre? Okay, er hätte es vermutlich dennoch zum Star geschafft. Wer kann, der kann.

1997 folgte wie erwähnt McCartney, die Queen schien auf den Geschmack gekommen zu sein. Nur ein Jahr später empfing Elton John die besondere Ehre. Neben seiner Musik wurde er auch für seinen Einsatz und für die LGBT-Community ausgezeichnet. Und, my dear, in seinem Künstlernamen zwischen Sir, Elton und John noch den Namen Hercules drin zu haben, das hat was.

Es ist etwas ganz Besonderes, als Brite zum Ritter geschlagen zu werden. Aber schafft man das als Ausländer, dann muss man schon ein ganz Großer sein. Wir sprechen von Ravi Shankar, seit 2001 KBE (auch er nicht Sir, er spielt im Team Geldof). Auch hier spielten die Beatles eine Rolle, denn Shankar – ein Meister an der Sitar – beeinflusste besonders George Harrison und andere Rocker der 60er-Jahre.

Es funktioniert nicht, dass man einen Text über das britische Adelshaus und Musiker schreibt, ohne Klatsch und Tratsch zu bemühen. Also, schalten wir kurz zu unserem Adelsexperten C. Thome für eine Sondersendung mit dem bekanntesten Gerücht rund um die Ernennung von Musikern zu Rittern.

Die Queen und Mick Jagger – eine besondere Beziehung

2003 wurde Mick Jagger ausgezeichnet. Aber, als bisher einziger Musiker dieser Liste, nicht von der Queen. Geschichten erzählen sich bis heute, dass die Queen nicht der Meinung gewesen sei, dass Jagger die Auszeichnung verdiene. Sie soll einen kleineren medizinischen Eingriff auf diesen Tag gelegt haben, damit Prinz Charles die Amtsgeschäfte übernimmt. Bestätigen lässt sich das natürlich nicht (außer die Queen würde es zugeben, wow, welch einen Stones-Shitstorm würde sie ernten). Jaggers mürrischer Blick als er den Buckingham Palace verließ, spricht jedoch Bände. Im gleichen Jahr lehnte David Bowie den Ritterschlag übrigens ab. Das sei nicht, wofür er gearbeitet habe.

 Schaut nicht wie ein glücklicher Ritter: Mick Jagger vor seiner Ehrung im Jahr 2003.

Schaut nicht wie ein glücklicher Ritter: Mick Jagger vor seiner Ehrung im Jahr 2003.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/Matthew_Fearn

Fassen wir uns bei den nächsten Rittern kürzer. Bei Bono (2007) mache ich die Queen: Der U2-Frontmann hat es nicht verdient. Van Morrison wird seit 2016 mit Sir angesprochen, als Nordire hat das Bob Geldof voraus. Im gleichen Jahr erhielt Rod Stewart die besondere Ehre, ein Jahr später Ray Davies (The Kinks). 2018 folgten Ringo Starr (Mensch, alles voller Beatles in diesem Text) und Barry Gibb.

Dass Brian May und Jimmy Page bis heute auf eine Auszeichnung warten, die Bono erhalten hat, ist ein Skandal. Aber was wäre ein Text über das Königshaus und Musiker ohne einen Skandal?

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