Konzerte Große Namen – kleine Zuhörer

Luxemburg · Die Philharmonie Luxemburg hat ihr Programm für die Saison 2018/19 vorgestellt. Es räumt dem jungen Publikum viel Raum ein.

 Zu den Künstlern der nächsten Saison in der Philharmonie Luxemburg gehören der belgische Dirigent Philippe Herreweghe, ...

Zu den Künstlern der nächsten Saison in der Philharmonie Luxemburg gehören der belgische Dirigent Philippe Herreweghe, ...

Foto: TV/Philharmonie

  Auf Inszenierungen versteht sich die Philharmonie ja, vor allem wenn die in eigener Sache stattfindet. Jedenfalls war bei der Vorstellung des neuen Jahresprogramms das Studio im Untergeschoss fast voll, vor den Reihen standen dekorative Café-Tische, und im Hintergrund vor der Projektionsleinwand hatte das Philharmonie-Team mit Direktor Stephan Gehmacher und der luxemburgische Staatssekretär Guy Arendt auf den bereitstehenden Stühlen Platz genommen.  Auf der Leinwand fand dann mit nacheinander gezeigten, großformatigen Porträtfotos eine Art Rendezvous der Stars statt. Die werden in der Tat wieder zahlreich erscheinen im Haus auf dem Luxemburger Kirchberg.

Rahmen der Veranstaltung waren übrigens zwei Auftritte des „Quatour Beat“, die mit Holzschlägeln geräuschvoll und doch höchst musikalisch agierten.

Erster Zweck einer Jahrespressekonferenz ist das möglichst positive Resümee der abgelaufenen Spielzeit. Regierungsvertreter Guy Arendt bezeichnete die Philharmonie als unverzichtbar für Luxemburg und erwähnte lobend die künstlerische Entwicklung des Orchestre Philharmonique (OPL). Generell ist das OPL nicht nur in den Konzertsälen präsent, sondern auch bei den CD-Produktionen – jüngste Ausgabe ist eine Aufnahme von Mahlers Erster. Philharmonie-Direktor Stephan Gehmacher sagte darauf in Richtung Staatsregierung artig, die Philharmonie sei eben ein verlässlicher Partner.

Zweitens gibt die Jahrespressekonferenz die Gelegenheit, die künftige Spielzeit möglichst attraktiv vorzustellen. Dazu hat die Philharmonie in der Tat alle Möglichkeiten. Die Zahl der großen Künstlerinnen und Künstler, deren Porträt man sukzessive an die Leinwand projizierte, ist in der Tat beachtlich. Nur eine kleine Auswahl: Leonidas Kavakos, Anja Harteros, Simon Keenlyside, Herbert Blomstedt (immerhin schon 92), Cecilia Bartoli, Kirill Petrenko, Bernhard Haitink, Simon Rattle. „Schlag auf Schlag“ kommentierte Gehmacher die Starparade leicht selbstironisch.  Drei „Artists in Residence“ werden außerdem antreten:  die junge chinesisch-amerikanische Pianistin Yuja Wang, Jazz-Allrounder Brad Mehldau und Dirigent Philippe Herreweghe. Der debütiert zwar in der Philharmonie, war aber schon mehrfach bei den Echternacher Festspielen.

Das OPL wird zudem seine schon bislang umfangreiche Reisetätigkeit noch verstärken. 24 auswärtige Konzerte sind für 18/19 geplant, unter anderem in der Hamburger Elbphilharmonie, der Felsenreitschule Salzburg und der Frankfurter Alten Oper – allesamt erstklassige Adressen. Generell zeigte sich das Philharmonie-Leitungsteam äußerst zufrieden mit der Entwicklung, die das OPL unter Gustavo Gimeno nimmt.  Da rückten Fragen wie Gimeno es denn mit Wagner und Strauss halte (OPL-Planungschef Matthew Studdert-Kennedy) in den Hintergrund – zumal Gimeno eher ausweichend antwortete.

Drittes Ziel einer solchen Konferenz ist es, neue Projekte zu präsentieren und den Focus auf Bereiche zu richten, die vom Star-Aufgebot übertönt werden. So wird es auch 2018 wieder die „rainy days“ geben, das kleine Neue-Musik-Festival, diesmal mit dem Thema „get real“ – Neue Musik und Realität. Unter anderem wird auch das exzellente Luxemburger Lucilin-Ensemble dabei sein.

Überhaupt sollen Luxemburger Künstler noch stärker ins Programm aufgenommen werden. Pascal Schumacher beispielsweise wird eine neue Komposition vorstellen, Gast Waltzing kehrt als Komponist und Dirigent zurück, Pianistin  Cathy Krier musiziert bei „Yoga at the Phil“,  Jazz und Pop bleiben präsent  und die jungen „rising stars“ gleichfalls. Die Zusammenarbeit mit der Fondation EME bleibt erhalten. Die Einrichtung (ecouter pour mieux s’entendre; zuhören, um einander besser zu verstehen) strebt die Inklusion Behinderter über Musik an und besteht jetzt zehnJahre.

 ... und die chinesische Pianistin Yuja Wang.

... und die chinesische Pianistin Yuja Wang.

Foto: TV/Philharmonie
 ... der chinesische Pianist Lang Lang, ...

... der chinesische Pianist Lang Lang, ...

Foto: TV/Philharmonie
 ... die italienisch-österreichische Koloratur-Mezzosopranistin Cecilia Bartoli ...

... die italienisch-österreichische Koloratur-Mezzosopranistin Cecilia Bartoli ...

Foto: TV/Philharmonie

Ein zentrales Projekt der Philharmonie indessen sind die zahlreichen Veranstaltungen für junges Publikum. Auch atlantico „das Festival der warmen Klänge und sommerlichen Farben“, so der Pressetext, richtet sich vor allem an Musikfreunde, die sich im klassischen Konzertbetrieb nicht zu Hause fühlen. Pascal Sticklies, trotz seines augenscheinlich eher jugendlichen Alters „Senior Manager Education“ stellte insgesamt neun eigene Produktionen vor – unter anderem mit den Dauerbrennern „Zauberer von Oos“ und „Sofies Welt“. Immerhin: Ein Fünftel des gesamten Produktions-Etats in der Philharmonie geht in diesen Bereich, Tendenz steigend. Und das Konzept kommt an. Stefan Gehmacher: „Wir erweitern ständig das Angebot und trotzdem haben wir Schwierigkeiten, alle Interessenten aufzunehmen.“  Was bleibt, ist das Versprechen, auch künftig die Kapazitäten weiter zu erhöhen, auch Platz zu bieten für Besucher aus der Trierer Region. Jedenfalls setzt Luxemburg eindeutig auf die musikalische Jugend.

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