Konzert Vertieft in den Konzertgenuss

Trier · Die französischen Komponisten Ravel, Debussy und Jolivet standen im Trierer Jesuitenkolleg auf dem ungewöhnlichen Programm von „Klassik um Elf“.

  
  
  
 Die Kammermusiker des philharmonischen Orchesters Trier spielen bei „Klassik um Elf“ im Jesuitenkolleg.

Die Kammermusiker des philharmonischen Orchesters Trier spielen bei „Klassik um Elf“ im Jesuitenkolleg.

Foto: Dirk Tenbrock

Normalerweise stehen bei der Konzertreihe „Klassik um Elf“ des Theaters Trier in der prächtigen Promotionsaula des Jesuitenkollegs die Wiener Klassiker und der Barock im Mittelpunkt: Es gibt einige kleine, kammermusikalische Appetithappen, und nach einer Stunde verlassen die Zuschauer beschwingt den Saal, bereit, den Rest des Sonntags fröhlich zu genießen.

Beim ersten Konzert der Reihe in der neuen Spielzeit jedoch hatte Musikdramaturg Malte Kühn ein veritables Menu „à la française“ vorbereitet. Das durfte dann auch mal fast 90 Minuten dauern. Die 120 Zuhörer jedenfalls erfreute das, sie spendeten großzügig Applaus. Und das auch, weil auf einen „Chefkoch“, nämlich den Dirigenten, verzichtet wurde. Die acht Mitglieder des Philharmonischen Orchesters sind als Brigade in unterschiedlichen Besetzungen so eingespielt, dass es dessen auch nicht bedurfte.

Im Zentrum, und hier in voller Besetzung, steht das „Introduction et Allegro“ von Maurice Ravel (1875-1937). Hier darf und kann sich die neue Harfenistin Johanna Solbes mit der vollen Bandbreite ihres Könnens profilieren, sie tut das mit Bravour. Die Harfe perlt und die Violinen singen, keine Dissonanz trübt die Stimmung, das Publikum entspannt sich.

Zuvor, beim „Chant de Linos“ von André Jolivet (1905-1974) hatte Christoph Riemenschneider mit virtuosem Flötenspiel den Ton angegeben. Das von dynamischen Variationen und unregelmäßiger Phrasierung geprägte Stück hatte spürbar für Spannung im Parkett gesorgt; laut Jolivet ein „altgriechischer Trauergesang“, angelehnt an den Orpheus-Mythos.

Mythisch war schon der Auftakt, Claude Debussys (1862-1918), mitten im Ersten Weltkrieg geschriebene Sonate für Flöte, Bratsche und Harfe. In Bezug zur Zeit des Barock und Rokoko stehend, sanft, getragen, zart, dann wieder durchaus tanzbar. Hier klingt die Harfe mal wie ein Cembalo, dann wieder wie eine Gitarre mit Einflüssen von der iberischen Halbinsel.

Zum Ausklang dann wieder Ravel, das Streichquartett F-Dur op. 15, vorgetragen vom Albana-Quartett aus den Reihen des Orchesters. Dessen Rhythmik verleitet das Publikum, sich darin zu vertiefen. Die konzentrierte Wahrnehmung entlädt sich in starkem Applaus. Experiment geglückt!

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