Konzerte Rockiger Folk mit Humor serviert

Saarburg · Einen wunderbaren Start nach langer Pause bringen Ezio aus England auf die Saarburger Open-Air-Bühne.

 Gegensätze ziehen sich an: Booga und Ezio (rechts) sind nicht nur während ihres Konzerts in Saarburg wie Topf und Deckel.

Gegensätze ziehen sich an: Booga und Ezio (rechts) sind nicht nur während ihres Konzerts in Saarburg wie Topf und Deckel.

Foto: Dirk Tenbrock

Wenn Ezio Lunedi und Mark „Booga“ Fowell ein Konzert spielen, dann sind sie immer ein bisschen wie Feuer und Wasser, Himmel und Erde, manchmal auch wie Laurel und Hardy. Ezio ist der energetische, hibbelige Mastermind und Booga der große, massige Stoiker.

Das ist eine Kombination, die seit Jahrzehnten bestens funktioniert, auch in der Region war das englische Pop-Folk-Duo schon häufig zu Gast. Sie haben einen guten Draht zu Veranstalter Christof Kramp (Agentur Station K), der sich in diesem Seuchen-Jahr mit vielfältigen Open-Air-Konzerten auf dem alten Schießstand der französischen Kaserne besonders hervortut.

Rund 120 Zuschauer lassen sich diesmal auf den mit Abstand gestellten Stühlen nieder, überwiegend Wiederholungstäter. Die Masken tragen alle klaglos. Ezio hat eine treue Fangemeinde vor Ort. Er ist froh, dass er nach sechs Monaten Pause wieder auf der Bühne stehen kann, dies ist erste der zweite Gig danach. Das veranlasst ihn zu der scherzhaften Befürchtung, dass sie „shambles“, durcheinander sein könnten, diese Sorge ist allerdings kokett.

Wie gewohnt ziehen die beiden ihr Programm, nur mit den beiden Gitarren und Ezios Gesang, routiniert durch. Überhaupt ist Ezio blendend und zu Scherzen aufgelegt. Als sich die Dunkelheit über den Festplatz senkt und er das Publikum nicht mehr sehen kann, imaginiert er einfach eine schwedische Damen-Volleyballmannschaft dort unten. Natürlich nackt. Überhaupt nackt. Seit er eine deutsche Freundin hat (die amüsiert im Publikum sitzt), hat sich seine doppelt prüde Erziehung (die Kombi von italienisch-erzkatholisch und englisch vergleicht er mit zwei Unterhosen, die er übereinander trägt) in Luft aufgelöst: „Sauna, oben ohne, alles kein Problem!“ Sogar deutsche Koseworte für des Mannes bestes Stück habe er gelernt. Nur mit der Aussprache und Anwendung will es nicht so richtig klappen. Ein „Schneudel“ ist für ihn dann eben auch mal ein Smartphone-Ladekabel. Das mag zotig klingen, kommt aber aus dem Mund des charmanten Italo-Briten keineswegs so an.

Und, wie gesagt: Die Freundin lacht sich eins. Auch die Zuschauer biegen sich vor Lachen. Und sie wiegen sich auch: Nämlich im Takt der treibenden Gitarren, beispielsweise bei „Hotel-Motel“, wo Ezio von seinen Tournee-Erfahrungen singt. Dass eine Band nur mit Akustik- und Elektrogitarre funktioniert, beweisen die beiden seit dreißig Jahren, die Songs sind mal rockig, mal balladesk. Blindes Verständnis herrscht. Wenn der „He is super laid back“-Booga virtuos seine Finger über die Saiten fliegen lässt, bleibt selbst Ezio die Spucke weg und er verbeugt sich vor seinem Mitstreiter.

Die Fans handgemachter Gitarrenmusik feiern das zweistündige Konzert mit viel Applaus, bevor sie, begleitet vom Zirpen der Grillen, in die schwarze Nacht abziehen.

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