Konzert „Gute Nachrichten aus Peking für das Grenzland“
Trier · Mit einem chinesischen Dirigenten und dessen Programm schlägt das 5. Sinfoniekonzert des Theaters Trier eine Brücke zwischen dem Land der Mitte und Europa. Das Publikum im ausverkauften Haus ist begeistert.
Das war ein Abend voller Spielfreude, Vitalität und energischem Zugriff. Aus der Trierer Partnerstadt Xiamen war Renchang Fu angereist, um im Theater das 5. Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier zu leiten. Der chinesische Dirigent hatte ein Programm mitgebracht, das schwungvoll die Brücke zwischen dem Reich der Mitte und Europa schlug. Dabei begeisterte der Orchesterchef durch mitreißende Lebendigkeit, Schärfe und Konsequenz.
„Good news from Beijing to the Borderland“ (Gute Nachrichten aus Peking für das Grenzland) verkündeten die Musiker passend zu Beginn, auch wenn die Römerstadt aus chinesischer Sicht nicht gerade Grenzland, aber immerhin Partnerstadt ist. Wie Beethoven hörte sich eingangs der chinesische Aufruf zur Freude von Zheng Lu & Ma Hongye an, der anschließend in eine an Militärmusik erinnernde Fröhlichkeit umschwenkte. Wobei das Blech gewaltig auftrug. In Butterflys feinsinniges Blütenreich nahmen das Publikum die transparenten Klänge von Li Wenpings „Jasmine Flower“ (Jasminblüte) mit. Zum Pferderennen in die Mongolei ging es in Huang Haihuhais Komposition „Horse Racing“, arrangiert von Renchang Fu. Mit galoppierenden Geigen und dem Hufgetrappel des Schlagwerks präsentierten sich die Trierer Musiker als meisterliche Lautmaler.
Piotr Iljitsch Tschaikowskis einziges Violinkonzert D-Dur op.35, entstanden aus der Lebensfreude des Frischverliebten, ist nicht nur ein Paradestück für jeden Geiger. Mit seiner Zerrissenheit und seiner Süße wird es auch schnell zum Killer. Mit emotionaler Kraft und technischem Können, aber ohne Schmalz ging Edwin E.S. Kim das berühmte Konzert an. Dabei war ihm das Orchester ein präsenter Dialogpartner. Als Innenschau und mit ungeheurer Dringlichkeit legte der koreanische Geiger das Seelenleben der Musik frei. Spannungsvoll und nachdenklich erklangen die Kadenzen. Auch wenn Kim ein hochtalentierter, bisweilen etwas zu routinierter Virtuose ist, wie einmal mehr die mörderische Ballade von Ysaye als Zugabe zeigte: Am eindringlichsten war in Trier seine Klangsinnlichkeit zu erleben, seine bewegende Innerlichkeit, aus deren Tiefe sein Spiel die Widersprüche des Gefühls veräußerte.
Zum Ende Robert Schumanns Sinfonie Nr.4 d-Moll, in der zweiten Fassung. Dynamisch, allerdings auch recht handfest spielten die hochengagierten Musiker. Deutlich lag die Betonung auf dem Blech und dem vollen Klang. Da winkte schon götterdämmernd Richard Wagner. Begeisterter Applaus im vollen Haus.