Serie Spot an! Neue Schau im Landesmuseum Trier - Das echte Leben der Römer

Trier · Essen, baden, wohnen, sterben. Ab Ende August zeigt das Landesmuseum eine Ausstellung über den Alltag in der römischen Metropole. Vieles davon überrascht. Hier eine kleine Vorschau –  sie ist der erste Teil einer TV-Serie über die spannendsten Stücke und Geschichten der Schau.

 Bunter Marmor, hohe Decken, schicke Fliesen und neueste Technik. Die Barbarathermen: So könnte die zweitgrößte Badeanlage des Römischen Reiches von innen ausgesehen haben.

Bunter Marmor, hohe Decken, schicke Fliesen und neueste Technik. Die Barbarathermen: So könnte die zweitgrößte Badeanlage des Römischen Reiches von innen ausgesehen haben.

Foto: Dießenbacher Informationsmedien, Xanten

Täglich laufen Tausende Trierer an Resten römischen Lebens vorbei – an Thermen, Thronsaal oder Amphitheater. Doch wie dieses Leben in der einst größten Metropole nördlich der Alpen wirklich aussah – wie die Menschen wohnten, arbeiteten, aßen, ihre Freizeit verbrachten, sich wuschen, Götter verehrten oder zur Toilette gingen, das wissen nur die wenigsten.

Eine Wissenslücke, die schon sehr bald geschlossen werden kann: Für die ab dem 31. August zu sehende Ausstellung „Spot an! Szenen einer römischen Stadt“ rückt das Rheinische Landesmuseum 120 Exponate ins Rampenlicht, die zum Teil noch niemals gezeigt wurden. Sie gehören zu den zehn bis elf Millionen Funden, die in den Depots des Hauses lagern – und wie alle Teile der täglich wachsenden Sammlung aus eigenen Grabungen stammen. Manche lassen tief ins Alltagsleben der einfachen Bevölkerung blicken, andere zeugen vom Prunk des kaiserlichen Hofes. Nicht nur Exponate, sondern auch großformatige Illustrationen, Texte und sieben animierte Filme sollen die Besucher auf 550 Quadratmetern Ausstellungsfläche in das antike Leben und die prunkvolle Metropole entführen.

Zu den Themen der Schau zählen neben dem Stadtleben die oft recht blutige antike Unterhaltung, Götterverehrung und  Ingenieurskunst, der prächtige Kaiserhof, Wohnen sowie Tod und Bestattung. Und zwar nicht einfach in irgendeiner römischen Stadt, sondern in einer antiken Metropole. Denn das war die Kaiserresidenz mit ihren 40 000 Einwohnern damals.  „Hier ging richtig die Post ab“, sagt Kuratorin Korana Deppmeyer. Vor „öden archäologischen Texten“ brauche sich niemand zu fürchten. Stattdessen werden Geschichten erzählt.

So erzählt eine Haarnadel, wie sie in den Abflüssen der Barbara­thermen zuhauf gefunden wurden, die Geschichte einer Triererin, die in der zweitgrößten Thermenanlage des Römischen Reiches baden geht. „Das war ein Prunk-Luxus-Spa – sechs Fußballfelder groß“, sagt Deppmeyer. Eine Anlage, die allerdings nicht nur der Körperpflege und dem Sport diente. Man habe sich dort getroffen, um Klatsch und Tratsch auszutauschen, Geschäfte abzuschließen, sich ärztlich versorgen oder massieren zu lassen – und wenn man hungrig wurde, ging man einfach in eines der Restaurants. Die Damen wahrscheinlich am Vormittag, die Herren am Nachmittag. So prunkvoll die mit buntem Marmor verzierten Thermen auch waren – der Eintrittspreis war erschwinglich. Und der Besuch eine Notwendigkeit. Denn anders als die Villen der Reichen hatten die Häuser des einfachen Volks meist kein Bad, kein fließend Wasser und keine Toilette.

Apropos: Besonders still waren die antiken Örtchen nicht. Nicht selten saßen 20 Leute gemeinsam auf der Latrine und diskutierten, während unter ihnen das Wasser im Kanal rauschte. So ausgeklügelt die antike Trinkwasserzufuhr auch war – ein 13 Kilometer langes Aquädukt versorgte Trier mit klarem Wasser aus der Ruwer – das Abwasser wurde völlig ungereinigt in die Mosel geleitet.

Naja. Dafür waren die Römer in anderen Dingen supermodern. Wer glaubt, schnelles Essen auf die Hand sei eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, irrt gewaltig. „In der Antike war es sehr viel üblicher, Fast Food zu essen“, sagt Deppmeyer. An jeder Ecke habe es kleine Garküchen gegeben. Sicher auch im Amphitheater, wo bis zu 18 000 Menschen verfolgen konnten, wie morgens exotische Tiere aufeinander losgingen, mittags Christen unbewaffnet gegen Bären oder Löwen kämpfen mussten, ehe abends dann – wie aus dem Nichts – die Stars mit der Hebebühne aus dem Untergrund in der Arena auftauchten: die Gladiatoren. „Man muss sich das vorstellen wie Fußballspiele“, sagt die Kuratorin. Genau wie heute wurden massenweise Fanartikel und Souvenirs verkauft, die die Gäste noch lange an das blutige Spektakel erinnern würden: Öllämpchen mit Kämpfern oder Tonstatuetten, deren Helm sich hochklappen lässt. „Spaßartikel“, sagt Deppmeyer.  Graffiti zeugen noch heute davon, wie sehr manche Frauen von den muskelbepackten Stars schwärmten.

Das nur mal so zum kleinen Vorgeschmack, denn noch viele andere Überraschungen bietet die Schau. Wer hätte gedacht, dass dort, wo Kleingärtner heute Rosenkohl anbauen, im Trierer Altbachtal einst knapp 80 Tempel standen, dass fast jedes römische Fenster verglast war oder dass die Konstantinbasilika von innen unfassbar bunt war – gelber Marmor aus Tunesien, violetter Porphyr aus Ägypten, Diabas aus der Umgebung ...

In Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Landesmuseum wird der Trierische Volksfreund in den kommenden Wochen besonders spannende Exponate und die dazugehörigen Geschichten vorstellen. Bis zum 26. Januar ist die Schau zu sehen, danach geht sie als Wanderausstellung auf Tournee.

Die Ausstellung ist vom 31. August 2019 bis 26. Januar 2020 im Rheinischen Landemuseum zu sehen. Es gelten die normalen Eintrittspreise des Museums. Auch ein Rahmenprogramm mit Themenführungen, Vorträgen, Workshops und  Veranstaltungen für Familien, Kinder und Schulklassen rund um das römische Leben in Trier wird geboten. Mehr Infos unter www.landesmuseum-trier.de