Klassik Spurensuche im Klang-Gehäuse

Trier · Bei der Concert Lounge am Montagabend im Trierer Theater spielen Generalmusikdirektor Hochstenbach und die Philharmoniker Rachmaninows Zweite Sinfonie.

 Erläutert gestenreich Rachmaninows 2. Sinfonie: Generalmusikdirektor  Jochem Hochstenbach (rechts).

Erläutert gestenreich Rachmaninows 2. Sinfonie: Generalmusikdirektor Jochem Hochstenbach (rechts).

Foto: Martin Möller

Die Stimmung war aufgeräumt. Schon knapp 30 Minuten vor dem Beginn der aktuellen Concert Lounge saßen oder standen die Musikfreunde zu Heiß- oder Kaltgetränken an den Tischen im Foyer. Und der niedrige Geräuschpegel der Gespräche signalisierte: Hier geht es um gepflegte Musikkultur und nicht um musikalischen Populismus oder spektakulär hochgezüchtete Virtuosität. Währenddessen spielte im Philharmonischen Orchester auf der Bühne jede(r) noch einmal heikle Stellen durch. Und es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich alle Gäste im Großen Saal des Theaters eingefunden hatten und die Concert Lounge starten konnte.

Triers GMD Jochem Hochstenbach gehört nicht zu den Musik-Erklärern, die sich bei wirklichen oder scheinbaren Analogien aufhalten. Hochstenbach geht anders vor. Er begibt sich mitten in das imposante Klang-Gehäuse von Rachmaninows Zweiter, entdeckt dort einen auffallenden Stein oder ein besonders schönes Ornament, bemängelt im Finale das ganze Gefüge und bewundert die Bauart im langsamen Satz. Immer wieder greift er charakteristische Details heraus – die bedeutsame melodische Gestalt des Themas in der langsamen Einleitung, den leisen und doch satten Blechbläsersatz im ersten Trio des Scherzo-Satzes, die großen, weit ausladenden Bögen in Kopfsatz und Adagio, die Hochstenbach als Dirigent besonders plastisch herausarbeitet.Ganz nebenbei erfährt der Besucher, was „Col legno“ bedeutet, nämlich den Einsatz mit dem Holz des Streicherbogens.

Während er erklärt und Beispiele am Flügel andeutet, ist Hochstenbach ständig in Bewegung, und die Philharmoniker, anders als im Sinfoniekonzert ohne Verstärkungen, sie nehmen die engagierte, groß dimensionierte Gestik auf in den teils vollständig, teils mit vertretbaren Kürzungen gespielten vier Sätzen dieser Sinfonie.

Für alle, die mehr wissen wollen über Musik und vielleicht ein neues, von der Kulturindustrie unbehelligtes Verständnis von Musik suchen, ist die Concert Lounge der rechte Platz. Eine Anmerkung noch: Vielleicht hätte bei Hochstenbach ein etwas langsameres Sprechtempo der Verständlichkeit gutgetan. Dann wäre das Glück der knapp 100 Besucher ganz bestimmt vollkommen gewesen.

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