Regionale Kultur Stick to your Guns in Trier: Eine Hardcore-Party unter Exfreunden

TRIER · Stick To Your Guns bringt die Sommerbühne im Exhaus zum Beben. Die Hardcore-Band aus Kalifornien appelliert an die rund 600 Fans in Trier – und das nicht nur mit harter Musik.

 Rund 600 Zuschauer feierten auf der Exhaus-Sommerbühne die amerikanischen Hardcore-Bands Stick to your Guns (oben links) und Stray from the Path (mit Sänger Andrew Di Jorio, rechts). Foto: Andreas Feichtner

Rund 600 Zuschauer feierten auf der Exhaus-Sommerbühne die amerikanischen Hardcore-Bands Stick to your Guns (oben links) und Stray from the Path (mit Sänger Andrew Di Jorio, rechts). Foto: Andreas Feichtner

Foto: TV/Andreas Feichtner

Tiefenentspannt und unerkannt schlendert ein Mann im gelben Shirt durch den Innenhof des Exhauses. Plötzlich nähert sich ihm eine Gruppe Jugendlicher, die ihn nach einem Foto fragt – mit Erfolg. Den Fans an  der Sommerbühne wird in diesem Moment klar, dass dieser Mann Jesse Barnett, der Sänger von Stick To Your Guns ist. Der Band, die an diesem Abend für exzessive Stimmung sorgen soll – und wird. Wäre er aufgefallen, wenn ihn diese Gruppe nicht erkannt hätte? Unklar. Es wird deutlich, dass er einer von ihnen ist und genau so viel Lust auf diesen Abend hat wie die 570 Fans auf der Sommerbühne. Und das, obwohl er vor wenigen Minuten vom letzten Gig in Spanien angereist ist.

Die Ruhe vor dem Stick-To-Your-Guns-Sturm. Schon die Vorbands Giver und Stray From The Path überzeugen nicht nur mit harten Klängen, sondern auch mit Botschaften. Sie machen klar, worum es an diesem Abend geht: Zusammenhalt. „Hier wird jeder akzeptiert. Eine Sache, die nicht akzeptiert wird, ist Rassismus“, macht  Andrew Di Jorio, Sänger von Stray From The Path, deutlich. Schon jetzt wird gesprungen, gepogt, Becher und Mengen an Bier fliegen durch die Luft und Menschen surfen auf der Menge.

Der Hauptact legt los. Barnett hat inzwischen sein gelbes Shirt gegen eines mit der Aufschrift „exfreund“ getauscht. Jenes Shirt, das so viele Fans tragen und dessen Erlös direkt in die für den Erhalt der Location wichtigen Baumaßnahmen fließt. Auch dadurch wird deutlich: Jesse Barnett ist einer von ihnen. Spätestens beim zweiten Song rastet die Menge aus. „Nobody“, einer der bekanntesten und kraftvollsten Titel der Band sorgt für Mosh-Pits, Crowdsurfen und dafür, dass die Fans sich die Lunge aus der Seele schreien um „ihren“ Sänger zu unterstützen. Über das gesamte Konzert steht die Band fast zu keiner Zeit alleine auf der Bühne. Die unzähligen Crowdsurfer sorgen dafür, dass auch die Bühne allen gehört. „Married to the Noise“, einen Song vom neuen Album, kündigt Barnett als „Lovesong“ an. Ein Liebeslied vom Exfreund. Er macht darin seine Liebe für den Lärm deutlich – für den er selbst verantwortlich ist. Wie er selbst erklärt, sollte die Show eigentlich im Balkensaal stattfinden, doch die Fans haben „das Ding in um die 20 Stunden ausverkauft“. Der Veranstalter musste auf die Sommerbühne ausweichen. Aus der Sicht des Sängers ein „guter Kompromiss“, für die Fans bei gutem Wetter ein Grund mehr zu feiern.

 Hände hoch, Füße auch: Bei Stick to Your Guns – hier mit Gitarrist Josh James – ging es auf und vor der Sommerbühne richtig ab.  Foto: Andreas Feichtner

Hände hoch, Füße auch: Bei Stick to Your Guns – hier mit Gitarrist Josh James – ging es auf und vor der Sommerbühne richtig ab. Foto: Andreas Feichtner

Foto: TV/Andreas Feichtner
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Foto: TV/Andreas Feichtner
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Foto: TV/Andreas Feichtner

Das Konzert hat – wie in diesem Genre üblich – einen ganz besonderen Charme: Im einen Moment eskaliert die Menge, nur wenige Sekunden später lauscht sie tiefgründigen Nachrichten und Appellen der Band. Hilfsprojekte, Tiersterben, der Glaube an sich selbst: Stick To Your Guns tut alles dafür, ihre Botschaften zu verbreiten. Erfolgreich. Auch für die Rettung des Exhauses setzt Barnett sich öffentlich ein. „Es ist nicht wichtig, was das Exhaus für uns Bands bedeutet. Wichtig ist nur, was es euch bedeutet. Wenn es euch etwas bedeutet, dann tut alles, was in eurer Kraft steht, um es zu erhalten“, richtet er einen Appell an die Menge. Danach geht der Abriss weiter. Besonders beim vorletzten Lied verlieren endgültig alle 570 Fans ihre Beherrschung und schreien den Refrain „Forever us against them all“ in den Nachthimmel. Eine Textpassage, die kein Autor besser auf diesen Abend hätte anpassen können. „Für immer wir gegen alle anderen“ – die Band schafft es, einen Spirit in die Luft zu legen, der untermauert: Mit Zusammenhalt können Menschen alles schaffen – auch das Exhaus retten. Wichtiger kann eine Botschaft nicht sein.

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