Ausstellung Zum Träumen auf die Matte: So wirken zwei Klangausstellungen der Open-Expo in der Tufa

Trier · Als Open-Expo präsentiert die Tufa zwei die Fantasie anregende Klangkunstausstellungen.

 Skurrile Gestalt aus Christine Faustens „Dormitorium“.

Skurrile Gestalt aus Christine Faustens „Dormitorium“.

Foto: Eva-Maria Reuther

(er) „Was schläft wohl im Schlafe, und was wacht?  Worüber Franz Grillparzer in seinem Drama „Der Traum ein Leben“  nachdachte, wird dieser Tage neuerlich im ersten Obergeschoss der Tufa verhandelt. Dort hat Christine Fausten ihr „Dormitorium“ eingerichtet. Die sehenswerte  Rauminstallation ist Teil der Open-Expo, der Ausstellung zum Internationalen Festival für Aktuelle Klangkunst Opening 22 (der TV berichtete).

Die Schweizerin ist mit ihrem Werk nicht zum ersten Mal in Trier. Vor einigen Jahren waren Arbeiten von ihr bereits in der Galerie Junge Kunst zu sehen. Als Dormitorium  wurde ursprünglich der Schlafsaal mittelalterlicher Klöster bezeichnet, in dem die Mönche gemeinsam nächtigten. Keine Kleriker liegen allerdings auf den Matten aus bunten Stoffrollen und -bahnen, aus denen die  Lagerstätten in Christine Faustens Schlafsaal bestehen. Der Raum ist vielmehr als Ruheraum für Besucher gedacht. Beim Anblick der hängenden schwebenden Objekte sollen sie sich erholen und sozusagen aus der Welt wegträumen. Dazu erklingen  aus dem Off  Verse von Friedrich Hölderlin in der Vertonung von Josef  Matthias Hauer. Durchaus schlüssig: Fand doch der schwäbische Dichter  im Schlaf Erquickung und im Traum seinen Fluchtort.

Soweit das quasi therapeutische Konzept, das umso aktueller ist in Zeiten, in denen die Matte als Entspannungs-und Meditationsort ausgesprochen angesagt ist. Aber eigentlich ist das soziodynamische Konzept gar  nicht nötig. Die Installation  an sich bietet ohne Mitmach-Effekt ein wesentlich stärkeres Bild. Die in Basel lebende Künstlerin hat ein hochpoetisches Traumland geschaffen, das ein buntes Völkchen besetzt, dessen Gestalten allesamt aussehen, als ob sie einem Märchen oder einer Spukgeschichte der Romantik entstammten. Selbst die als Wächter gedachten Figuren sind Zwitter aus Traum und Alptraum. Es ist ein skurrile Welt phantastischer, zum Teil grotesker Wesen, die weder Mensch noch Tier sind und dennoch beides. Ein Ort an dem sich Vorstellung und Welterfahrung verschränken und in dessen Klängen, Bildern und Gestalten sich all  die Ungereimtheiten, Sinnestäuschungen und Phantastereien, sowie jenes Kinderseelenleben zu verdichten scheinen, von denen Psycho-Vater Sigmund Freud in seiner Traumdeutung  spricht. Es ist, als ob über den leeren Matten die Träume Gestalt angenommen hätten und aus den unscharfen Tiefen des Unterbewusstseins hervorgetreten seien. Über die Jahre ist  Christine Faustens Bildsprache  und ihre Lust am Fabulieren in Form und Farbe unverändert phantasievoll geblieben. Präziser, vielfältiger und detailreicher  ist sie in der ästhetischen Formulierung geworden. Mit ihren feinen Stickereien,  den farbenfrohen Stoffmustern und  den Softplastiken kann man  ihre Kunst durchaus als weiblich bezeichnen.  Das „Dormitorium“ ist jedenfalls ein Raum, in dem Besucher in Wachträumen ihre Fantasie zum Klingen bringen können, ob sie sich nun auf der Matte  niederlassen oder nicht.

Ein Stockwerk höher im ersten Obergeschoss wird ein anderes Raumerlebnis geboten. Ein minimalistisches  Gewirk aus feinen weißen Schnüren hat die Klarinettistin Germaine Sijstermans im Großen Ausstellungssaal im zweiten Obergeschoss verspannt. Sie sind Teil des Projekts „KAII, Installation + Klangraum“. Man mag  die Fadenverläufe als Bild gewordene Komposition aus  Tonlinien verstehen. Ein feinsinniges ästhetisches Erlebnis sind sie allemal. Der Klangraum muss allerdings im Kopf entstehen. Da die dazugehörigen Musiker mit ihrer Musik regulär  nicht vor Ort sind.

 Skurrile Gestalt aus Christine Faustens „Dormitorium“.

Skurrile Gestalt aus Christine Faustens „Dormitorium“.

Foto: Eva-Maria Reuther

Die Open-Expo geht noch bis zum 13. März. Öffnungszeiten auf tufa-trier.de

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