Unterm Strich – die Kulturwoche, betrachtet von Rainer Nolden Von Satirikern, Ruheständlern und Blutspendern

Wilhelm Bendow, deutscher Komiker, Schauspieler, Kabarettist und nie outgekommener Homosexueller, lebte von 1884 bis 1950 – hatte seine hauptberufliche Zeit also in einer Ära, die nicht gerade künstlerfreundlich war, wenn die Künstler nicht gefügig waren.

 US-Schauspieler Alec Baldwin. 

US-Schauspieler Alec Baldwin. 

Foto: dpa/Alec Tabak

Kurzzeitig in Erinnerung zurückgerufen wurde er 22 Jahre nach seinem Tod, als Loriot zu seinem Sketch „Auf der Rennbahn“ zwei Knollenmännchen agieren ließ („Wo laufen sie denn?“). Sein eigenes Kabarett „Bendows bunte Bühne“ musste er bereits 1934 schließen, weil gewisse Leute seine Witze nicht witzig fanden. „Mein Führer und ich, wir verstehen uns nicht besonders“, kommentierte er das vorzeitige Aus seines Satirehauses.

Ein ähnliches Argument könnte, gut 80 Jahre später und einen Erdteil weit entfernt, auch der Schauspieler Alex Baldwin vorbringen, der in der „Saturday Night Show“ des Senders NBC regelmäßig seinen Führer, Pardon, „Präsidenten“ persifliert. Dieser, mit ebenso wenig Geist wie Humor bestückt (für dessen Vorhandensein ein gewisses Maß an Intelligenz notwendig ist), findet das naturgemäß gar nicht komisch und überlegte öffentlich unverblümt, wieso „ein Sender mit so einem Programm ohne Vergeltung“ davonkommen könne. Daraufhin sei Baldwin gefragt worden, ob er nicht um sein und das Wohlergehen seiner Familie fürchte, könnten gewisse Anhänger des Unzurechnungsfähigen diesen Satz doch als präsidialen Auftrag interpretieren. Baldwin ist, bei allem berechtigten Unwohlsein, allerdings nicht bereit, klein beizugeben. Im Gegensatz zu Bendow, der 1934 nicht wissen konnte, dass der entsetzliche Spuk noch elf weitere Jahre dauern würde, kann der US-Schauspieler davon ausgehen, dass in 21 Monaten in den USA wieder die Normalität Einzug halten wird. Die paar Tage wird ein Mann seines Kalibers mit zusammengebissenen Zähnen durchhalten können – und samstags mit blonder Perücke.

88 Jahre sind eigentlich kein Grund, vorzeitig in Ruhestand zu gehen. Bill Ramsey tut es trotzdem. Gut 30 Jahre lang hat der Sänger im Hessischen Rundfunk eine Jazzsendung moderiert. Am 1. März wird im Hörfunk die letzte Ausgabe von „hr2-Swingtime“ mit dem Entertainer und Sänger gesendet (Beginn: 22.30 Uhr) – tatsächlich aus Altersgründen, wie der Sender in Frankfurt mitteilte. Mitte April feiert der US-Amerikaner seinen Schnapszahl-Geburtstag. Ramsey, der heute in Hamburg lebt, kam nach dem Zweiten Weltkrieg als US-Soldat 1951 nach Deutschland, wo er als Jazzsänger in Frankfurter Army-Clubs auf der Bühne stand. Den Deutschen wurde der Mann  mit der markanten Stimme aber vor allem mit Schlagern wie „Wumba-Tumba Schokoladeneisverkäufer“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ bekannt. Ramseys große Liebe gehörte jedoch immer dem Jazz.

Fans der Fantasy-Serie „Games of Thrones“ können ab sofort ihr Herzblut in die Reihe stecken. Und das in des Wortes wahrster Bedeutung. Der US-Bezahlsender HBO und das amerikanische Rote Kreuz haben die Zuschauer nämlich zum Blutspenden aufgerufen. „Bluten für den Thron“ heißt die Aktion. Für alle US-Bürger, die zwischen dem 7. und 12. März in bestimmten Rot-Kreuz-Stationen Blut spenden, soll es ein Fan-T-Shirt und einen Sticker geben. Teilnehmer, die bis zum 17. März spenden, nehmen laut den Veranstaltern zudem automatisch an einem Gewinnspiel teil, bei dem ein Trip zur Weltpremiere der achten und letzten „Game of Thrones“-Staffel am 14. April ausgelost wird.

Auch die Fans aus anderen Ländern sollen an der Aktion teilnehmen können – allerdings steht Deutschland nicht auf der Liste. Ob das – in vorauseilendem Gehorsam der Akteure – mit der Abneigung ihres „Präsidenten“ auf alles Deutsche zu tun hat, ist nicht bekannt. Was soll’s! Getreu dem Motto „Deutsches Blut für deutsche Serien“ werden wir für den „Tatort“ spenden. Die brauchen ja auch immer eine Menge von dem ganz besonderen Saft! no/dpa

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